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Schlaganfall und Demenz: Wie beuge ich vor?

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Gemeinsam gegen Schlaganfall und Demenz: Dr. Katharina Bürger und Prof. Martin Dichgans.
Gemeinsam gegen Schlaganfall und Demenz: Dr. Katharina Bürger und Prof. Martin Dichgans. © Bodmer Oliver

Ein Schlaganfall trifft einen oft wie ein Blitz. Der geistige Abbau bei Demenz kommt dagegen schleichend: Die beiden Krankheiten scheinen sehr verschieden, doch haben sie dieselben Risikofaktoren.

Aus klaren Worten wird auf einmal ein Stammeln. Eine Gesichtshälfte scheint plötzlich zu hängen. Bei solchen Anzeichen hilft nur, sofort den Notarzt zu rufen. Denn bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Ursache ist meist ein Gerinnsel in einer Hirnarterie. Dieses schneidet einen Bereich des Organs von der Blutversorgung ab. Je nachdem, wo es sitzt, kommt es zu unterschiedlichen Beschwerden. Wird die Verstopfung nicht rasch gelöst, kann es zu dauerhaften Schäden kommen – oder sogar zum Tod.

Demenz und Schlaganfall haben teils dieselben Ursachen

Die Angst vor einem Schlaganfall ist berechtigt. Jedes Jahr trifft es in Deutschland fast 200.000 Menschen. Dank rascher Behandlung und einem wachsenden Netz von Spezialstationen, sogenannten Stroke Units, überleben immer mehr Patienten. Doch oft ist der Weg zurück ins Leben lang.

Abnehmende Aktivität: Rechts die Aufnahme des Gehirns eines Gesunden, links die eines Alzheimer-Patienten.
Abnehmende Aktivität: Rechts die Aufnahme des Gehirns eines Gesunden, links die eines Alzheimer-Patienten. © dpa

Experten klären daher nicht nur über rasches Handeln im Notfall auf. „Entscheidend ist auch die Vorsorge“, sagt Dr. Katharina Bürger vom Zentrum für Schlaganfall- und Demenzforschung des Klinikums der Universität München. Wer einem Schlaganfall vorbeugt, schützt sich dabei gleichzeitig vor anderen gefürchteten Krankheiten: Eine davon ist die Demenz, der schleichende Verlust der geistigen Fähigkeiten. „Demenz und Schlaganfall haben teils dieselben Ursachen“, sagt Bürger. Und das nicht nur, wenn es sich um eine sogenannte Gefäßdemenz (vaskuläre Demenz) handelt. Hierbei kommt es zu Ablagerungen in den Gehirnarterien. Sie verengen sich, das Organ wird schlechter durchblutet. Umgangssprachlich spricht man auch von „Verkalkung“.

Doch auch bei der Alzheimerschen Erkrankung spielt offenbar die Durchblutung eine Rolle. Anders als bei der gefäßbedingten Demenz kommt es zwar noch zu anderen Schäden: Im Gehirn lagern sich Eiweiße ab, sogenannte Amyloid-Plaques und Neurofibrillenbündel. Immer mehr Nervenzellen sterben ab. Wann dies zu Ausfällen führt, liegt aber offenbar auch an der Durchblutung.

Gesund leben und Risikofaktoren vermeiden

Denn das Gehirn kann viel kompensieren. „Das legen etwa Untersuchungen an Klosterschwestern nahe“, sagt Bürger. Die Nonnen waren insgesamt den gleichen Lebensbedingungen ausgesetzt, führten ein sehr gesundes Leben, hatten kaum Stress, rauchten nicht, ernährten sich gesund. Bei einigen fanden sich nach dem Tod im Gehirn Ablagerungen, wie sie für die Alzheimer-Krankheit typisch sind, aber nicht alle hatten zu Lebzeiten Symptome. Eine Schlussfolgerung: Ist das Gehirn sonst gesund, kann es Schäden lange ausgleichen.

Die gute Nachricht: Jeder kann durch seinen Lebensstil viel dazu beitragen, dass seine Gefäße lange jung bleiben. Das Rezept ist altbekannt: Gesund leben und Risikofaktoren vermeiden. Wer bereits Erkrankungen hat, die den Gefäßen schaden, sollte diese unbedingt behandeln. Dazu gehört es, Blutdruck und Blutzucker im Blick zu behalten. Denn Hypertonie und Diabetes Typ II, also Bluthochdruck und die Zuckerkrankheit, sind gefäßschädigende Volkskrankheiten, die leider oft lange unerkannt bleiben.

Bluthochdruck ist ein Gefäßkiller

Ob der Blutzuckerspiegel zu hoch ist, zeigt ein Bluttest. Bei vielen Patienten können Abnehmen und mehr Bewegung helfen, ihn Blutzucker in den Griff zu bekommen. Genügt das nicht, sollte man ihn mit Hilfe von Medikamenten unbedingt gut einstellen. Sonst kann das die Gefäße massiv schädigen. Diabetiker leiden daher oft unter Durchblutungsstörungen, etwa in den Beinen. Auch in anderen Arterien bilden sich Ablagerungen – es kommt zu Arteriosklerose. Sie kann dann plötzlich einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt auslösen. Doch fördert sie auch die Entstehung von Demenz.

Ein Bluttest zeigt auch, wie hoch die Blutfettwerte sind. Ist das schädliche LDL-Cholesterin erhöht, kann gesunde Ernährung helfen. Doch das reicht nicht immer. „Die Veranlagung spielt eine große Rolle“, sagt Bürger. Sind die Werte deutlich zu hoch, sollten die Patienten Statine einnehmen, vor allem, wenn sie unter Bluthochdruck oder Diabetes leiden.

Ein stiller Gefäßkiller ist zudem Bluthochdruck: Er bleibt allzu oft unerkannt und unbehandelt. Bürger rät, ihn ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig messen zu lassen. Ist er zu hoch, sollte man das nicht zu rasch auf die Aufregung beim Arzt schieben. Klarheit bringt eine 24-Stunden-Messung. Da man Bluthochdruck meist nicht spürt, nehmen viele das Problem nicht ernst, selbst wenn es bekannt ist. Ein Großteil der Patienten ist daher schlecht eingestellt.

Diese Promis erlitten einen Schlaganfall

Ebenso sollte man es nicht zu rasch abtun, wenn das Herz öfter zu stolpern scheint. Auch Herzrhythmusstörungen können zu einem Schlaganfall führen. Vor allem beim Vorhofflimmern entstehen im Herzen Blutgerinnsel, die mit dem Blutstrom ins Gehirn verschleppt werden. Medikamente können dem vorbeugen. „Wenn man öfter ein Herzrasen bemerkt, sollte man das seinem Arzt sagen“, rät Bürger. Sinnvoll ist dann ein 24-Stunden-EKG. Auch ob man bereits Ablagerungen in den Gefäßen hat, zeigt eine Untersuchung: Experten raten zum Ultraschall der Halsschlagadern.

Von Sonja Gibis

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