In der Regel nur in den ersten drei Stunden ist es nämlich in spezialisierten Abteilungen möglich, Blutgerinnsel, die ein Gefäß verstopfen, mit Medikamenten aufzulösen. Durch diese Therapie kann manchmal bedrohtes Hirngewebe gerettet und eine Heilung ermöglicht werden. Eine solche Behandlung ist allerdings keineswegs bei allen Betroffenen möglich und sinnvoll. Es bedarf jedoch der unverzüglichen Diagnostik und fachlichen Beurteilung, um diejenigen Personen zu identifizieren, die davon profitieren können.
Aber auch wenn eine solche „Lysetherapie“ nicht möglich ist, bieten Schlaganfall-Spezialstationen Vorteile: Hier erfolgt eine engmaschige Überwachung, weitere diagnostische Maßnahmen ermöglichen eine möglichst frühzeitige Ursachenklärung und Einleitung der weiteren Therapie, und ein multiprofessionelles Team aus Therapeuten, Pflegenden und Ärzten beginnt vom ersten Tag an mit rehabilitativen Maßnahmen, um die Erholung bestmöglich zu unterstützen. Neben den regionalen Schlaganfalleinheiten gibt es überregionale Schlaganfalleinheiten, in denen besondere interdisziplinäre Behandlungsmöglichkeiten wie etwa neuro- oder gefäßchirurgische Maßnahmen vorgehalten werden.
Nicht alle Durchblutungsstörungen des Gehirns führen gleich zu einem großen Schlaganfall. Es ist durchaus häufig, dass eine solche Störung nur ganz kurz anhalten kann. Dann kommt es zu schlagartigen Symptomen, die aber oft nur fünf oder zehn Minuten anhalten, meist jedenfalls unter einer Stunde. Man nennt dies „flüchtige Insulte“. Auch wenn gleich wieder alles vorbei ist, sind solche Störungen jedoch sehr gefährliche Vorboten eines drohenden Schlaganfalls. Wir wissen, dass zehn bis 15 Prozent der betroffenen Personen innerhalb von drei Monaten einen Hirninfarkt erleiden, mit dem größten Risiko am Anfang.
Einzig richtig ist daher auch hier, sich unverzüglich in sachkundige Behandlung zu begeben. Dies lohnt sich: In England konnte eine Verkürzung der Zeit zwischen Ereignis und Therapie von 20 auf einen Tag eine Reduktion der Schlaganfallrate nach einem flüchtigen Insult um etwa 80 Prozent bewirken.
Von Prof. Dr. Reinhard Kiefer