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„Shampoo reicht nicht aus“

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Kompetenter Rat: Prof. Peter Wagener.
Kompetenter Rat: Prof. Peter Wagener. © -

Schuppenflechte ist mehr als ein kosmetisches Problem. Die Erkrankung kann sich auf Gelenke auswirken und zu Schädigungen führen. Hier finden Sie Antworten auf Fragen aus dem Alltag.

Die Bandbreite der möglichen Symptome – von leichten Beeinträchtigungen bis hin zu erheblichen Beschwerden – ist groß. Prof. Dr. Friedrich, Prof. Dr. Peter Wagener und Prof. Dr. Jens Gert Kuipers sprachen mit Lesern und gaben zu jedem einzelnen Fall kompetente Ratschläge.

Gelenkbeschwerden und Schuppenflechte im Ohr

Bei Frau M. (66) bestehen seit vielen Jahren Gelenkbeschwerden und geringe Schuppenflechte im Bereich des Gehörgangs. Sie fragt, ob es auch zu einer Schwellung des gesamten Fingers kommen kann. Darüber hinaus leidet Frau M. unter Rückenschmerzen – insbesondere nachts – und deutlichen Gelenkschmerzen sowie Schwellungen. Sie befindet sich in Therapie bei einem internistischen Rheumatologen, der sie einmal pro Woche mit Methotrexat als Tabletten behandelt. Frau M. fragt, was zu tun ist.

Prof. Kuipers: Die Schwellung des gesamten Fingers nennen wir einen „Wurstfinger“, hierbei sind die gesamten Sehnenscheiden eines Fingers entzündet. Hilfreich kann eine Spritze mit etwas Kortison in die entzündeten Regionen sein, so dass die Entzündung lokal unterdrückt wird. Darüber hinaus ist der Rückenschmerz abzuklären, da es im Rahmen der Schuppenflechte auch zu Entzündungen im Bereich des Rückens mit nächtlichen Rückenschmerzen kommen kann. Eventuell muss die Therapie noch intensiviert werden: insgesamt zum Beispiel, indem Methotrexat in der Dosis erhöht oder in Form einer Spritze einmal pro Woche appliziert wird.

Bei Frau M. (49) stellte sich bei einem Bluttest heraus, dass sie HLA-B-27 positiv ist („Humanes Leukozyten Antigen“ ist ein Gewebemarker, der auf die Rheumaform Morbus Bechterew deuten kann). Sie fragt nun, ob sie Bechterew hat.

Kompetenter Rat: Prof. Peter Wagener.
Kompetenter Rat: Prof. Peter Wagener. © -

Prof. Wagener: Bechterew kann nur dann diagnostiert werden, wenn das Röntgenbild typische Entzündungen der Kreuzdarmbeinfugen nachweist. Da dies bei Frau M. im Röntgenbild nicht gesehen wurde, wird diese Erkrankung dann auch nicht Bechterew genannt. Es gibt aber Morbus Bechterew bei Schuppenflechte, dann sind deutliche Entzündungen, zum Beispiel an den Kreuzdarmbeinfugen nachweisbar. Patienten, die im Rahmen einer Schuppenflechte HLA-B-27 positiv sind, haben häufiger mit Beteiligung der Wirbelsäule Rückenschmerzen, die sich durch Bewegung bessern. Diese Schmerzen treten insbesondere nachts und frühmorgens auf.

„Head and shoulder“ gegen Schuppenflechte?

Herr K. (46) berichtet von einer Kopfpsoriasis, die er nur mit dem Shampoo „Head and shoulder“ behandelt.

Prof. Bahmer: Für den Fall, dass diese Behandlung nicht zum Erfolg führt, habe ich ihm geraten, einen Dermatologen aufzusuchen und sich ein Medikament verschreiben zu lassen, mit dem die Schuppen zuverlässiger als mit Shampoos entfernt werden können. Shampoos bleiben nur ganz kurz auf der Kopfhaut, die Wirkung ist deshalb schwach und reicht oft nicht aus, um diese starke Schuppenbildung bei der Kopfpsoriasis zu bessern.

Frau W. (69) berichtet, dass ihre Kopfhaut schmerzt, heiß und gerötet ist. Diese Veränderung ist erstmals im Sommer aufgetreten, nachdem sie ein Medikament zur Behandlung einer Borreliose eingenommen und sich gleichzeitig der Sonne ausgesetzt hat. Sie fragt nun, ob es sich um eine Schuppenflechte handelt.

Prof. Bahmer: Im Prinzip kann es sich selbstverständlich um eine Schuppenflechte handeln. Angesichts der Vorgeschichte kommen aber auch andere Ursachen in Betracht, etwa eine Allergie gegen Arzneimittel, aktiviert durch das Sonnenlicht. So etwas kann man leicht durch eine kleine Hautprobe, die feingeweblich untersucht wird, nachweisen.

Ein Anfrufer berichtet von einer Muskelverletzung, bei der nachträglich auch Beschwerden im Bereich der Achillessehne, der Ferse, und auch im Bereich des Daumens auftraten. Er leidet unter Schuppenflechte, so dass die Möglichkeit einer Schuppenflechtenerkrankung besteht – abgesehen davon, dass sein Unfall wohl nicht die Ursache seiner Beschwerden war.

Prof. Wagner: Ich habe ihm geraten, auf jeden Fall klären zu lassen, ob die Symptome Folge des Unfalls sind oder sich auf die Schuppenflechte zurückführen lassen.

Eine 36-jährige Anruferin hat festgestellt, dass seit ihren Entbindungen die Fingergelenke schmerzen. Darüber hinaus besteht bei ihr eine Schuppenflechte am Kopf. Sie fragt nun, ob hier ein Zusammenhang bestehen könnte.

Prof. Wagener: Ich habe ihr gesagt, dass hier selbstverständlich ein Zusammenhang bestehen könnte. Sie sollte sich auf jeden Fall bei einem Rheumatologen zur Abklärung vorstellen.

Infekt nach Operation

Ein 57-jähriger Anrufer mit einer rheumatischen Erkrankung wird mit Kortison und MTX therapiert. Bei einer Operation hat er einen postoperativen Infekt erlitten. Er möchte nun wissen, ob Methotrexat das Infektionsrisiko erhöht.

Eine rege Beteiligung war vor allem im Expertenchat zu verzeichnen.
Eine rege Beteiligung war vor allem im Expertenchat zu verzeichnen. © -

Prof. Wagener: Alle Zahlen zeigen, dass das Infektionsrisiko nach einer Operation nicht ansteigt. Im Einzelfall kann sich gleichwohl die Frage stellen, ob bei Bestehen von Risikofaktoren die Einnahme dieses Medikaments für kurze Zeit unterbrochen werden sollte. Die Gefahr hierbei: Wenn der Patient die Einname zu lange unterbricht, kann das Rheuma wieder aufblühen. Ich habe haben ihm deshalb geraten, das Methotrexat, sofern es klinisch notwendig ist, weiter fortzuführen. Das gilt gleichermaßen für Gelenkoperationen: Auch wer am Gelenk operiert wird, wird heute in Kliniken, die rheumatologisch erfahren sind, Methotrexat nicht absetzen.

Frau E. (55) mit einer Schuppenflechte am Kopf fragt, wie man diese behandeln sollte.

Prof. Bahmer: Prinzipiell gestaltet sich die Behandlung am Kopf wegen der Haare relativ schwierig. Deshalb ist in diesem Fall zu einer intensiven Behandlung zu raten. Unter Umständen sollte Frau E. auch das Tragen einer Kappe über Nacht in Erwägung ziehen, damit die aufgetragenen Medikamente gut wirken. Mit Shampoos lässt sich eine Schuppenflechte am Kopf nicht ausreichend behandeln. Ein wichtiger Aspekt ist, dass bei der Schuppenflechte am Kopf auch relativ lange Zeit Kortison angewendet werden kann, ohne dass es zu den typischen unerwünschten Wirkungen dieses Wirkstoffs an der Haut kommt – also Hautverdünnung und verstärkte Gefäße.

Frau G. (47) ruft wegen ihres Mannes an, bei dem seit 24 Jahren eine Schuppenflechte besteht. Er hat schon so ziemlich alle Behandlungsmethoden ausprobiert, war auch am Toten Meer. Die Patientin fragt jetzt nach den so genannten Biologica (biologics): das sind neue Substanzen, die Entzündungen relativ gezielt hemmen können.

Prof. Bahmer: Diese Medikamente sind sehr teuer und werden deshalb nur angewandt, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind.

Schuppenflechte an Handflächen und Fußsohlen

Frau M. (46) leidet seit einigen Jahren an einer Schuppenflechte, die ausschließlich an den Handflächen und Fußsohlen auftritt.

Prof. Bahmer: Es ist bekannt, dass diese Art der Schuppenflechte fast nur bei mittelstarken bis starken Rauchern besteht. Möglicherweise spielt für diese Schuppenflechte eine Art Allergie gegen Tabakbestandteile eine wichtige Rolle. Wenn der Patient das Rauchen aufgibt, wird diese Schuppenflechte in der Regel etwas besser – wenngleich dieser Prozess relativ lange dauert. Ansonsten ist die Behandlung der Schuppenflechte an Handflächen und Fußsohlen ziemlich schwierig. Man kann sich unter anderem einer Lichttherapie unterziehen. Manchmal ist es auch ratsam, innerlich zu behandeln mit stärker wirksamen Medikamenten, die diese Entzündung unterdrücken.

Frau G. fragt, ob Schuppenflechte auch mit Kniegelenk- und Muskelschmerzen einhergehen kann. Ihre Schwiegertochter mit Morbus Hodgkin klagt immer wieder über solche Beschwerden.

Prof. Bahmer: Die Schuppenflechte kann mit Gelenkveränderungen einhergehen, aber nicht mit Muskelschmerzen. Ich gehe davon aus, dass diese eher andere Ursachen haben. Meist sind auch andere Gelenke betroffen als die Knie. Am besten sollte die Patientin einen Rheumatologen konsultieren, da es sehr viele verschiedene Ursachen für Gelenk- und Muskelschmerzen gibt.

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