Zwar ist die die augenscheinliche Zwangsstörung Orthorexie noch nicht als Krankheit anerkannt, dennoch halten sie immer mehr Experten aus den USA für ein gefährliches, ernstzunehmendes Krankheitsbild. So berichtete der Psychologe Thomas Dunn von der University of North Colorado in einer Studie bereits 2014 in der Zeitschrift "Psychomatics" darüber. Darin versuchten er und sein Team, die Zwangsstörung zu identifizieren und anhand von Merkmalen zu kategorisieren.
Allerdings sei dies erst nötig, wenn das selbst auferlegte Regelwerk zu einer Belastung wird und sich das Denken nur noch um die eigene Ernährung kreist. Doch die Diagnose fällt oft schwer – schließlich tun die sozialen Plattformen wie Instagram & Co. ihr Übriges. Dort propagieren Fitnessgurus, Promis und sogenannte "Influencer" tagtäglich, wie ein gesunder Ernährungs- und Lebensstil auszusehen hat, der meist überwiegend aus veganer Rohkost besteht.
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Mehrmals am Tag werden mit den zahlreichen Followern selbst kreierte Mahlzeiten aus Superfoods wie Goji-Beeren, Quinoa oder Kokosöl und schweißtreibende Workouts im Fitnessstudio geteilt. Dadurch wird eine Community geschaffen, die sich gegenseitig pusht, weshalb die Betroffenen immer weiter in die Zwangsstörung rutschen – oder gar nicht erst erkennen, wie tief sie schon drin stecken.
Der "Drang nach Anerkennung sei einfach so groß, dass viele "über Essen, ihre Identität formen", erklärt Johann Christoph Klotter, Ernährungspsychologe aus Fulda, gegenüber der Welt am Sonntag.
Doch der Preis, den Betroffene für ihre Orthorexie zahlen müssen, sei den Medizinern zufolge bedeutend höher. Schließlich führe eine zu restriktive Ernährung zu Mangelerscheinungen. Die Folgen sind gravierend:
Zudem versuchen viele Betroffene, ihr Umfeld zu "bekehren", da sie glauben, diesem überlegen zu sein. Schließlich wüssten sie am besten, wie man gesund lebt. Doch meist geht dies auf Dauer mit extremer sozialer Isolation einher, da Betroffene darauf achten, stets nur Gesundes zu sich zu nehmen. Einsamkeit und Depressionen sind oftmals die Folge.
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Die "National Eating Disorders Association" klärt auf ihrer Webseite über Orthorexie auf und darüber, wie man Anzeichen und Symptome erkennt und warum eine Verhaltenstherapie bei Betroffenen ratsam sei.
Hierbei wird Betroffenen vermittelt, wie sie wieder zu einem "normalen" Essverhalten zurückfinden und entspannter im Umgang mit Nahrungsmitteln werden. Schließlich sollen sie lernen, sich auch "Ungesundes" zu gönnen, das Ihnen gut schmeckt – ohne auf die Nährwerte zu achten oder den Gesundheitsgehalt zu hinterfragen.
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