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Arzneimittel mindert die Gefahr, an Covid-19 zu sterben – tausende Menschen nehmen es bereits täglich ein

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gerinnungshemmende Medikamente
Diese kleinen Pillen retten Leben – und versprechen Erfolg in der Behandlung von Covid-19. © Christin Klose/dpa

Eine Studie mit 4.400 Teilnehmern ergab: Wer ein bestimmtes Medikament einnimmt, verstirbt seltener an einer Coronavirus-Infektion.

Update vom 30.10.2020: Aspirin beugt schweren Covid-19-Verläufen vor

Ausgerechnet ein Alltagsmedikament, das fast jeder zuhause hat, soll schweren Coronavirus-Infektionen vorbeugen: Das schlussfolgern US-amerikanische Forscher in einer neu veröffentlichten Studie. Jonathan Chow von der Universität von Maryland in Baltimore und sein Team haben analysiert, wie sich die Einnahme von Aspirin und damit die Einnahme des blutverdünnenden Wirkstoffs Acetylsalicylsäure (ASS) auf den Krankheitsverlauf auswirkt. Die Patienten, die bereits vor ihrer Infektion mit Sars-CoV-2 mit Acetylsalicylsäure in einer niedrigen Dosis behandelt wurden, hatten einen deutlich milderen Verlauf ihrer Covid-19-Erkrankung zu erwarten als Menschen, die kein ASS eingenommen hatten.

Im Rahmen der Beobachtungsstudie war der Krankheitsverlauf von 98 mit Aspirin therapierten Covid-19-Patienten und 314 Menschen ohne ASS-Behandlung verglichen worden. Erstere hatten ein um 44 Prozent vermindertes Risiko auf eine mechanische Beatmung und sie mussten zu 43 Prozent seltener auf eine Intensiv­station verlegt werden. Eine Ursache dafür liegt den Forschern zufolge in der Blutgerinnsel-vorbeugenden Wirkung von Acetylsalicylsäure. Bei schweren Verläufen von Covid-19 kommt es häufig zu solchen Blutgerinnseln (Thrombosen)*, die nicht selten für den Tod verantwortlich gemacht werden, informiert das Ärzteblatt. Doch Studien müssen folgen, die den Nutzen von Aspirin gegen Covid-19 eindeutig belegen. Von einer Einnahme von Aspirin ohne ärztliche Empfehlung raten die Forscher ab, da Aspirin auch Nebenwirkungen birgt.

Zur Studie

Arzneimittel senkt die Gefahr, an Covid-19 zu sterben – tausende Menschen nehmen es täglich ein

Artikel vom 14. Oktober 2020: Wie genau sich eine Coronavirus-Infektion im Körper auswirkt, ist noch nicht abschließend geklärt. Doch einige Studien kommen zu dem Schluss, dass Covid-19 mit Thrombosen einhergehen kann* – mit teilweise tödlichen Folgen. „In den Kliniken ist schon lange bekannt, dass thromboembolische Ereignisse eine häufige Komplikation bei Covid-19 sind", so die Einschätzung von Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in Berlin. Behandlungsempfehlungen dazu seien bereits veröffentlicht worden, zitiert ihn das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) weiter.

Und hier kommt ein Arzneimittel ins Spiel, das vor Thrombosen schützen kann: Sogenannte Blutverdünner mit den Wirkstoffen Heparin oder Acetylsalicylsäure (z.B. enthalten in Aspirin) senken durch ihre gerinnungshemmende Wirkung das Risiko, dass sich Blutgerinnsel in Arterien und Venen bilden. Blutgerinnungshemmende Medikamente werden unter anderem bei folgenden Patienten eingesetzt:

In einem Versuch hatten US-amerikanische Forscher Blutverdünner auch bei Covid-19-Patienten angewandt – ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im Fachblatt Journal of the American College of Cardiology. Für die Studie wurden knapp 4.400 Patienten in drei Gruppen eingeteilt: Eine erhielt keine Blutverdünner, der zweiten Gruppe wurde eine hohe Dosis Blutverdünner verabreicht und die dritte Gruppe bekam eine geringe Dosis, die auch zur Vorbeugung von Thrombosen eingesetzt wird.

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Therapie mit Blutverdünnern: Patienten müssen seltener künstlich beatmet werden

„Es bestand ein starker Zusammenhang zwischen Blutverdünnern und einer verringerten Wahrscheinlichkeit von Todesfällen im Krankenhaus: Sowohl therapeutische als auch prophylaktische Dosen von gerinnungshemmenden Medikamenten reduzierten die Sterblichkeit um etwa 50 Prozent im Vergleich zu Patienten, die keine Blutverdünner erhielten", heißt es in einer Mitteilung der Mount Sinai Krankenhaus-Gruppe, die an der Studie beteiligt war.

Zusätzlich sank bei jenen beiden Gruppen auch das Risiko für eine künstliche Beatmung, wie das RND berichtete. Patienten, die eine hohe Dosis Blutverdünner verabreicht bekommen hatten, mussten zu 31 Prozent seltener an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden, diejenigen mit prophylaktischer Dosis um 28 Prozent seltener. Inwieweit die Therapie mit Blutverdünnern standardmäßig in die Covid-19-Behandlung einfließen könnte, wird allerdings noch diskutiert. (jg) *Merkur.de gehört zum deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerk.

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