Der Hallenser Professor für Strafrecht und Kriminologie Kai Bussmann ist da anderer Meinung. Er erforscht seit Jahren das Thema Gewalt in der Kindererziehung und hat eine ganz andere Theorie. Er behauptet, dass Gewalt in der Familie vermehrt mit der Bildung der Eltern zusammenhängt.
Das heißt: Je ungebildeter die Familie, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Gewaltauswirkung. Dennoch sinke insgesamt das Gewaltlevel weltweit, betont Bussmann. Das liege an dem stetig steigenden Bildungsniveau. Deshalb seien Eltern nun aufgeklärter und können dadurch auch besser Konflikte innerhalb der Familie beilegen.
Das bestätigt auch wiederum der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers. Dennoch gebe es genug Fälle, in denen die Gewaltspirale schließlich sogar bis zum Tod des Kindes eskaliert. "2015 waren es etwa drei Fälle pro Woche", so Hilgers.
Das besagt zumindest die Auswertung der Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik. Doch die zeige nur die Spitze des Eisberges, meint Hilgers. Die Dunkelziffer ist am Ende meist viel höher.
Von Jasmin Pospiech