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Lügen Stromanbieter beim Preis? Kunden werden mit dreister Begründung abkassiert

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Um den hohen Strompreis zu begründen, scheint den Anbietern alles recht zu sein.
Um den hohen Strompreis zu begründen, scheint den Anbietern alles recht zu sein. © Jens Kalaene/ZB/dpa

Der Strompreis steigt und steigt. Die Anbieter machen die hohen Erzeugerpreise dafür verantwortlich - doch die haben in Wahrheit damit gar nichts zu tun.

Der Strompreis in Deutschland ist derzeit auf einem Rekordhoch. Seit Jahresbeginn haben mehr als zwei Drittel aller 826 Stromanbieter kräftig an der Preisschraube gedreht und die Kosten erhöht. Für April und Mai haben noch 62 weitere Grundversorger weitere Preiserhöhungen angekündigt. Und ein Ende der Preisspirale ist vorerst nicht in Sicht. Doch offenbar läuft hier etwas in die falsche Richtung, wie Verbraucherschützer meinen.

Stromanbieter begründen gestiegene Stromkosten mit Einkaufspreis

Die Stromanbieter begründen die Preissteigerungen mit gestiegen Einkaufspreisen, was laut dem Branchenverbrand BDEW auch nicht ganz falsch ist: Die Strom-Beschaffungskosten sind innerhalb eines Jahres tatsächlich von 6,20 Cent im Jahr 2018 auf derzeit 6,88 Cent gestiegen. 

Doch das allein reicht als Begründung für den enormen Preisanstieg nicht aus: Bei einem Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden, wie es für einen Drei-Personen-Haushalt üblich ist, ergeben sich für die Anbieter lediglich Mehrkosten von 27,20 Euro. Tatsächlich müssen Verbraucher aufgrund des gestiegenen Strompreises aber rund 60 Euro mehr pro Jahr berappen, wie das Vergleichportal Verivox ermittelt hat. Offensichtlich sollen die gestiegenen Einkaufskosten als Begründung herhalten, damit Stromanbieter weiterhin die Preise kräftig nach oben treiben können - selbst wenn man die übrigen Kostenkomponenten wie Netzentgelte miteinbezieht. Laut eines Berichts des Focus müssten die Anbieter auf ziemlich genau 30 Euro Mehrkosten kommen. Und trotzdem haben viele von ihnen den Strompreis um das Doppelte angehoben.

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Verbraucherschützer beklagen Preiserhöhungen trotz zuvor gesunkener Beschaffungskosten

Dieses dreiste Vorgehen bringt auch so manchen Experten in Rage. So verkündete Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW Anfang der Woche in einem Interview mit dem WDR: "Wir haben seit 2012 jahrelang gesunkene Beschaffungskosten gehabt an der Strombörse, da konnten sich die Versorger günstiger eindecken. Das ist erst mit großer Verzögerung bei den Verbrauchern gelandet." Doch sobald die Beschaffungskosten wieder stiegen, würden Kunden sofort eine Preiserhöhung zu spüren bekommen, klagt er. 

Das Perfide: Die Beschaffungskosten sinken derzeit sogar schon wieder! "Dass jetzt noch Anbieter zum 1. April die Preise erhöhen, wo es seit Oktober, November wieder runtergeht, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis", meint Sieverding deshalb weiter.

Verbraucherschützer empfehlen den Anbieter zu wechseln - spart Kosten und übt Druck aus

Die logische Konsequenz sollte klar sein: Verbraucherschützer Sieverding hält es bei dieser Masche für enorm wichtig, dass Kunden konsequent ihren Anbieter wechseln. "Da kann man viel sparen, da kann man auch Druck auf den Wettbewerb ausüben", schließt er.

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as

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