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AstraZeneca für mich gefährlich? Rechner zeigt eigenes Thrombose-Risiko

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Astrazeneca hat wegen vereinzelt aufgetretener Hirnvenenthrombosen einen schlechten Ruf. Doch ist der Impfstoff wirklich gefährlich? Das Risiko-Ergebnis überrascht.

Die Corona-Impfungen waren von Beginn an alles andere als unumstritten. Gleichzeitig gelten sie als Hoffnungsträger auf ein Ende der Pandemie. Und doch gibt es eine besonders große Skepsis gegenüber dem Impfstoff von Astrazeneca. Schuld sind die vereinzelt aufgetretenen Hirnvenenthrombosen. Doch macht das eine Impfung für Sie persönlich tatsächlich gefährlich? Forscher haben nun einen Rechner entwickelt, der Ihnen das Risiko für eine Thrombose anzeigt. Mit überraschendem Ergebnis, wie echo24.de* berichtet.

Die Forscher des „Winton Centre for Risk and Evidence Communication“ an der Universität Cambridge haben sich mit der Frage beschäftigt, wie hoch das Risiko für eine Thrombose in verschiedenen Altersgruppen ist. Dafür haben sie den Nutzen einer potentiellen Corona-Impfung mit Astrazeneca mit der theoretisch möglichen Nebenwirkung Thrombose verglichen.

Astrazeneca: Impfung gefährlich? Rechner zeigt Ihr Thrombose-Risiko

Die Nebenwirkungen von Astrazeneca* waren zuletzt immer wieder Thema in den Medien. Grund dafür waren die auch in Deutschland aufgetretenen Fälle von Hirnvenenthrombosen nach einer Impfung mit dem Vakzin des britisch-schwedischen Unternehmens.

Weil die seltenen Fälle von Thrombosen - auch im Zusammenhang mit erniedrigten Blutplättchen auftretend - vor allem jüngere Menschen betroffen hatten, empfiehlt die Ständige Impfkommission* (Stiko) in Deutschland den Impfstoff von Astrazeneca nur noch für Menschen über 60 Jahren.

Astrazeneca: Hirnvenenthrombose als Nebenwirkung - Nutzen übersteigen Risiken

Nach einer Prüfung kam auch die Europäische Arzneimittelagentur EMA laut des Paul-Ehrlich-Instituts, das in Deutschland für die Zulassung von Impfungen zuständig ist, zu dem Schluss, dass die Nutzen der Corona-Impfung mit Astrazeneca deren Risiken übersteigen.

Demnach kommen die Hirnvenenthrombosen als Nebenwirkung der Corona-Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca bei einer von 100.000 Personen vor. Demgegenüber stehe aber das Risiko an Corona zu erkranken. Auch die Infektion mit Covid-19 kann einen schweren bis tödlichen Verlauf nehmen. Mittlerweile gibt es zudem eine Behandlungen gegen die Thrombosen.

Corona-Impfung mit Astrazeneca: Risiko-Rechner für Thrombosen

Auch die Studie der Universität Cambridge zeigt mit ihrem Rechner, wie hoch das Risiko einer Thrombose im Vergleich zum Risiko, mit Corona auf einer Intensivstation zu landen ist. Dafür untersuchten die Wissenschaftler fünf Altersgruppen:

Bei diesen verglichen sie jeweils, wie vielen von 100.000 Menschen wegen einer Corona-Impfung potenziell eine intensivmedizinische Behandlung erspart bleibt - und wie viele eine Thrombose erlitten. Außerdem betrachteten die Forscher einen Zeitraum von 16 Wochen und gingen von einer Impf-Wirksamkeit* von 80 Prozent aus.

Thrombose-Risiko nach Astrazeneca-Impfung: Forscher entwickeln Risiko-Rechner

Mit diesen Parametern spielten die Wissenschaftler drei Szenarien durch: ein niedriges, mittleres und hohes Ansteckungsrisiko. Das Ergebnis lässt sich vereinfacht so zusammenfassen: Je höher die Inzidenz, je höher also das Risiko einer Corona-Infektion und gleichzeitig je älter, desto höher ist das Nutzen einer Impfung mit Astrazeneca.

Forscher der Universität Cambridge zeigen den Vergleich zwischen Nutzen und Risiko einer Corona-Impfung. Hier bei einer niedrigen Inzidenz.
Forscher der Universität Cambridge zeigen den Vergleich zwischen Nutzen und Risiko einer Corona-Impfung. Hier bei einer niedrigen Inzidenz. © Universität Cambridge

Lediglich bei einer niedrigen Inzidenz von etwa 20 sei das Risiko einer Thrombose laut den Forschern größer, als das Risiko einer schweren Corona-Erkrankung bei der Altersgruppe der unter 30-Jährigen höher. Demnach könne durch eine Impfung nur bei 0,8 von 100.000 Menschen zwischen 20 und 29 verhindern, dass sie auf der Intensivstation landen. 1,1 Personen erlitten aber eine Thrombose.

Astrazeneca: Rechner zeigt Thrombose-Risiko nach Impfung - bei hoher Inzidenz überwiegt Nutzen deutlich

Bei einer hohen Inzidenz von etwa 200 - wie gerade in vielen Orten in Deutschland noch der Fall - sieht die Lage aber laut den Forschern schon völlig anders aus. Dann ist der Nutzen des Astrazeneca-Impfstoffs auch bei den unter 30-Jährigen schon deutlich größer als das Risiko einer Thrombose.

Forscher der Universität Cambridge zeigen den Vergleich zwischen Nutzen und Risiko einer Corona-Impfung. Hier bei einer hohen Inzidenz.
Bei einer hohen Inzidenz überwiegt das Nutzen einer Corona-Impfung in allen Altersgruppen das Risiko einer Thrombose. © Universität Cambridge

In 16 Wochen werden dann in dieser Altersgruppe 6,9 Menschen pro 100.000 durch die Corona-Impfung mit Astrazeneca vor einem schweren Verlauf geschützt. Das Risiko einer Thrombose bleibt dauerhaft gleich bei 1,1. Bei Menschen über 60 wird der überwiegende Nutzen noch deutlicher: Hier landen 127,7 dank der Impfung nicht auf der Intensivstation - nur 0,2 erleiden eine Thrombose.

Ihr persönliches Risiko für eine Thrombose gegenüber dem Nutzen einer Corona-Impfung können Sie der folgenden Tabelle entnehmen (Quelle: Winton Centre for Risk and Evidence Communication):

AltersgruppeNutzen/Risiko einer Corona-Impfung mit Astrazeneca
20 bis 29bei niedriger Inzidenz: 0,8 pro 100.000 Menschen landen nicht auf einer Intensivstation/1,1 erleiden Thrombose
bei mittlerer Inzidenz: 2,2/1,1
bei hoher Inzidenz: 6,9/1,1
30 bis 39bei niedriger Inzidenz: 2,7/0,8
bei mittlerer Inzidenz: 8,0/0,8
bei hoher Inzidenz: 24,9/0,8
40 bis 49bei niedriger Inzidenz: 5,7/0,5
bei mittlerer Inzidenz: 16,7/0,5
bei hoher Inzidenz: 51,5/0,5
50 bis 59bei niedriger Inzidenz: 10,5/0,4
bei mittlerer Inzidenz: 31,0/0,4
bei hoher Inzidenz: 95,6/0,4
60 bis 69bei niedriger Inzidenz: 14,1/0,2
bei mittlerer Inzidenz: 41,3/0,2
bei hoher Inzidenz: 127,7/0,2

Impfstoff von Astrazeneca: Trotz Thrombose-Risiko besser als sein Ruf

Der Ruf von Astrazeneca ist alles in allem wohl schlechter, als er es verdient. Das hatten Experten auch schon zu Beginn des Chaos rund um das Vakzin betont. Dennoch: Ob man sich impfen lässt, bleibt sicher eine komplexe Entscheidung. Das betonen auch die Wissenschaftler hinter dem Risiko-Rechner aus Cambridge.

„Wir hoffen, dass wir die Komplexität etwas klarer machen konnten“, heißt es im Fazit der Untersuchung. Dass eine Corona-Impfung mit Astrazeneca sicherer ist, als das Chaos rund um das Vakzin* vermuten lässt, scheint erwiesen. Ob man das - wenn auch extrem geringe - Risiko einer Thrombose eingehen möchte, bleibt jedem selbst überlassen. *echo24.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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