„In Deutschland hatten wir in den vergangenen drei Jahren insgesamt sechs Fälle, allesamt von Menschen mit Migrationshintergrund, die wohl bereits in ihrem Heimatland infiziert waren“, berichtet der DAHW-Sprecher Jochen Hövekenmeier. Die Organisation erhält eigenen Angaben zufolge Spenden und Zuschüsse von etwa 13 Millionen Euro, mit denen Projekte in 120 Ländern unterstützt werden.
Vorbildlich sind laut Hövekenmeier afrikanische Länder wie Äthiopien, Nigeria, Senegal, Tansania oder Uganda. Es gebe hier eine regelmäßige und intensive Schulung des Personals im staatlichen Gesundheitssystem, schnelle Diagnose und Therapie, regelmäßige Kontrolle der Patienten - und Untersuchungen im sozialen Umfeld.
Aber auch das brasilianische Gesundheitsministerium sieht das Land gemäß der WHO-Definition auf einem guten Weg - und weist den Vorwurf der Vertuschung oder Vernachlässigung zurück. „Die Zahl der Patienten in Behandlung beträgt 25 738“, betont eine Sprecherin. Das entspräche 1,27 Fällen pro 10 000 Einwohner. Derzeit gebe es über 30 000 Neuerkrankungen pro Jahr. „Aber 2005 hatte Brasilien noch 49 448 neue Fälle“, betont Camila Bogaz. Und es sei eine landesweite Kampagne zur Aufklärung und frühzeitigen Diagnose in Schulen gestartet worden - 2014 seien 1,9 Millionen Schüler getestet worden, bei nur 265 sei Lepra festgestellt worden, in Brasilien wird sie Hanseníase genannt.
Zugleich sei auch die Heilungsrate deutlich gestiegen, denn bei frühzeitiger Diagnose ist Lepra heilbar. Konnten 2005 erst 69,2 Prozent der Patienten geheilt werden, stieg die Rate laut Ministerium in Brasilien auf 82,73 Prozent (2014).
Laut DAHW kostet eine Therapie 50 Euro pro Patient. Das ist nicht viel, doch ein wirksamer Schlüssel zur Ausrottung liegt trotz aller Forschungen noch nicht vor: Ein Anti-Lepra-Impfstoff. Aber: neun von zehn Menschen sind ohnehin gegen Lepra immun. Wer sich anstrecken kann und wer nicht, das ist noch so eines der großen Lepra-Rätsel.
dpa