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Masern-Welle: Koalition erwägt Impfpflicht

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Berlin - In Einzelfällen können Masern lebensbedrohlich sein.  Wegen der derzeit steigenden Zahl von Infektionen, denkt die große Koalition nun über die Einführung einer gesetzlichen Impfpflicht nach.

Eigentlich sollte die Krankheit in Deutschland bis zu diesem Jahr so gut wie ausgerottet sein. In Berlin aber ereignet sich laut Robert Koch-Institut (RKI) derzeit ein großer Masernausbruch. Seit Oktober 2014 gab es in der Hauptstadt 375 Masernfälle. Grund für die hohen Infektionsraten sind laut RKI Impflücken in der Bevölkerung. 

Kommt bald eine Impfpflicht?

Nun denkt die große Koalition über die Einführung einer gesetzlichen Impfpflicht nach. Für SPD-Fraktionsvorsitzende Karl Lauterbach ist "ein breit angelegter Kraftakt zur Steigerung der Impfbereitschaft" nötig. "Wenn das nicht gelingt, muss eine Impfpflicht für Kleinkinder der nächste Schritt sein", wird Lauterbach, selbst Mediziner, von der Welt am Sonntag zitiert.

Mit einem geplanten Präventionsgesetz wird künftig festgeschrieben, dass vor einer Kita-Aufnahme die Eltern eine ärztliche Impfberatung nachweisen müssen.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat in diesem Zusammenhang Impfgegner angegriffen. „Die irrationale Angstmacherei mancher Impfgegner ist verantwortungslos“, sagte Gröhe der „Welt am Sonntag“. Wer seinem Kind den Impfschutz verweigere, gefährde nicht nur das eigene Kind, sondern auch andere.

Dieser Kritik schließt sich auch CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn an. Impfverweigerer würden sich seiner Ansicht nach verantwortungslos und egoistisch verhalten, sagte Spahn und kündigte dem Bericht zufolge an: "Wenn wir es nicht schaffen, mit verstärkter Aufklärung und Beratung die Impfraten bald zu steigern, sollten wir über eine Impfpflicht in Kindergärten und Schulen nachdenken".

Gegenstimmen aus der Opposition

Die Überlegungen für eine Impfpflicht werden von der Opposition abgelehnt. "Impfzwang kann nicht die richtige Antwort sein", sagte die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Kordula Schulz-Asche, der "Saarbrücker Zeitung" (Montagsausgabe). Stattdessen führten Transparenz und Aufklärung zu guten Impfraten. Wenn "offen und ehrlich" über Vorteile und Risiken von Schutzimpfungen informiert werde, sei auch mit einer größeren Bereitschaft dazu in der Bevölkerung zu rechnen, sagte die Grünen-Politikerin.

Auch der Gesundheitsexperte der Linksfraktion, Harald Weinberg, lehnte einen gesetzlichen Impfzwang ab. Das Selbstbestimmungsrecht der Eltern müsse weiter gelten, sagte Weinberg der "Saarbrücker Zeitung".

Das beste Alter für eine Masern-Impfung

Normalerweise wird die Impfung in Kombination mit Mumps und Röteln verabreicht. Säuglinge können erst ab dem Alter von elf Monaten immunisiert werden. Da eine Masernerkrankung im ersten Lebensjahr besonders gefährlich ist, sollten die Mutter und enge Kontaktpersonen unbedingt geimpft sein, betont Kinderarzt Fegeler. Im Idealfall erfolgt die zweite Impfung im Alter von 15 bis 23 Monaten.

Ansteckungsgefahr ohne Impfschutz enorm

Wer nicht geimpft ist, steckt sich bei Kontakt mit dem Virus mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit an. Masern verbreiten sich über Tröpfcheninfektion und durch den Kontakt mit virenhaltigen Körperflüssigkeiten. Hohes Fieber und der typische Ausschlag sind die häufigsten Symptome, es kann aber auch zu lebensbedrohlichen Lungen- oder Gehirnentzündungen kommen.

AFP/dpa/vh

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