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Coronavirus im Sommer: Forscher entdecken beunruhigenden 30-Grad-Effekt

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Sommerliche Temperaturen sollen Coronaviren zusetzen, oder etwa doch nicht?
Sommerliche Temperaturen sollen Coronaviren zusetzen, oder etwa doch nicht? © picture alliance/dpa/Patrick Pleul

Eine deutsche Forschergruppe hat die Überlebensfähigkeit von Coronaviren auf Oberflächen untersucht und eine Überraschung erlebt. Diese Temperatur mag das Virus.

Update vom 12.06.2020: Studie warnt: SARS-CoV-2 überlebt auf Oberflächen - trotz höherer Temperaturen

Diese Ergebnisse einer deutschen Forschergruppe aus Bochum beunruhigen: Veröffentlichte Laborergebnisse zeigen, dass das Coronavirus SARS-CoV-2* auf Oberflächen auch bei höheren Außentemperaturen über längere Zeit infektiös bleibt. Dies hat die Forscher überrascht, die erwartet hatten, dass die Viren bei steigenden Temperaturen schneller abgetötet werden - stattdessen scheinen sie sogar langlebiger zu werden.

Wie das Ärzteblatt berichtet, untersuchte das Team um Stephanie Pfänder von der Ruhr-Universität Bochum, wie lange die Viren auf Oberflächen ansteckend bleiben. Dabei untersuchten die Forscher die Viren auf trockenen Oberflächen bei der Oberflächen­temperatur von normaler Raumluft, bei Kühlschranktemperatur (4°C) und bei 30°C.

Die Trockenheit der Oberfläche reduzierte die Infektiösität der Viren laut Pfänder innerhalb der ersten Stunde um das 100-fache. Bei 30°C halbierte sich die Zahl der infektiösen Partikel dann innerhalb von 17,9 Stunden, bei 4°C dauerte es immerhin noch 12,9 Stunden. Die schnellste Zersetzung geschah bei Raumtemperatur. Hier zerfielen die Viren mit einer Halbwertzeit von nur 9,1 Stunden.

Weitere Einflussfaktoren auf die Langlebigkeit der Viren wie Luftfeuchtigkeit und Sonneneinstrahlung wurden laut Ärzteblatt nicht untersucht. Die Ansteckung mit SARS-CoV-2 erfolgt vermutlich vornehmlich über Tröpfchen und Aerosole, aber auch eine Infektion über Oberflächen ist nicht auszuschließen und vor allem für Krankenhäuser relevant.

Ursprungsmeldung vom 28.02.2020: Wie hoch ist das Risiko einer Coronavirus-Infektion durch Türklinken oder Geld?

Die Coronavirus-Pandemie nimmt kein Ende. Immer neue Fälle weltweit alarmieren die Behörden. Nicht nur Regierungen richten Krisenstäbe ein, auch die Weltgesundheitsorganisation WHO hat den Coronavirus-Ausbruch zum internationalen Gesundheitsnotstand erklärt. Die Besorgnis von Bürgern führt in einigen Regionen zu Hamsterkäufen, ausverkauften Desinfektionsprodukten und dem Tragen von Mundschutzmasken*.

Doch wie steckt man sich mit der neuartigen Lungenerkrankung Covid-19 an? Und wie verbreiten sich die Erreger (auch SARS-CoV-2 genannt) genau? Folgende Verhaltensregeln sollten Sie beachten, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.

Tröpfcheninfektion als Hauptübertragungsweg: So verbreitet sich Sars-CoV-2

Das Robert Koch-Institut (RKI) als Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten meldet, dass der Hauptübertragungsweg von Coronaviren* primär die Tröpfcheninfektion ist, also wenn die Viren etwa durch Husten eines Infizierten in die Luft gelangen, von dort auf die Schleimhäute von Augen, Mund und Nase anderer Personen treffen und so in den Körper eindringen. Auf diese Weise kann sich das Coronavirus ebenfalls durch Küssen verbreiten. Auch eine Schmierinfektion über kontaminierte Oberflächen gilt als möglich - etwa wenn ein mit Coronaviren infizierter Patient in die Hände hustet, in der U-Bahn die Türe öffnet und ein anderer danach den Türgriff anfasst. Ob Coronaviren auch durch Geschlechtsverkehr übertragen werden, gilt zwar als unwahrscheinlich, doch die WHO schließt dies nicht kategorisch aus.

"Hingegen ist eine Übertragung über unbelebte Oberflächen bisher nicht dokumentiert. Eine Infektion mit SARS-CoV-2 über Oberflächen, die nicht zur direkten Umgebung eines symptomatischen Patienten gehören, wie z.B. importierte Waren, Postsendungen oder Gepäck, erscheint daher unwahrscheinlich" heißt es auf den Seiten des RKI.

Lesen Sie auch: Coronavirus in Deutschland: Was jeder Einzelne tun kann, um sich nicht anzustecken.

Kann man sich auch durch Geld mit dem Coronavirus infizieren?

Wie verhält es sich mit Geldscheinen und Münzen? Die Europäische Zentralbank geht nicht davon aus, dass die Ansteckungsgefahr durch den Kontakt mit Bargeld besonders groß ist. "Bislang gibt es keinerlei Belege dafür, dass das Coronavirus über Banknoten übertragen wurde", teilt eine EZB-Sprecherin auf eine Anfrage des Tagesspiegels mit. Das bestätigt die Bundesbank, die darauf verweist, dass das Eurosystem regelmäßig Untersuchungen dazu durchführt, ob die Produktion oder der Umlauf von Euro-Banknoten Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben können. "Für den Bürger werden im Umgang mit Banknoten und Münzen die gleichen Maßnahmen bezüglich der Handhygiene empfohlen wie bei allen anderen Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs auch, wie zum Beispiel Türklinken, Einkaufswagen oder Zahlungsterminals", heißt es von der Bundesbank weiter. 

Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gibt Entwarnung: "Es gibt derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen auf anderem Weg (Anmerkung der Redaktion: als über Tröpfchen- und Schmierinfektion), etwa über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel oder durch importiertes Spielzeug, mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Auch für andere Coronaviren sind keine Berichte über Infektionen durch Lebensmittel oder den Kontakt mit trockenen Oberflächen bekannt. Übertragungen über Oberflächen, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden, sind allerdings durch Schmierinfektionen denkbar. Aufgrund der relativ geringen Stabilität von Coronaviren in der Umwelt ist dies aber nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination wahrscheinlich."

Mehr zum Thema: Impfung gegen das Coronavirus: Seuchenexperte mit düsterer Prognose.

Im Video: Corona-Infektion vermeiden: So reinigen Sie Ihr Smartphone richtig

Wie lange haften Coronaviren an Oberflächen? Sollte man aufhören, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren?

Die Bundesregierung einigte sich auf strenge Maßnahmen, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verlangsamen. Dazu zählt, soziale Kontakte aus das Nötigste zu begrenzen. Bürger landesweit sind angehalten, wenn möglich zu Hause zu bleiben und das Haus so selten wie möglich zu verlassen. Das öffentliche Leben kommt zum Erliegen und somit auch der öffentliche Nahverkehr. Wer Bus, Bahn oder Tram nutzen muss, um etwa zum Arzt zu kommen, sollte folgendes beachten: "Man kann weiterhin Bus und Bahn verwenden. Jedoch sollten folgende Maßnahmen getroffen werden: Regelmäßiges Händewaschen*, versuchen Abstand zu Menschen zu halten", zitiert der Südwestrundfunk den Virologen und Laborleiter Martin Stürmer. Vor dem Hintergrund, dass Oberflächen nur dann infektiös sind, wenn infizierte Personen sie mit Viren kontaminiert haben, ist das Ansteckungsrisiko in Nicht-Risiko-Gebieten nicht groß.

Stürmer wendet allerdings ein: "Uns liegen Daten vor, dass der Virus bis zu neun Tagen an Oberflächen bestehen kann. Ob er aber in vollem Umfang weiter hochinfektiös ist, muss man sicherlich nochmal bestätigen. Potenziell ist es mehrere Stunden und Tage auch infektiös."

Diverse Experimente laufen. So haben US-Virologen in Tests nachgewiesen, dass sich der neuartige Erreger Sars-CoV-2 bis zu drei Tage auf Kunststoff und Edelstahl halten kann. In Aerosolen der Luft ist der Erreger hingegen nach etwa drei Stunden meist nicht mehr nachweisbar, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

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Sollte man Großveranstaltungen in Hinblick auf die Coronavirus-Epidemie meiden?

Festivals, Fußballspiele oder andere Großveranstaltungen sollten in Risikogebieten* wie Italien oder dem Iran gemieden werden. In vielen Ländern, darunter Deutschland, sind diese ohnehin abgesagt worden. In der Tagesschau vom 12.03.2020 rief Bundeskanzlerin Angela Merkel noch dazu auf, auf alle notwendigen Veranstaltungen mit weniger als 1.000 Besuchern zu verzichten. Oberstes Ziel sei es, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, so Merkel. 

Durch die rasante Ausbreitung von Covid-19 verschärfen sich die Maßnahmen der Bundesregierung. In einer Pressekonferenz vom 22.03.2020 informierte Kanzlerin Angela Merkel die Bürger, nur falls nötig ihre Wohnungen und Häuser zu verlassen und soziale Kontakte weitgehend einzustellen – wenn notwendig sogar bis hinein ins familiäre Umfeld.

So schützen Sie sich vor einer Ansteckung mit Coronaviren

Zum Schutz vor Covid-19 - und anderen Infektionskrankheiten wie Influenza* - sollten Sie zudem allgemein gültige Schutzvorkehrungen treffen, dazu gehören:

Quellen: www.tagesspiegel.de; www.bfr.bund.de; www.rki.de; www.swr.de; www.experience.arcgis.com; www.tagesschau.de; www.sueddeutsche.de; https://coronavirus.jhu.edu/map.html

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Weiterlesen: Coronavirus und Grippe im Vergleich: So unterscheiden sich die beiden Viruskrankheiten.

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