Auch Fettabsaugen sei schwer im Kommen, so Carla Santana. Kein Wunder beim Körperkult an der Copacabana, wo schon um sechs Uhr Jogger den Strand bevölkern oder Klimmzüge an den Trimm-Dich-Stationen machen. Aber es gibt auch das andere Extrem, ob der teils sehr fettigen Ernährung. Neulich hat ein Friedhof für Fettleibige eröffnet mit Steingräbern, die theoretisch bis zu 500 Kilo schwere Leichen aufnehmen können.
Pitombo geht rüber in den nächsten OP-Saal, Schönheit im Akkord. Er macht Dehnübungen - dann werden mit Fäden und Laser die Ohren eines 31-Jährigen angelegt. Er hat kurze Haare und empfand seine Ohren als zu abstehend. Der Laser hört sich an wie ein Lötkolben, es riecht etwas nach verbrannter Haut. Dann wird auch noch die Nase in Form gebracht, eine Stunde später ein neuer Mann. Mozarts Klänge mischen sich mit dem monotonen Piepen, das einen stabilen Kreislauf anzeigt.
Im Foyer der Klinik liegen edle Fotobände aus dem Taschen-Verlag, auch Sebastião Salgados episches Fotowerk „Genesis“. „Plastische Chirurgie ist auch eine Form der Kunst, ich will die Menschen glücklicher machen“, lautet Pitombos Credo. In Brasilien wird weit unkritischer damit umgegangen, reiche Eltern zahlen mitunter für den Sohn oder die Tochter die Schönheitsoperation. „Frauen lieben es, darüber zu reden, wenn sie neue Brüste haben“, meint Pitombo. Aber auch bei Männern werde zunehmend offener darüber geredet. „Einige erzählen auf der Party stolz: Ich hab mir die Nase machen lassen.“
Letztlich zeigt das aber auch, was für einen gesellschaftlichen Druck der Schönheitswahn erzeugt. Der Strand in Rio, der Olympiastadt 2016, gleicht am Wochenende einer Model-Show. Einen Fall hatte Pitombo, wo er mal abwinken musste, das hätte er auch nicht mit dem schönsten Mozartkonzert hinbekommen. „Ein Mann kam vorbei und sagte, ich möchte genauso aussehen wie Elvis Presley.“ Lippen, Nase, Wangen, Hals, alles wie beim King of Rock'n'Roll. „Ich sagte ihm, ein bisschen Ähnlichkeit schaffe ich vielleicht. Aber eine Kopie klappt nicht.“
dpa