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Die Wankel-Mutigen: Vor 50 Jahren präsentierte Mercedes den Sportwagen C 111

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Mercedes-Benz auf der Techno Classica 2019: 50 Jahre Markenlegende C 111, Sportwagen-Stars und die Zukunft des Automobils von 1903 bis zum neuen EQC.
Mercedes-Benz auf der Techno Classica 2019: 50 Jahre Markenlegende C 111, Sportwagen-Stars und die Zukunft des Automobils von 1903 bis zum neuen EQC. © Daimler AG

Viel Mut hatten die Mercedes-Macher, als sie 1969 ein futuristisch anmutendes Fahrzeug präsentierten. Der C 111 war ein Sportwagen mit Wankelmotor, lackiert in Orange Metallic, extrem flach und unverkäuflich.

Zwölf Exemplare wurden gebaut und dienten in erster Linie dazu, das Antriebskonzept zu erproben. Bereits seit Beginn der 1960er-Jahre arbeitete Mercedes-Benz an dem von Felix Wankel entwickelten Motor, Höhepunkt war der C 111. Am 15. Juli 1969 fand auf dem Hockenheimring die erste Testfahrt des damals noch als C 101 bezeichneten Mittelmotor-Sportwagens statt. Auf der IAA im September präsentierte Mercedes-Benz dann den Wagen – nun als C 111, da Peugeot die Typbezeichnung 101 geschützt hatte.

Erste Exemplare mit Wankelmotoren

Der erste C 111 wurde von einem Dreischeiben-Wankelmotor mit dreimal 600 Kubikzentimetern angetrieben und hatte 280 PS. In der späteren Version, dem auf dem Genfer Autosalon im März 1970 vorgestellten C 111-II, leistete der Vierscheiben-Motor mit viermal 600 Kubikzentimetern Kammervolumen 350 PS. Bei dem Innovationsträger wurde auch getestet, inwieweit glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) für die Karosserie verwendet werden kann. Diese war – noch eine revolutionäre Neuerung – mit der Rahmen-Bodenanlage (mit integriertem Überrollbügel) verklebt und vernietet, in den seitlichen Rahmenlängsträgern waren zwei Kraftstofftanks für je 60 Liter untergebracht. Nicht zuletzt aufgrund der Ölkrise 1973 entschied sich der Hersteller, das Projekt Wankel-C 111 trotz spektakulärer Fahrleistungen und der Laufruhe dieses Motors nicht weiter zu verfolgen, da hoher Verbrauch und Emissionswerte nicht in den Griff zu bekommen waren. Stattdessen wurden die Sportwagen mit Fünfzylinder-Dieselmotoren und später auch mit einem V8-Ottomotor umgerüstet.

Mit Diesel auf Rekordjagd

Ab 1976 gingen die nur 1,12 Meter hohen und 4,23 Meter langen C 111 der zweiten und dritten Generation dann auf Rekordjagd: Auf dem Hochgeschwindigkeits-Kurs von Nardo in der süditalienischen Region Apulien stellte der C 111-II-Diesel zahlreiche Bestmarken und mehrere Weltrekorde auf – unter anderem am 5. Mai 1979 den Rundstrecken-Rekord mit einer Geschwindigkeit von 403,978 km/h. Die Lackierung des C 111 sorgte für viel Aufmerksamkeit: Das Orange Metallic hatte die aus dem Weinbau entlehnte Bezeichnung "Weißherbst". Der gleichnamige flüssige Tropfen hat nämlich eine schillernde Orange-rosé-Färbung.

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Trotz Blankoschecks absolut unverkäuflich

Trotz des großen Publikumsinteresses auf den Messen in Frankfurt (1969) und Genf (1970) und vieler Kaufwilliger entschied sich Mercedes-Benz, den C 111 nicht für den Verkauf zu bauen. Daran konnten auch diverse Blankoschecks finanzstarker Kaufinteressenten nichts ändern, die in Untertürkheim eingingen. Heute sind laut Internet-Lexikon Wikipedia noch acht Exemplare vorhanden, die anderen wurden verschrottet oder durch Unfallschaden irreparabel zerstört. Die Experten von Mercedes-Benz Classic pflegen Motoren und Karosserien und halten immer mindestens einen C 111 fahrbereit.

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Volker Pfau

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