1. Startseite
  2. Leben
  3. Gesundheit

Krebs: Helfen Chlorella-Kapseln? Diese dubiose Tumor-Therapie ist gefährliche Abzocke

KommentareDrucken

Aus Algen - wie hier aus den Kugelalgen Chlorella vulgaris - werden unter anderem Nahrungsergänzungsmittel hergestellt.
Aus Algen - wie hier aus den Kugelalgen Chlorella vulgaris - werden unter anderem Nahrungsergänzungsmittel hergestellt. © picture-alliance/ dpa/Jens Wolf

Heilsversprechen von Nahrungsergänzungsmitteln sollten von Verbrauchern kritisch hinterfragt werden. Einige Produkte sind wirkungslos oder sogar krebserregend.

Bereits seit Jahren warnen Fachärzte und Krebsforschungszentren vor unseriösen Anbietern alternativer Krebstherapien, die die Lage von Tumorpatienten und deren Ängste ausnutzen. Leider seien unter ihnen auch Ärzte, wie Professor Wolfgang Hiddemann, Krebsexperte am Klinikum der Universität München, im Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" zitiert wird. 

"Die Anbieter von den in der Regel privaten Kliniken, Zentren und Praxen treten dabei oft hochprofessionell auf. Ihre Internetseiten wirken seriös, zitiert werden berühmte Forscher und wissenschaftliche Studien. "Das klingt zunächst gar nicht so esoterisch, sondern so, als ob man Zugang zu ganz neuen Methoden bekommt, die möglicherweise wirksamer sind", schildert Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums. Am Ende stehen oft enttäuschte Hoffnungen und ein erheblicher finanzieller Verlust. Nicht selten belaufen sich die Kosten auf mehrere Zehntausend Euro", informierte die Apotheken Umschau bereits 2017.

Und auch heute ist das Problem noch aktuell. So gibt es immer noch und immer neue Anbieter unseriöser Produkte - die sogar eine krebserregende Wirkung entfalten können.

Infobox: Krebsarten
Bauchspeicheldrüsenkrebs*Zwar betreffen nur etwa drei Prozent aller Krebserkrankungen in Deutschland die Bauchspeicheldrüse, doch diese Krebsart ist besonders bösartig. So macht sich das Pankreaskarzinom bemerkbar.
Brustkrebs*Ob Familie, Freunde oder Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen: Egal wer an Brustkrebs erkrankt, die Diagnose flößt immer Angst ein. Doch es gibt viele erfolgversprechende Therapien.
Darmkrebs*Eine neue Studie kommt zu einem erschreckendem Ergebnis: Immer mehr Menschen unter 50 entwickeln Darmkrebs. Der Grund dafür liegt für viele Forscher auf der Hand.
Weißer Hautkrebs*Frühzeitig erkannt kann der weiße Hautkrebs mit einer Wahrscheinlichkeit von über 95 Prozent geheilt werden. Erfahren Sie hier, wie Sie die bösartige Hautveränderung erkennen.
Schilddrüsenkrebs*Ein Kloßgefühl beim Schlucken oder eine tastbar vergrößerte Schilddrüse zählen zu den Warnzeichen, die auf Schilddrüsenkrebs hinweisen können. Welche Symptome Sie noch ernst nehmen sollten.

Lesen Sie auch: Zu schönes Versprechen: Kapseln für geistige Fitness enttäuschen - nur ein Präparat ist wirklich sinnvoll.

Chlorella gegen Krebs: Empfehlung mit gefährlichen Effekten

"Chlorella reduziert beispielsweise die Vermehrung und Verbreitung von Krebszellen und verhindert das Abstoßen von Krebszellen* durch das menschliche Immunsystem. Damit ein Tumor wachsen kann, müssen neue Blutgefäße entstehen, welche die Zellen anschließend versorgen können. In Versuchen ließ sich nachweisen, das Chlorella die Bildung von Blutgefäßen unterdrückt", solche und ähnliche Versprechen lassen sich online über Produkte mit der Süßwasseralge Chlorella finden. Doch Experten warnen: Derartige Nahrungsergänzungsmittel ersetzen nicht die vom Facharzt empfohlene Therapie und sollten nie ohne Absprache mit dem behandelnden Mediziner eingenommen werden.

Aus Algen - wie hier aus den Kugelalgen Chlorella vulgaris - werden unter anderem Nahrungsergänzungsmittel hergestellt.
Aus Algen - wie hier aus den Kugelalgen Chlorella vulgaris - werden unter anderem Nahrungsergänzungsmittel hergestellt. © picture-alliance/ dpa/Jens Wolf

Untersuchungen ergaben zudem, dass Algenpräparate Spuren giftiger Microcystine enthalten, die Leber, Niere und Gehirn schädigen können. Zudem berichtete die Stiftung Warentest als gemeinnützige deutsche Verbraucherorganisation, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO Afa-Algenpräparate als potentiell krebserregend eingestuft hat. Afa-Algen gehören zu den blaugrünen Mikroalgen und werden getrocknet als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Auch die Verbraucherzentrale warnt: "Ein positiver Effekt der Afa-Algen als Nahrungsergänzungsmittel ist fraglich. Die dadurch zugeführte Menge an Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und Fettsäuren ist sehr gering. Angebliche Wirkungen von Afa-Algen zur Linderung oder Heilung von Krankheiten wie ADHS, Alzheimer* oder Depressionen sind wissenschaftlich nicht belegt".

Weiterlesen: Stille Entzündungen begünstigen chronische Krankheiten wie Krebs - wie Sie Ihr Risiko senken.

jg

*merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

Auch interessant

Kommentare