Nils Kucher kritisiert deshalb die aktuelle Vorgehensweise bei Coronavirus-Diagnosen. Nach einem Abstrich würden die meisten Patienten wieder nach Hause in die Selbst-Quarantäne geschickt, ohne jedoch das Risiko einer Thrombose oder Lungenembolie untersucht zu haben. "Menschen werden schutzlos nach Hause geschickt", so Kucher. Denn aktuell werden nur fiebersenkende Mittel an die Patienten ausgegeben, jedoch keine blutverdünnenden Mittel, die einer Lungenembolie vorbeugen. "Wir denken, die überwiegende Mehrzahl der Patienten stirbt plötzlich zu Hause."
Nach internationalen Richtlinien sei es laut Nils Kucher aktuell nicht empfohlen, bei einer Coronavirus-Infektion mit Medikamenten einer Lungenembolie vorzubeugen. Nur in den Krankenhäusern erhielten die Patienten mittlerweile hochdosierte blutverdünnende Mittel, was aber den überwiegend zu Hause behandelten Patienten nicht helfen würde.
Nebenwirkungen würden laut Nils Kucher bei dieser Therapie nur in den seltensten Fällen vorkommen. Gleichzeitig würde es für viele Patienten, die sonst nur milde Coronavirus-Symptome haben, einen großen Schutz bedeuten. Denn auch ohne einen schwerwiegenden Verlauf, etwa durch eine Lungenentzündung, könnte das Virus im Körper zu vielen gefährlichen Blutgerinnseln führen.
Um jedoch eine behördliche Empfehlung für diese Vorgehensweise erwirken zu können, müsse erst eine Studie vorgelegt werden. Ein Team um den Schweizer Mediziner führt deshalb seit Ende April eine Coronavirus-Studie an 1.000 Patienten durch, die nach Hoffnung der Forscher bald deutliche Beweise für eine solche Therapie liefern könnte. Für Nils Kucher steht jetzt schon fest: Patienten müssen ab sofort besser auf Lungenembolien getestet werden.
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