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Schock: Viele Eltern schlagen immer noch ihre Kinder

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Kinder sind in deutschen Familien heutzutage noch immer Opfer von körperlichem oder emotionalem Missbrauch.
Kinder sind in deutschen Familien heutzutage noch immer Opfer von körperlichem oder emotionalem Missbrauch. © pixabay

Am 30. April ist Tag der gewaltfreien Erziehung. Der Alltag in deutschen Familien sieht allerdings anders aus. Doch wie sehr schadet Gewalt Kindern wirklich?

Babys, die von den eigenen Eltern misshandelt, Kinder, die jahrelang sexuell missbraucht oder zur Prostitution gezwungen werden – es scheint, als ob kaum ein Tag verginge, an dem nicht in den deutschen Medien über Gewalt gegen Kinder berichtet wird.

Gewalt an Kindern in Deutschland noch immer sehr hoch

Egal, ob durch Fremde, Verwandte oder die eigenen Eltern – körperliche oder psychische Gewalt ist mehr denn je Thema. Trotz Aufklärungskampagnen scheint Gewalt gegen Kinder auch 2017 noch in vielen deutschen Familien allgegenwärtig zu sein.

Das kann Sabine Bresche, Koordinatorin einer Beratungsstelle des Deutschen Kinderschutzbundes in Berlin-Wedding nur bestätigen. Anlässlich des Tages der gewaltfreien Erziehung am 30. April 2017 verriet sie gegenüber dem Nachrichtendienst dpa:

"Das Thema Gewalt ist bei uns täglich Brot." Sie sieht ständig Kinder, die Opfer von Vernachlässigung, körperlicher oder emotionaler Misshandlung sowie häuslichem oder sexuellem Missbrauch geworden sind.

So erkennen Sie, wenn Kinder Gewalt zuhause erfahren

Die Sozialpädagogin kümmert sich um Familien aus ganz Berlin, die oftmals anonym Hilfe suchen. Etwa 750 Anfragen bekommt die Einrichtung jedes Jahr. Doch wie erkenne ich überhaupt, wann ein Kind gefährdet ist? Laut Bresche ist der Fall klar: Wenn das Kind beginnt, sich zu verändern und negativ auffällt.

Das kann zum Beispiel sein, wenn es ständig grundlos Raufereien auf dem Schulhof anzettelt oder sich in der Klasse oder gegenüber dem Lehrer aggressiv verhält. Auch Letztere suchen neben Eltern immer öfter die Beratungsstelle auf, da sie nicht wissen, wie sie mit solch einer Situation umgehen müssen. Zudem stehen sie Bresche zufolge nach den vielen Missbrauchsfällen der letzten Zeit unter enormen Druck, ja nichts zu übersehen.

Doch so einfach ist das auch nicht: Ihrer Meinung nach gibt es nicht die eine Bevölkerungsschicht oder Familienstruktur, die Gewalt an Kindern vorzeichnet oder begünstigt. Dennoch glaube sie, dass Alleinerziehende oder Eltern in schwierigen finanziellen Verhältnissen eher dazu neigen würden. Doch auch Eltern, die selbst in ihrer Kindheit Opfer von körperlichem oder emotionalem Missbrauch geworden sind, würden sich gegenüber ihren Kindern gewaltbereiter verhalten.

Gewalt in Familien: Je ungebildeter die Eltern, desto höher die Gewaltbereitschaft?

Der Hallenser Professor für Strafrecht und Kriminologie Kai Bussmann ist da anderer Meinung. Er erforscht seit Jahren das Thema Gewalt in der Kindererziehung und hat eine ganz andere Theorie. Er behauptet, dass Gewalt in der Familie vermehrt mit der Bildung der Eltern zusammenhängt.

Das heißt: Je ungebildeter die Familie, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Gewaltauswirkung. Dennoch sinke insgesamt das Gewaltlevel weltweit, betont Bussmann. Das liege an dem stetig steigenden Bildungsniveau. Deshalb seien Eltern nun aufgeklärter und können dadurch auch besser Konflikte innerhalb der Familie beilegen.

Das bestätigt auch wiederum der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers. Dennoch gebe es genug Fälle, in denen die Gewaltspirale schließlich sogar bis zum Tod des Kindes eskaliert. "2015 waren es etwa drei Fälle pro Woche", so Hilgers.

Das besagt zumindest die Auswertung der Daten der Polizeilichen Kriminalstatistik. Doch die zeige nur die Spitze des Eisberges, meint Hilgers. Die Dunkelziffer ist am Ende meist viel höher.

Von Jasmin Pospiech

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