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Zero DS: Fast lautlos & völlig losgelöst

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Zero DS
Zero DS: Das Elektro-Bike kommt zwar auf leisen Sohlen daher, steckt aber voller Fahrdynamik. © Schütze

Benzinmotoren setzten sich durch, obwohl Bertha Benz auf ihren Pionierfahrten um 1888 immer bei Apotheken nachtanken musste. Für ähnliche Schmunzler könnte die aufkommende Elektromobilität sorgen.

Reichweitenangst, Lebensdauer der Akkus oder fehlender Motorsound sind derzeit gängige Vorurteile. Noch, denn das Elektromotorrad Zero DS aus dem kalifornischen Santa Cruz kontert die Klischees mit imposanten Zahlen: 54 PS, in 5,7 Sekunden von null auf 100, 153 km/h Spitze und bis zu 203 Kilometer Reichweite. Nach knapp 16.000 Euro Anfangsinvestition fährt sich der Elektroofen fast kostenfrei.

Die Mischung aus Naked Bike und Supermoto geht ohne Krawall ab: Die Schubkraft von 92 Nm Drehmoment liegt dabei schon bei der kleinsten Zuckung am Handgriff sofort voll an. Deshalb musste Technikchef Abe Askenazi die Power bis 30 km/h leicht zügeln.

Durch eine leicht nach vorne abfallende Linienführung rutscht der Fahrer der 179 kg leichten Zero DS automatisch zum nahezu geraden Lenker hin, mit dem er alles im Griff hat. Schon auf den ersten Metern spürt der Pilot die Leichtigkeit des steilen Lenkkopfwinkels. Mit flinker Fahrdynamik lässt sich die Kalifornierin spielerisch um engste Winkel zirkeln.

Spielerisch am Zügel

Die Lithium-Ionen-Akkus mit 11,4 kWh reichen laut Hersteller für über 200 Kilometer. Da der Tester noch lange nach dem Erstkontakt intensiv den rechten Handgriff würgt, kann dieser Wert auf 120 Kilometer sinken, liegt aber in praxisgerechten Regionen. Bei normaler Nutzung sind über 150 Kilometer drin.

Zero DS
Alles im Griff: der Lenker der Zero DS ist fast gerade. © Schütze

Überall vermittelt der fast lautlose Antritt des 54 PS-Bikes neuartige Schwerelosigkeit. Den bollernden Sound eines V2 vermisst der Zero-Fahrer nicht wirklich. Viel zu sehr genießt er die hohe Fahrdynamik des Strommotorrads. Gewöhnen muss er sich an die linken Bedienelemente: Kupplungs- und Schalthebel fehlen, denn die Zero DS zischt in einer Gangstufe dahin. Nach acht Stunden an einer Haushaltssteckdose sind die Akkus voll, oder nach 1,5 Stunden an einer Schnellladestation. Das Ladekabel liegt in der Tankattrappe über dem vollverkapselten Elektromotor. Zero gibt an, dass die Lithium-Ionen-Akkus nach 457.000 km im Stadtverkehr noch 80 Prozent ihrer Leistung haben – ausreichend für das Leben eines derartigen Bikes.

Arrangieren muss man sich mit der Verzögerung: Weil Bremsenergie als Ladestrom in die Akkus wandert, schiebt die Zero DS spürbar nach. Dennoch: Fahrverhalten und Technologie könnten der Zero DS, die der 48-PS-Einsteigerklasse A2 zugeordnet wird, Verkaufserfolge bescheren. Dagegen spricht nur der hohe Kaufpreis. Für die leistungsstärkste Version der Zero sind 15.995 Euro fällig. Aber: Alle 10.000 Kilometer spart man mit ihr rund 850 Euro Spritkosten gegenüber einem Bike mit Verbrennungsmotor, das 6 Liter Super schluckt. Außerdem entfallen Wartungskosten etwa für Ölwechsel völlig.

Ralf Schütze

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