Fasten kann man – abseits religiöser Vorschriften – auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Mal ist überhaupt keine feste Nahrung erlaubt, mal nur trockene Semmeln und Milch, mal nur Saft oder nur Obst und Gemüse. Beliebt sind vor allem Heilfasten und Basenfasten. Die Ziele sind allerdings ähnlich wie beim religiösen Fasten: Es geht im weitesten Sinne um die seelische und körperliche Reinigung sowie darum, Ballast loszuwerden und sich auf das Wesentliche zu besinnen. Im Folgenden gehen wir im Detail auf die wichtigsten Fasten-Methoden ein:
Otto Buchinger war ein deutscher Arzt, der von 1878 bis 1966 gelebt hat. Er hat 1919 im Selbstversuch eine Fasten-Kur unternommen, um seine Rheuma-Schmerzen loszuwerden. Sein Projekt war von Erfolg gekrönt. Buchinger beschäftigte sich daraufhin eingehend mit dem Thema und eröffnete 1920 eine eigene Fasten-Klinik. 1935 veröffentlichte er sein Buch "Das Heilfasten und seine Hilfsmethoden". Seither gilt Buchinger als Begründer des Heilfastens. Sein Werk wird bis heute regelmäßig neu aufgelegt. Der Ansatz des Arztes war, den Körper von Giftstoffen zu reinigen und seine Selbstheilungskräfte anzuregen. In diesem Zusammenhang führte Buchinger den Begriff "Entschlacken" ein. Wissenschaftlich ist dieser Ausdruck und das was dahintersteckt nicht belegt. Laut Medizinern gibt es in einem gesunden menschlichen Organismus keine Ablagerung von Stoffwechselprodukten. Ist der Mensch gesund, scheidet er Abfallprodukte und Giftstoffe sowieso regelmäßig aus. Das Heilfasten nach Buchinger wird deshalb von Ärzten oft kritisiert.
Nach ein bis drei sogenannten Entlastungstagen dürfen nur noch Tee, Wasser, Säfte und Gemüsebrühe konsumiert werden. Pro Tag sollen so rund 500 Kalorien aufgenommen werden. Am Ende folgen noch zwei Aufbautage, das sogenannte "Fastenbrechen". Das Fasten wird durch eine oder mehrere Darmentleerungen (z.B. mit Glaubersalz oder Einläufen) unterstützt.
Franz Xaver Mayr war ein österreichischer Arzt, der von 1875 bis 1965 lebte. Seine Forschung widmete er vor allem dem menschliche Darm und der Verdauung. Er entwickelte eine drei-stufige Fasten-Kur zur Sanierung des Darms.
Sie basiert auf folgenden Prinzipien: "Schonung, Säuberung und Schulung". Mayrs These war, dass der Schlüssel zu Gesundheit eine gesunde, leistungsfähige Verdauung ist. Mit seiner mindestens dreiwöchigen Milch-Semmel-Kur soll der Grundstein dafür gelegt werden. Mit der Franz-Xaver-Mayr-Therapie sollen unter anderem Verstopfung und Darmkrebs vorgebeugt werden können.
Für Franz Xaver Mayr ist das Wie der Ernährung viel bedeutender als das Was. Ein wichtiger Bestandteil seiner Kur ist deshalb das langsame Kauen der Nahrung. Dadurch wird der Speichelfluss angeregt, der die erste Stufe der Verdauung ist. Neben dem Essen spielen auch Bauchmassagen, die den Darm anregen sollen, eine wichtige Rolle bei der Therapie.
Schon etwa eine Woche vor Beginn der F.X.-Mayr-Kur sollte man seine Ernährung umstellen und möglichst auf Süßigkeiten, schwer verdaubare Kost (rohe Lebensmittel), fettiges Essen, Gebackenes, Frittiertes oder in Fett Gebratenes sowie Kaffee und Alkohol verzichtet werden. Wenn das Heilfasten dann losgeht, sind folgende Dinge zu beachten:
Johann Schroth war ein Fuhrmann und Naturheiler, der von 1798 bis 1856 lebte. Die Idee zu der Kur, die später nach ihm benannt wurde, kam Schroth beim Beobachten von krankem Vieh. Die Tiere verweigerten ihr Futter, tranken kaum etwas und bewegten sich nur wenig. Er schlussfolgerte, dass ein solches Verhalten auch einem kranken Menschen helfen könnte - und probierte es aus. Seine Methode hatte Erfolg und schnell galt Schroth als "Wunderdoktor". Schon zuvor hatte er am eigenen Leib nach einer Knieverletzung auf einen Tipp hin mit feuchten Wickeln experimentiert. Auch diese Behandlung war von Erfolg gekrönt und statt sich auf einen Körperteil zu fokussieren, entwickelte er Ganzkörperwickel.
Auf diesen beiden Grundlagen basiert auch das Heilfasten mit der Schrothkur. Diese dauert zwei bis drei Wochen und besteht aus sogenannten Trink- und so Trockentagen. Das Ziel ist die "Entgiftung" des Körpers.
Im Prinzip besteht die Schrothkur aus vier Säulen:
Das Basenfasten ist eine milde Form des Fastens. Man darf sich weiterhin mit drei bis fünf kleinen Mahlzeiten am Tag satt essen - allerdings nur mit Gemüse und reifem Obst. Erlaubt ist alles, was von Pflanzen stammt. Verboten sind hingegen tierische Lebensmittel, Süßigkeiten, Teigwaren sowie Alkohol und Koffein. Das Basenfasten ist auf sieben bis 14 Tage ausgelegt. Die Idee dahinter ist folgende: Im Körper sollte ein ausgewogenes Verhältnis von Säuren und Basen herrschen, damit sich der Mensch gesund und leistungsfähig fühlt und der Stoffwechsel effektiv abgewickelt werden kann. Es geht also um innere Balance.
Beeinflusst wird der Säure-Basen-Haushalt im Körper vom Lebenswandel. Wer viel Alkohol oder Kaffee trinkt, viel Süßes, viel Fettiges und viele Milchprodukte isst und auch noch Stress hat, dessen Körper ist höchstwahrscheinlich übersäuert. Die Folge sind Verdauungsstörungen, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen oder unreine Haut.
„Es gibt drei basische Mahlzeiten am Tag, bei denen man so viel essen darf, wie man möchte", sagt Ute Merk, ärztlich geprüfte Fastenleiterin aus Lenggries (Kreis Bad Tölz/Wolfratshausen). "Dabei werden vor allem Obst, Gemüse, Nüsse und Kräuter verarbeitet." Viel Flüssigkeit helfe zudem, die abgelagerten Schlacken im Körper auszuspülen. Das Abnehmen stehe bei dieser Art des Fastens nicht im Mittelpunkt, so Merk: "Vielmehr geht es darum, zu entgiften und einer Übersäuerung entgegenzuwirken."
Beim Fasten verwertet der Körper zunächst den Zucker, den er als kurzzeitigen Energielieferant als Glykogen in der Leber speichert. Dieser ist nach 24 Stunden komplett aufgebraucht. Weil die inneren Organe und das Gehirn aber nach Energie verlangen, holt sich der Körper diese aus Notreserven.
Damit sind aber nicht nur die Speckröllchen gemeint. Der Körper baut auch Eiweiß aus Muskeln und Organen ab. "Alle Organe büßen beim Fasten etwas an Größe ein", erklärt sagt Prof. Hans Hauner, Direktor des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin, das zur Technischen Universität München gehört. Dies führt zu einer hormonellen Umstellung des Körpers, der in den Mangelbetrieb wechselt. Alle Organe büßen beim Fasten etwas an Größe ein“, erklärt Prof. Hauner. Bei Leuten, die nur eine Woche fasten schrumpfen die Organe allerdings nur wenig. Wer aber lange und extrem fastet, riskiert sogar einen gefährlichen Abbau des Herzmuskels.
Ein Körper, der beim Fasten auf "Notbetrieb" schaltet, verbraucht weniger Energie. Denn: Die Verdauung hat frei, das Herz schlägt langsamer und der Blutdruck sinkt. Darum haben Fastende manchmal Kreislaufprobleme. Wenn die Muskeln schrumpfen sinkt zudem der Energiebedarf. „Um 20 bis 25 Prozent“, sagt Prof. Hauner.
Nur bei einem Organ wird beim Fasten nicht gespart: Das Gehirn muss nicht hungern. Dies lässt sich aus unserem evolutionärem Erbe erklären. Wir mögen uns zwar kulturell weiterentwickelt haben. Von unserer körperlichen Entwicklung her sind wir aber immer noch die Jäger und Sammler aus der Urzeit.
Hunger würde beim Jagen in der Freien Wildbahn den Geist träge machen. Was die Chanchen auf Beute sinken lässt. Aber auch hier hat sich im Laufe der Evolution eine Lösung herausgebildet: Wenn kein Traubenzucker zugeführt wird, stellt unser Gehirn stellt auf einen weiteren Treibstoff um, auf sogenannte Ketonkörper, die beim Abbau von Fettsäuren in der Leber entstehen. Sie führen übrigens auch zu dem fiesen Mundgeruch, den viele Fastende kennen.
Für den Körper bedeutet diese Umstellung vor allem: Stress. "Darum fühlen sich Fastende am Anfang oft unwohl, sind nervös oder sogar aggressiv“, weiß Prof. Dieter Melchart, Direktor des Kompetenzzentrums für Komplementärmedizin und Naturheilkunde (KoKoNat) am Klinikum rechts der Isar in München. Doch meist verschwinden die Gefühle schnell – zumindest, wenn man freiwillig auf das Essen verzichtet. Erzwungener Verzicht indes führt zu Dauerstress. Er setzt eine hormonelle Kettenreaktion in Gang, bei der viel Cortisol gebildet wird. Das Hormon hält den Stresspegel hoch. Denn der Hungernde soll handeln, ehe seine Kräfte schwinden.
Wer freiwillig und mit Augenmaß fastet, bei dem stellt sich aber oft eine gute Laune ein. Woher diese kommt, hat der Göttinger Neurobiologe Prof. Gerald Hüther an Ratten studiert. Er fand heraus: Beim Fasten wird im Gehirn mehr vom Stimmungsaufheller Serotonin gebildet.
"Prinzipiell kann jeder gesunde Erwachsene fasten", sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Trotzdem gibt es Risikogruppen, die beim Fasten aufpassen sollten. Die ärztlich geprüfte Fastenleiterin Ute Merk warnt etwa Schwangere vor dem Basenfasten. "Die ausgespülten Giftstoffe könnten auf den Fötus übergehen." Auch sollten Menschen, die unter Psychosen oder Depressionen leiden, aufs Fasten verzichten.
Generell warnt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE): Menschen mit ernsten Vorerkrankungen sollten nicht fasten. Bevor jemand seinen Körper einer Fastenkur unterzieht sollte man in jedem Fall mit dem Arzt sprechen. Günther Gunzelmann vom Berufsverband Fasten und Ernährung konkretisiert: Vom Fasten absehen sollten Schwangere, Stillende sowie Kinder und Heranwachsende unter 14 Jahren. "Auch diejenigen, die eine schwere Infektionskrankheit wie etwa eine Bronchitis gerade hinter sich haben, sollten tunlichst aufs Fasten verzichten", empfiehlt Gunzelmann. Wer regelmäßig Medikamente nimmt, spricht idealerweise in jedem Fall vor dem Fasten mit seinem Hausarzt. Das gilt vor allem für jene, die unter Bluthochdruck, Diabetes oder unter bestimmten Herzkrankheiten leiden.
Diese zwei Fehler sollte man beim Fasten tunlichst vermeiden:
Dass eine medizinische Abklärung vor dem Fasten Sinn macht, haben wir bereits erörtert. Aber wann übertreibt man es mit dem Fasten? Prof. Dieter Melchart erklärt: Nach 40 Tagen sollte selbst für Fastenprofis Schluss sein. Beim Fasten sollte immer ausreichend getrunken werden - und zwar bis zu drei Liter pro Tag. Außerdem sollte der Körper mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt werden, etwa durch Obst- oder Reistage, Gemüsebrühe und Fruchtsaft.
Wer sich etwas Gutes tun will, kann es mit einer Fastenkur versuchen. Der Körper wird entgiftet, tankt neue Energie - und nebenbei purzeln auch noch die Pfunde. Dafür muss man nicht radikal auf Nahrung verzichten - man darf sehr wohl essen, nur eben bewusst und richtig.