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Makula-Degeneration: Wenn der Blick ein Loch hat

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Die Makula ist eine kleine Stelle in der Mitte der Netzhaut, die für das scharfe Sehen verantwortlich ist. Bei der Makula-Degeneration geht diese Funktion verloren.

Betroffene verlieren zunächst die Fähigkeit, scharf zu sehen. Gerade Linien erscheinen verzerrt. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit kann man nicht mehr lesen, sieht nur noch schemenhaft und kann auch manchmal keine Farben mehr erkennen.

Die Angst vieler Patienten, infolge der Makula- Degeneration zu erblinden, ist jedoch unbegründet, da das Umrisssehen auf jeden Fall erhalten bleibt. Betroffen sind in erster Linie ältere Menschen. Es ist die häufigste Erkrankung, die bei Menschen über 60 Jahren zu einem schweren Sehverlust führt.

Die Makula-Degeneration betrifft häufiger Frauen als Männer. Woran das liegt, weiß man nicht genau. Man vermutet aber, dass es mit den Hormonen zusammenhängt. Überhaupt sind die Ursachen für die Erkrankung weit gehend unerforscht. Ihre Behandlung ist bislang nur begrenzt möglich. Fotodynamische Therapien und - neuerdings - die Injektion eines Mittels aus der Krebsbekämpfung können das Fortschreiten der feuchten Makula-Degeneration aber in manchen Fällen aufhalten.

In der Augenklinik im Klinikum Kassel stellen sich laut Aussagen von Chefarzt Prof. Dr. Rolf Effert täglich zwischen zehn und fünfzehn betroffene Patienten mit einer Makula-Degeneration vor. Effert sowie der Chefarzt der Augenklinik im Klinikum Bad Hersfeld, Privatdozent Dr. Werner Hütz, beantworten Fragen.

Fragen und Antworten

Ich habe seit drei Jahren eine feuchte Makuladegeneration und habe bereits drei Spritzenkuren hinter mir. Einmal konnte ich einen Stillstand über eine gewisse Zeit feststellen, doch jetzt verschlechtert sich mein Zustand wieder rapide. Was kann man noch tun?

Hütz: Sie sollten sich auf eine Dauerbehandlung mit den Spritzen einstellen. Wenn das Mittel alle vier bis sechs Wochen injiziert wird, kann man zumindest meist einen Stillstand der Erkrankung erreichen.

Mein Vater ist stark dement. Wir wissen, dass er eine Makuladegeneration hat, er kann sich selber aber nicht mehr äußern, ob sein Sehvermögen schlechter geworden ist. Gibt es eine Möglichkeit, das festzustellen?

Hütz: Ja, wenn er friedlich ist und sich untersuchen lässt, kann man den Zustand der Erkrankung mittels einer Fluoreszensangiografie feststellen. Dazu bekommt er einen Farbstoff in die Armvene gespritzt, der die Gefäße im Auge sichtbar macht.

Meine Mutter hat eine trockenen Makuladegeneration und einen Grauen Star auf demselben Auge. Ihr Augenarzt sagt, man könne den nicht operieren, da die andere Erkrankung vorliegt. Ist das richtig so?

Hütz: Nein, durch die Operation wird die Makuladegeneration sich nicht verschlechtern. Wenn man meint, dass der Patient durch die Operation mehr Sehschärfe erreichen kann, ist die Indikation dafür auf jeden Fall gegeben. Die Graue-Star-Operation ist ein Standardeingriff mit einer Erfolgsquote von 95 Prozent.

Ich soll eine Injektion ins Auge bekommen, die die Makuladegeneration aufhält. Ich habe furchtbare Angst davor.

Hütz: Die brauchen Sie nicht zu haben. Die Injektion muss unter hochsterilen Verhältnissen im Operationssaal erfolgen. Sie bekommen ein Betäubungsgel ins Auge, so dass Sie nichts oder kaum etwas spüren werden. Manche Patienten verspüren beim Eindringen der hochfeinen Nadel ins Augeninnere ein kleines Pieksen. Das ist aber auch das Schlimmste, das Sie befürchten müssen.

Ich bin fünfzig Jahre alt. Meine Eltern und meine Schwester leiden unter einer Makuladegeneration. Kann ich etwas zur Vorbeugung tun?

Hütz: Ja, sie können ein Vitaminpräparat einnehmen, das hoch dosiert lutein- und zinkhaltig ist. Großflächige Studien in den USA haben erwiesen, dass eine ständige Einnahme dieser Präparate über Jahre hinweg ein Auftreten der Makuladegeneration verhindern kann. Diese Präparate bekommen Sie rezeptfrei in der Apotheke. Lassen Sie sich dort am besten ausführlich beraten.

Ich habe eine trockene Makuladegeneration, gegen die Medikamente nichts helfen. Mein Arzt hat mir gesagt, dass man eine Blutwäsche machen könnte. Hilft die denn?

Hütz: Ja, die Wirksamkeit ist bewiesen. Diese Therapie wird wegen der extrem hohen Kosten, die keine Krankenkasse übernimmt, aber kaum angewendet. Für diese Dialyse sind spezielle Apparaturen notwendig. Sie muss auch mehrmals, ungefähr acht Mal, durchgeführt werden.

Ich habe gehört, dass man bei einer Makuladegeneration die Netzhaut mit einer Operation einfach drehen kann, um wieder ein gutes Sehvermögen zu erreichen.

Hütz: Von dieser sehr aufwändigen Operation ist man mittlerweile komplett abgekommen, zumal sie nur auf dem weniger betroffenen zweiten Auge in Frage kam. Angesichts der sehr guten Medikamente, die es zur Behandlung der Makuladegeneration jetzt gibt, wird eine Drehung der Netzhaut gar nicht mehr vorgenommen.

Mein Mann ist erst Mitte vierzig und kam vom Augenarzt jetzt mit der niederschmetternden Diagnose wieder, er habe eine trockene Makula-Degeneration. Kann man das wirklich nicht heilen?

Prof. Effert: Nein, bislang gibt es leider noch keine Möglichkeit, die Makula-Degeneration zu heilen. Die Sehstörung muss aber nicht zwangsläufig schlimmer werden. Voraussetzung dazu ist eine gesunde Lebensweise. Ihr Mann sollte viel Gemüse, vorzugsweise Karotten und Spinat, essen. Außerdem sollte er nicht rauchen, im Fall von Diabetes den Zucker optimal einstellen lassen und auch einen gut eingestellten Blutdruck haben. Außerdem sollte Ihr Mann regelmäßig seine Augen kontrollieren lassen.

Ich bin 85 Jahre alt und habe eine beginnende Makula-Degeneration. Mein Arzt hat mir empfohlen, Vitaminpräparate zu nehmen. Helfen die denn überhaupt dabei?

Prof. Effert: Es gibt keine kontrollierte Studie, die eine eindeutig positive Beeinflussung des Krankheitsverlaufes nachgewiesen hat. Es spricht aber vieles dafür, dass die Einnahme von Vitaminen den Krankheitsverlauf verzögert.

Ich habe seit einem Jahr eine Makula-Degeneration. Im Oktober habe ich mit einem neuen Mittel eine Injektion ins Auge bekommen. Mein Sehen verbesserte sich daraufhin. Jetzt ist es aber wieder schlechter. Was kann ich noch tun?

Prof. Effert: Das Mittel sollte dreimal im Abstand von drei bis sechs Wochen gespritzt werden. Wie lange die Wirkung anhält, weiß man allerdings noch nicht genau. Sie sollten sich also noch einmal zu der Klinik überweisen lassen, damit Sie weitere Injektionen bekommen können.

Ich habe schon drei Fotodynamische Therapien bekommen, die aber kaum geholfen haben. Ich würde gern wissen, ob für mich die Injektionen infrage kommen.

Prof. Effert: Das gespritzte Mittel drängt das neu gebildete Gefäß zurück. Das geht allerdings nur, wenn es noch aktiv ist. Haben sich bereits Narben auf der Netzhaut gebildet, bringt es nichts mehr. Sie müssen also zunächst bei Ihrem Augenarzt untersuchen lassen, ob nicht schon zu viele Sehzellen zerstört sind, die sich dann nicht mehr regenerieren werden. Wenn das nicht der Fall ist, kann man bei Ihnen mit den Injektionen eventuell noch eine Besserung herbeiführen.

Ich bin vor vier Jahren am Grauen Star an einem Auge operiert worden. Dabei stellte man fest, dass ich eine Makula-Degeneration habe. Jetzt sollte das andere Auge operiert werden. Die Ärzte haben es aber nicht gemacht, weil ich auch da die Degeneration habe und man mir sagte, es bestehe das Risiko, dass ich nach einer OP blind werde. Ich sehe jedoch immer schlechter.

Prof. Effert: Zunächst sollte man feststellen, warum Sie immer schlechter sehen. Das kann ja am Grauen Star oder an der Makula-Degeneration liegen. Wenn es am Star liegt, sollte man das Risiko einer Operation eingehen. Es gibt auch spezielle Kunstlinsen, die UV-Licht abfiltern, welches die Makula schädigt.

Ist die Makula- Degeneration vererbbar?

Prof. Effert: Bislang hat man noch keine vererbbare Komponente nachgewiesen. Allerdings kommt die Makula-Degeneration gehäuft in Familien vor.

Was ist die feuchte Makula- Degeneration?

Prof. Effert: Bei einem Teil der Patienten bildet sich an der Makula ein neues Blutgefäß, und die Makula saugt sich mit Flüssigkeit voll. Man spricht dann als Arzt von einem Makulaödem. Dadurch sieht der Betroffene einen dunklen Fleck in der Mitte des Sehfeldes. Der Blick bekommt sozusagen einen zentralen Defekt.

Was geschieht bei der Fotodynamischen Therapie?

Prof. Effert: Dem Patient wird eine lichtempfindliche Substanz gespritzt, die sich an das krankhafte Blutgefäß in der Makula anlagert. Diese Substanz ist empfindlich für spezielle Laserwellen. Mit dem Laser kann dann gezielt das krankhafte Gefäß verödet werden.

Von Susanne Seidenfaden (erstmals erschienen am 10.2.2007)

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