Daher wird der erfahrene Urologe in dieser Situation eng mit dem Hausarzt, dem Diabetologen, dem Kardiologen und weiteren Spezialisten zusammenarbeiten und die Diagnose Impotenz über seine Kernkompetenz hinaus abklären lassen.
Da eine erektile Dysfunktion aus moderner Sicht nicht nur als Problem „des kleinen Freundes“ betrachtet werden sollte, stehen mehr ganzheitliche Vorgehensweisen im Vordergrund. Risikofaktoren erkennen und abstellen ist sinnvoll und das Schlagwort „Gesünder Leben“ wie sinnvolle Gewichtsreduktion, größere körperliche Fitness durch ausgewogene Übungsprogramme, eine balanzierte Ernährungsumstellung und ein offenerer Umgang mit seelischen Problemen in Zusammenhang mit Impotenz sollten berücksichtigt werden.
Bei nachgewiesenem, symptomatischen Testosteronmangel (und nur dann) kann eine medikamentöse Normalisierung des Testosteronspiegels angezeigt sein. Testosteronüberdosierung kann bekanntermaßen zu Erfolgen bei der Tour de France führen, aber niemals zu einem verbesserten Sexualleben in Partnerschaftlicher Gemeinschaft. Daher wird ein verantwortungsbewusster Urologe regelmäßig den Testosteronspiegel und den PSA-Wert unter Therapie kontrollieren und bei Erreichen des Zieles die Behandlung aussetzen.
Stehen durchblutungsbedingte (arteriosklerotische) Erektionsprobleme im Vordergrund, werden durchblutungsfördernde Substanzen eingesetzt. Nun gibt es unter der Vielzahl von als „Nahrungsergänzungsmitteln“ angepriesenen Produkten sicher auch einige seriöse Anbieter, aber generell fehlt ein Wirkungsnachweis bei dieser Art von Mitteln. Als Medikamente zugelassen und damit umfassend geprüft sind in Deutschland derzeit die Verbindungen Sildenafil, Tardenafil und Vardenafil (bekannt unter ihren Handelsnamen Viagra, Cialis und Levitra).
Ferner können Injektionen in den Schwellkörper des Penis gegeben werden. Sinnvoll kann dies zum Beispiel nach großen Eingriffen im Beckenraum wie einer radikalen Prostatektomie mit möglicher Unterbrechung der Erektionsnerven sein. Schließlich können mechanische Hilfsmittel wie Vakuumerektionspumpen oder, als letzte therapeutische Maßnahme, die Implantation einer Erektionsprothese verordnet werden.
Von Prof. Dr. Gerald Mickisch