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Zündschlossskandal bei GM: Entschädigungen ab August?

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In der Kritik: Der Automobilkonzern GM, nachdem er im Zuge des Zündschlossskandals 20 Millionen Autos zurückgerufen hatte.
In der Kritik: Der Automobilkonzern GM, nachdem er im Zuge des Zündschlossskandals 20 Millionen Autos zurückgerufen hatte. © AFP

Detroit - Rund 20 Millionen Autos hat General Motors im Zuge des Zündschlossskandals zurückgerufen: Im August will der Automobilkonzern nun mit der Bearbeitung der Entschädigungsanträge beginnen.

Im Skandal um den verspäteten Rückruf von Millionen Fahrzeugen mit defekten Zündschlössern will der US-Autokonzern General Motors (GM) ab dem 1. August mit der Bearbeitung von Entschädigungsanträgen beginnen. GM-Chefin Mary Barra erklärte am Mittwoch im Kongress, dass das Unternehmen Fortschritte bei der Einrichtung eines Entschädigungsfonds mache. Der von GM beauftragte Staranwalt Kenneth Feinberg soll den Angaben zufolge Ende des Monats die Kriterien für Entschädigungsansprüche vorlegen.

Die Abgeordneten gingen mit General Motors bei der Anhörung im Repräsentantenhaus hart ins Gericht. Der Republikaner Tim Murphy kritisierte den internen Umgang mit Fehlern bei GM scharf. "Wenn Angestellte nicht die Charakterstärke haben, das Richtige zu tun, und nicht das Bewusstsein haben, Fehler zu erkennen, dann muss die Antwort sein, entweder die Leute auszutauschen oder die Firmenkultur zu ändern", sagte er. Die Demokratin Diana DeGette nannte es "verstörend", dass der Konzern "unsichere Fahrzeuge" länger als ein Jahrzehnt auf den Straßen gelassen habe.

General Motors hatte im Februar und März 2,6 Millionen Autos aus den Jahren 2003 bis 2011 zurückgerufen, weil die Zündschlösser während der Fahrt in die Aus-Position springen und so neben dem Motor auch die Elektronik ausschalten können. Dies kann dazu führen, dass Airbags, Servolenkung und Bremskraftverstärker ausfallen. Mit dem Konstruktionsmangel werden laut GM mehr als 50 Unfälle mit insgesamt 13 Toten in Verbindung gebracht. Verbraucherschützer vermuten deutlich höhere Opferzahlen. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, die Lösung des Problems verschleppt zu haben. Offenbar hatten Ingenieure schon ab 2001 Kenntnis von den defekten Zündschlössern. Im vergangenen Monat akzeptierte GM wegen der verspäteten Rückrufe die Zahlung einer Geldbuße von 35 Millionen Dollar an die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA. Auch das Justizministerium untersucht das Vorgehen des größten Autokonzerns der USA.

Landesweit reichten Anwälte Sammelklagen gegen General Motors ein. Während das Unternehmen Unfallopfer und ihre Familien entschädigen will, wehrt es sich gegen die Forderungen eines Großteils der Autobesitzer, die Reparaturkosten oder einen Wertverlust geltend machen wollen. Dabei argumentiert GM, dass es für die Fehler aus der Zeit vor seiner Insolvenz im Jahr 2009 nicht haftbar gemacht werden könne. Die US-Justiz entschied, dass die Zivilklagen zentral vor dem Bundesgericht in New York verhandelt werden sollen, das bereits das Insolvenzverfahren von General Motors betreute.

Als Reaktion auf die Affäre veranlasste Konzernchefin Barra eine Qualitätsüberprüfung bei GM-Modellen, die weitere Rückrufe zur Folge hatte. Der Konzern holte seit Jahresbeginn weltweit rund 20 Millionen Autos wegen verschiedener Mängel in die Werkstätten. Besonders betroffen ist der nordamerikanische Markt. "Ich werde keine Ruhe geben, bis diese Probleme gelöst sind", versprach Barra bei der Anhörung im Repräsentantenhaus. "Wir sind ein gutes Unternehmen, aber wir können und müssen viel, viel besser sein." Die GM-Chefin hatte sich bereits im April einer Befragung im Kongress stellen müssen. Wegen der Rückrufaktionen hatte General Motors im ersten Quartal rund 1,3 Milliarden Dollar zurückgelegt, der Gewinn schrumpfte dadurch um 85 Prozent. Im laufenden Quartal beziffert GM die Kosten auf mindestens 700 Millionen Dollar.

AFP

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