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Ärzte schlagen Alarm - und warnen jetzt vor dieser gefährlichen Diät

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Orthoretiker wollen fit, schlank und gesund sein - und das um jeden Preis.
Orthoretiker wollen fit, schlank und gesund sein - und das um jeden Preis. © dpa/Monika Skolimowska

Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating: Diese Essstörungen sind bereits medizinisch anerkannt. Doch nur wenige kennen Orthorexie. Was sich dahinter verbirgt.

Das öffentliche Bewusstsein für Essstörungen wächst zunehmend: Magersucht, Bulimie & Co. werden als ernstzunehmende Erkrankungen medizinisch und gesellschaftlich anerkannt. Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass hierzulande etwa 800.000 Menschen von Essstörungen betroffen sind. Doch nun kommt eine weitere hinzu, die noch im Dunkeln verborgen ist und bereits mehr Menschen in ihren Fängen hat: Orthorexie.

Symptome, Ursache und Definition: Was ist Orthorexie?

Der Begriff Orthorexie, auch Orthorexia nervosa genannt, stammt aus dem Griechischen für "ortho" (richtig) und "orexis" (Appetit). Er wurde 1997 vom US-amerikanischen Mediziner Steven Bratman eingeführt. Die Orthorexie hat mit der Anorexie gemein, dass Betroffene geradezu besessen von Ernährung und Nahrungsmitteln im Speziellen sind.

Der Unterschied besteht allerdings darin, dass bei der Orthorexie nicht das "Wie viel" im Vordergrund steht, sondern die Qualität der Lebensmittel. Das heißt konkret: Betroffene sind krampfhaft darauf fixiert, nur als gesund geltende Nahrung zu sich zu nehmen.

Orthoretiker sind von ihrer "richtigen" Ernährung so überzeugt, dass sie dieser einen unangemessen hohen Stellenwert einräumen. Ihr Leben dreht sich nur noch um das Studieren von Nährwerttabellen, sie kaufen stets ökologisch korrekt ein und essen nicht mehr auswärts – aus krankhafter Angst vor möglichen Zusatz- beziehungsweise Schadstoffen.

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Falls sie diese (unbewusst) doch zu sich nehmen, entsteht meist ein psychischer Leidensdruck: Sie erleiden Panikattacken, haben ein schlechtes Gewissen und erleben Depressionen. Daher bereiten sie ihre Speisen immer öfter zuhause zu.

Die Ursache für dieses Verhalten, vermuten Mediziner, ist oftmals einerseits der gesellschaftliche Druck, schlank und fit zu sein, und andererseits die panische Angst vor schweren Erkrankungen wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen & Co.

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Orthorexie: der Zwang, perfekt aussehen/sein zu wollen

Zwar ist die die augenscheinliche Zwangsstörung Orthorexie noch nicht als Krankheit anerkannt, dennoch halten sie immer mehr Experten aus den USA für ein gefährliches, ernstzunehmendes Krankheitsbild. So berichtete der Psychologe Thomas Dunn von der University of North Colorado in einer Studie bereits 2014 in der Zeitschrift "Psychomatics" darüber. Darin versuchten er und sein Team, die Zwangsstörung zu identifizieren und anhand von Merkmalen zu kategorisieren.

Allerdings sei dies erst nötig, wenn das selbst auferlegte Regelwerk zu einer Belastung wird und sich das Denken nur noch um die eigene Ernährung kreist. Doch die Diagnose fällt oft schwer – schließlich tun die sozialen Plattformen wie Instagram & Co. ihr Übriges. Dort propagieren Fitnessgurus, Promis und sogenannte "Influencer" tagtäglich, wie ein gesunder Ernährungs- und Lebensstil auszusehen hat, der meist überwiegend aus veganer Rohkost besteht.

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Mehrmals am Tag werden mit den zahlreichen Followern selbst kreierte Mahlzeiten aus Superfoods wie Goji-Beeren, Quinoa oder Kokosöl und schweißtreibende Workouts im Fitnessstudio geteilt. Dadurch wird eine Community geschaffen, die sich gegenseitig pusht, weshalb die Betroffenen immer weiter in die Zwangsstörung rutschen – oder gar nicht erst erkennen, wie tief sie schon drin stecken.

Der "Drang nach Anerkennung sei einfach so groß, dass viele "über Essen, ihre Identität formen", erklärt Johann Christoph Klotter, Ernährungspsychologe aus Fulda, gegenüber der Welt am Sonntag.

Zu wenig Vitamine und Untergewicht: die verheerenden Folgen von Orthorexie

Doch der Preis, den Betroffene für ihre Orthorexie zahlen müssen, sei den Medizinern zufolge bedeutend höher. Schließlich führe eine zu restriktive Ernährung zu Mangelerscheinungen. Die Folgen sind gravierend:

Zudem versuchen viele Betroffene, ihr Umfeld zu "bekehren", da sie glauben, diesem überlegen zu sein. Schließlich wüssten sie am besten, wie man gesund lebt. Doch meist geht dies auf Dauer mit extremer sozialer Isolation einher, da Betroffene darauf achten, stets nur Gesundes zu sich zu nehmen. Einsamkeit und Depressionen sind oftmals die Folge.

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Therapie und Behandlung bei Orthorexie

Die "National Eating Disorders Association" klärt auf ihrer Webseite über Orthorexie auf und darüber, wie man Anzeichen und Symptome erkennt und warum eine Verhaltenstherapie bei Betroffenen ratsam sei.

Hierbei wird Betroffenen vermittelt, wie sie wieder zu einem "normalen" Essverhalten zurückfinden und entspannter im Umgang mit Nahrungsmitteln werden. Schließlich sollen sie lernen, sich auch "Ungesundes" zu gönnen, das Ihnen gut schmeckt – ohne auf die Nährwerte zu achten oder den Gesundheitsgehalt zu hinterfragen.

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jp

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