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Forscher finden "Essbremse" im Gehirn

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Sexualität und Übergewicht stehen in direktem Zusammenhang. © picture alliance / dpa

Warum ist es im Alter manchmal schwieriger, das Gewicht zu halten? Max-Planck-Forscher haben eine neue Lösung parat: Es könnte nicht nur an Hormonen liegen, sondern auch an Genen und Nervenzellen im Gehirn.

Fruchtbarkeit hält schlanker: Nervenzellen im Gehirn, die Sexualität steuern, können nach einer neuen Studie auch das Körpergewicht beeinflussen. Diesem Mechanismus kamen Forscher am Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung im hessischen Bad Nauheim auf die Spur. Er könnte erklären, warum viele Frauen nach der Menopause zunehmen, berichteten die Wissenschaftler am Freitag. Auch Männer könnten deshalb jenseits der 50 mehr Kilos auf die Waage bringen - bei ihnen sei es nur ein schleichenderer Prozess.

Bekannt war bisher, dass extremes Übergewicht die Fruchtbarkeit einschränkt. Die auf Mäusen beruhende neue Entdeckung der Max-Planck-Wissenschaftler weist nun darauf hin, dass dieses Prinzip auch umgekehrt gilt: Lässt die Fruchtbarkeit nach, steigt das Körpergewicht. Dieses Ergebnis sei auf den Menschen übertragbar, da es im Kern um ein ganz spezielles Gen gehe, das auch der Mensch trage, sagt Institutssprecher Matthias Heil.

Für ihre Versuche schalteten die Forscher bei einem Typ von Gehirnzellen von Mäusen das Gen Nscl-2 ab. Es regt viele Nervenzellen zu bestimmten Aufgaben an. Zu Beginn der Pubertät sorgt es zum Beispiel für die Ausreifung der Geschlechtsorgane und für sexuelles Verlangen. Wie die Forscher nun herausfanden, steuert es in Wechselwirkung mit einem weiteren Typ von Nervenzellen aber auch die Stoffwechselaktivität. Die so angeregten Nervenzellen geben dem Gehirn zum Beispiel Auskunft über verfügbare Fettreserven und regulieren auf diese Weise das Hungergefühl mit.

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Im Alterungsprozess des Menschen fällt dieses Gen wahrscheinlich auf natürliche Weise weg. „Es wird nicht mehr aktiviert, vielleicht ist dieser Typ Nervenzellen auch gar nicht mehr vorhanden“, sagt Heil. Dadurch hätten Frauen nach den Wechseljahren unter Umständen kein natürliches Gespür mehr dafür, wann sie aufhören sollten zu essen. Männer blieben von dieser fehlenden „Essbremse“ mit zunehmenden Alter aber auch nicht verschont.

Für Gewichtszunahme nach der Menopause gibt es bisher unterschiedliche Erklärungen, zum Beispiel eine hormonell bedingte Umstellung des Stoffwechsels. Dass aber auch Gene und Nervenzellen dabei eine Rolle spielen könnten, sei neu, schreiben die Forscher in der Fachzeitschrift „Journal of Neuroscience“. Ob die Entdeckung des Gen-Mechanismus dazu beitragen kann, die altersbedingte Gewichtszunahme beim Menschen zu beeinflussen, soll nun in weiteren Studien untersucht werden.

dpa

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