Lesen Sie hier, warum Männer häufiger unter Bindungsängsten leiden.
Menschen mit Bindungsphobie haben in der Regel große Angst davor, verlassen oder enttäuscht zu werden. Entsprechend gehen sie erst gar keine Beziehung ein und halten Menschen auf Abstand, damit diese Gefahr gebannt wird. Denn wer keine Beziehung führt, kann auch nicht vom Partner verlassen oder verletzt werden. Die meisten Betroffenen würden Psychotherapeutin Doris Wolf zufolge keine Hilfe suchen: „Menschen, die Bindungsangst haben, kommen nur selten in Therapie. Sie sehen sich selbst nicht als gestört“.
Auch wenn es der Begriff nicht vermuten lässt: Viele Beziehungsphobiker führen Beziehungen – häufig in Form von Fernbeziehungen oder Affären. Doch auch Ehen sind möglich. Für die Partner bedeutet das nicht selten, dass sie mit den Nähe-Distanz-Problemen des Partners kämpfen müssen: Der Beziehungsphobiker macht zu, der Partner klammert umso mehr. „Eine Beziehung mit einem Bindungsphobiker hat nur eine Chance, wenn man aufhört, an ihr festzuhalten“, so Psychotherapeutin Stahl dem Spiegel zufolge. Erst wenn man den Phobiker gehen lassen kann, habe der keine Angst mehr vor Einengung. Ein nicht einsichtiger Partner werde nie richtig lieben können, dessen sollten sich betroffene Partner bewusst sein. „Wenn er aber gewillt ist, an sich zu arbeiten, gibt es eine Chance auf Heilung“, so Stahl.
Bindungsangst äußert sich je nach Ursache und Art des Auslösers individuell sehr verschieden, informiert die AOK. Mal gebe es nur keine Antwort auf eine wichtige Frage, mal verschwinde der Partner für Wochen, heißt es weiter. Die Autoren Theresa König und Ole Andersen haben sich in ihrem Buch „Bindungsangst verstehen und überwinden“ näher mit dem Phänomen befasst. Sie beschreiben die möglichen Symptome, die Frauen und Männer mit Bindungsangst zeigen können, folgendermaßen: Der Partner findet, dass irgendetwas an der Beziehung nicht passt, und sucht nach Fehlern, er wird überkritisch und stört sich an kleinen Makeln, die aber immer schon da waren. Er zieht sich emotional zurück, flüchtet in die Geschäftigkeit und geht auch räumlich auf Distanz, zitiert die AOK die beiden Autoren weiter.
Die Einstellung zur Beziehung kann sich dadurch verändern – auf beiden Seiten. Ob und wann die Gefühle wiederkommen, kann nicht pauschal beantwortet werden. Dies hängt stark vom Schweregrad der Bindungsangst und dem Willen der beiden Partner ab, die Beziehung am Leben zu halten und an ihr zu arbeiten. Eine Paartherapie kann eine sinnvolle Möglichkeit sein, wieder zusammenzufinden.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.