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Immer schonender

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Millimeterarbeit: Chefarzt Privatdozent Dr. Kling (Anästhesie) und Chefarzt Privatdozent Dr. Oster während einer minimal-invasiven arteriellen Bypass-Operation.
Millimeterarbeit: Chefarzt Privatdozent Dr. Kling (Anästhesie) und Chefarzt Privatdozent Dr. Oster während einer minimal-invasiven arteriellen Bypass-Operation. © HKZ

Die Herz- und Gefäßchirurgie am Herz-Kreislaufzentrum Rotenburg a. d. Fulda feierte 2009 zwanzigjähriges Bestehen.

Der zwanzigste Geburtstag des HKZ Rotenburg ist ein passender Anlass, mal einen Blick zu werfen – in die Vergangenheit, aber auch in die Zukunft. Dazu sprachen wir mit Privatdozent Dr. Hartmut Oster, Chefarzt der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie am HKZ.

Herr Dr. Oster, was ist heute anders als vor 20 Jahren?

Dr. Hartmut Oster: Zunächst sind die Patienten deutlich älter geworden. 1989 waren nur etwa sieben Prozent bei der Operation älter als 70 Jahre. Heute ist jeder zweite über 70 Jahre. In der Bypasschirurgie werden mehr arterielle Bypässe angelegt und in der Klappenchirurgie werden erheblich mehr Klappen rekonstruiert als ersetzt.

Was würden Sie als herausragende Entwicklung der vergangenen 20 Jahre sehen?

Dr. Oster: Eine herausragende Entwicklung darzustellen fällt mir schwer. Aber auf dem technischen Sektor ist meines Erachtens die Entwicklung und der klinische Einsatz des Kunstherzens hervorzuheben. Bei den operativen Verfahren sind es die Bypassoperation mit Arterien und die Mitralklappenrekonstruktion.

Was hebt das HKZ Rotenburg von anderen Herzzentren ab?

Dr. Oster: Das HKZ ist wahrscheinlich in Deutschland die einzige Klinik, die eine Bypassoperation bei allen Patienten – unabhängig vom Alter oder den Begleiterkrankungen – mit Arterien durchführt. Mit der T-Graft Technik können wir fast alle Bypass-OPs ohne Beinvenen vornehmen. Brustwandarterien bieten erhebliche Vorteile, da sie praktisch keine arteriosklerotischen Veränderungen aufweisen. Dadurch bleiben sie wesentlich länger offen.

Vermehrt wenden Sie das Hybrid-Verfahren mittels Kathetertechnik an: Es ist schonender für die Patienten und eine Brustkorberöffnung bleibt erspart. Gerade wird ein Hybrid-Operationssaal entwickelt. Was ist das?

Dr. Oster: Das ist ein Raum, in dem Chirurgen und Kardiologen gemeinsam Eingriffe am Herzen beziehungsweise an der Aorta vornehmen. Er ist ausgerüstet wie ein normaler Operationssaal, besitzt aber zusätzlich eine computergesteuerte Röntgendurchleuchtungsanlage. Bei der Implantation von Aortenklappen zum Beispiel kann dieser Eingriff über die Leistengefäße oder die Herzspitze erfolgen. Der Chirurg legt die Gefäße oder die Herzspitze frei und der Kardiologe kann dann unter Durchleuchtung die auf einem Katheder montierte Klappe positionieren.

Wie sieht die Herz- und Gefäßchirurgie in 20 Jahren aus?

Dr. Oster: Schwer zu sagen. Sicherlich wird die Zahl der Herzoperationen zurückgehen, weil Eingriffe durch die verbesserten Kathetertechniken einfacher werden. Die Behandlung der Herzklappenfehler wird in viel mehr Fällen ohne offene Herzoperation möglich sein. Aber auch die medikamentöse Behandlung, zum Beispiel der koronaren Herzkrankheit, wird verbessert, sodass in 20 Jahren eventuell Eingriffe wie Operation oder Stentimplantation nicht mehr notwendig sind.

Von Esther Husung

http://www.herz-kreislauf-zentrum-rotenburg.de

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