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So fahren Kinder sicher auf dem Rad mit

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Wettstreit der Konzepte: Wie transportieren Eltern ihren Nachwuchs am besten? Die zwei gängigsten Methoden sind der Sitz auf dem Gepäckträger und der Fahrrad-Anhänger. Foto: Tobias Hase
Wettstreit der Konzepte: Wie transportieren Eltern ihren Nachwuchs am besten? Die zwei gängigsten Methoden sind der Sitz auf dem Gepäckträger und der Fahrrad-Anhänger. Foto: Tobias Hase © Tobias Hase

Gerade in verstopften Großstädten entscheiden sich viele längst für das Fahrrad, um zwischen Zuhause, Büro und Kindergarten zu pendeln. Ob der Nachwuchs dabei im Sitz auf dem Gepäckträger oder im Anhänger mitfahren soll, ist gar nicht so leicht zu entscheiden.

Berlin/Göttingen (dpa/tmn) - David Koßmann braucht zwei Handgriffe, um bei seinem Fahrradanhänger das Fahrrad auszubauen und das Gestell zusammenzuklappen. «Dann passt das Ding hinter die Tür», sagt der Familienvater, der oft mit Rad und Anhänger unterwegs ist.

Und er stellt sich beim Pressedienst Fahrrad auch beruflich die Frage: Sollten Eltern ihre Kinder besser auf dem Fahrrad mitnehmen - oder hinten dran? Für Koßmann und seine Kollegen geht nichts über den Anhänger. Der sei deutlich sicherer und das Fahrverhalten damit viel stabiler, sagt er. «Und wenn das Fahrrad umkippt, passiert dem Anhänger nichts.» Es ließe sich zudem nicht nur ein Kind transportieren, sondern je nach Modell auch zwei und zusätzlich noch die Einkäufe.

Die meisten Anhänger lassen nicht nur mit dem Fahrrad kombinieren. Sie sind auch als Kinderwagen einsetzbar, können zum Joggen mitgenommen werden und mit dem richtigen Zubehör sogar auf die Skipiste. Außerdem lassen sich auf dem Gepäckträger des Rades auch trotz Anhänger weiterhin Taschen montieren. Und wenn Papa einen Rucksack trägt, muss das Kind nicht dauernd zur Seite schauen.

Viele Eltern haben Respekt vor einem Anhänger. Passe ich damit überall durch? Wie ist das in den Kurven? Wird mein Kind da nicht übersehen? Koßmann rät, den zu jedem Anhänger gelieferten Wimpel in Signalfarbe zu montieren. «Der leuchtet auf Kopfhöhe von Fahrradfahrern, und dann wird der Anhänger ganz sicher nicht übersehen.» Das Fahrverhalten könnten Eltern vorab auch ohne Kind üben. «Einfach mal mit einem Sack Blumenerde hintendrin ein paar Runden drehen und die Kurven ausprobieren.» Anders als beim Kindersitz passt ein Anhänger an so gut wie jedes Rad. Ausnahme: Carbonräder. Für die sei die Belastung in den meisten Fällen zu hoch - wobei ein umgebautes ehemaliges Sportgerät meistens auch bei einem Kindersitz schon schlappmacht.

Der Anhänger ist dem Sitz auf dem Gepäckträger in Sachen Sicherheit überlegen - ein bisschen jedenfalls. Das bestätigt auch René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Crashtest haben demnach ergeben, dass der Anhänger im Falle eines Unfalls eher einfach nur zur Seite gedrückt wird. Gegen den Fahrradsitz sprach in solchen Untersuchungen die Fallhöhe. «Ein Kindersitz ist aber keineswegs per se unsicher», sagt Filippek. «Sowohl Anhänger als auch Sitz können guten Gewissens verwendet werden.» Einen Helm sollte das Kind allen Experten zufolge in beiden Fällen tragen.

Auf deutschen Straßen sind die Fahrradsitze gegenüber den Anhängern deutlich in der Überzahl. Das liegt zum einen am Preis. Während ein Anhänger im günstigsten Fall etwa 350 bis 400 Euro kostet, sind die Sitze schon für rund 150 Euro zu haben. «Viele Eltern haben auch keinen Abstellplatz für einen Anhänger und entscheiden sich deshalb für einen Sitz», sagt Filippek. Weiteres Plus: Auf dem Sitz kann sich ein Kind schneller bemerkbar machen als im Anhänger.

Wer einen Sitz kauft, sollte darauf achten, dass der Adapter des Modells zum Fahrrad passt. Bei Trapezrahmen, also den zweirohrigen Damenrädern, ist das oft schwierig. Filippek rät, Kind und Rad beim Kauf eines neuen Sitzes direkt mit zum Fachhändler nehmen. Wenn auf zwei Fahrräder jeweils ein zum Sitz passender Adapter geschraubt wird, können sich Mutter und Vater unkompliziert abwechseln. Wichtig bei der Montage: Der Sitz muss ein paar Zentimeter über dem Gepäckträger schweben, damit er Unebenheiten entspannt wegfedern kann. Der Helm des Kindes sollte hinten abgeflacht sein, damit es sich nicht immer anstößt oder der Kopf nach vorne hängt. «Das ist aber bei den meisten Kinderhelmen so», sagt Filippek.

Der Fahrradsitz vorn auf der Stange, wie er vor allem im Osten Deutschland lange üblich war, ist nicht zu empfehlen. Dagegen spricht sich neben den Fahrradverbänden auch der Tüv aus. Hinten ist das Kind demnach besser vor Fahrtwind und Insekten geschützt. «Und Zappelphilippe auf der Stange können es dem Fahrer ganz schön schwermachen, die Balance zu halten», sagt Heidi Atzler vom Tüv Süd. Vorne darf das Kind per Gesetz außerdem nur 15 Kilogramm wiegen, hinten sind 22 erlaubt. «Die Fußstützen sollten bei einem Sitz in der Länge verstellbar sein und Anschnaller haben.»

Aber egal, ob Anhänger oder Sitz: Das Rad sollte immer gut gepflegt sein. Insbesondere die Bremsen, die das zusätzliche Gewicht zuverlässig stoppen müssen, betonen die Experten. Für alle die sich für einen Anhänger entscheiden und vielleicht noch in bergiger Gegend wohnen, könnte es sich sogar lohnen, über ein E-Bike nachzudenken.

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