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Sprechstunde: Helicobacter pylori gilt als Hauptverursacher von Magenkrebs

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Das nur drei Tausendstel Millimeter große Bakterium Helicobacter pylori nistet sich in der Magenschleimhaut ein und kann dort im Lauf der Jahre zu Magenkrebs führen.
Das nur drei Tausendstel Millimeter große Bakterium Helicobacter pylori nistet sich in der Magenschleimhaut ein und kann dort im Lauf der Jahre zu Magenkrebs führen. © Foto: dpa

Helicobacter pylori ist ein weltweit verbreitetes Bakterium, das den Magen besiedelt und sich in der Magenschleimhaut einnistet. Nach Schätzungen ist mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung befallen, jedoch verläuft eine Infektion meistens völlig unbemerkt.

In zehn bis 15 Prozent aller Fälle entstehen aber chronische Magenschleimhautentzündungen.

Infektionen mit Helicobacter pylori werden für eine Reihe von Magenerkrankungen verantwortlich gemacht, die mit einer verstärkten Ausschüttung von Magensäure einhergehen. Darunter fallen teilweise die Gastritis, etwa zwei Drittel aller auftretenden Magengeschwüre und fast alle Zwölffingerdarmgeschwüre.

Der Nobelpreis für Medizin ging im Jahr 2005 an die Australier Barry Marshall und Robin Warren für die Entdeckung des Magenbakteriums Helicobacter pylori. Mittlerweile stuft auch die Weltgesundheitsorganisation das Bakterium als häufigste Ursache für die Entstehung des Magenkrebses ein.

Eine chronische Infektion mit Helicobacter pylori ist ein Risikofaktor für die Entstehung des Magenkarzinoms und des Magen-Lymphoms. Die Untersuchung auf eine Infektion mit dem Bakterium ist deswegen ein fester Bestandteil der Diagnostik von Magenerkrankungen.

Noch ist nicht hundertprozentig geklärt, wie Helicobacter in den menschlichen Körper gelangt. Man geht davon aus, dass die Infizierung im kindlichen Alter erfolgt, weil Kinder noch andere Hygienevorstellungen haben als Erwachsene. Es scheint sich auf fäkal-oralem Weg zu verbreiten. Es findet also vermutlich Ausscheidung des Bakteriums über den Stuhl statt, und es wird dann wieder aufgenommen.

Über die Diagnose und Therapie von Helicobacter pylori informierte der Kasseler Internist und Gastroenterologe Dr. Gero Moog in einer Telefonsprechstunde.

Fragen und Antworten

Ich habe seit längerem oft Schmerzen im Oberbauch. Außerdem belasten mich ein unangenehmes Völlegefühl und Luft im Magen. Kann es sein, dass ich das Bakterium habe?

Moog: Das ist durchaus möglich. Bitten Sie Ihren Arzt darum abzuklären, ob eine Infektion mit Helicobacter pylori vorliegt. Die Beschwerden können aber auch von der Bauchspeicheldrüse oder von der Gallenblase, zum Beispiel durch Gallensteine, kommen.

Meine Hausärztin hat den Verdacht, dass mein Magen mit dem Erreger Helicobacter pylori befallen ist. Sie hat Blut abgenommen und will es darauf untersuchen lassen. Wie sicher ist dieser Test?

Moog: Der Test ist hinsichtlich einer akuten Infektion nicht besonders hilfreich. Es werden dabei Antikörper getestet. Er gibt nur Auskunft darüber, ob Sie mit dem Bakterium schon einmal in Berührung gekommen sind. Besser ist ein Atemluft- oder Stuhltest. Beide werden ebenfalls an ein Labor geschickt und sind sehr sicher bezüglich des Hinweises auf einen Befall.

Meine Tochter hatte mit 14 eine Helicobacter-Infektion und wurde erfolgreich behandelt. Jetzt hat sie immer wieder Magenschmerzen und Übelkeit. Nach einer neuen Magenspiegelung wurde uns gesagt, der Keim sei definitiv entfernt. Dennoch hat sie weiter die Symptome und dazu noch schubweise Gelenk- und Muskelschmerzen. Ist es nicht doch wahrscheinlich, dass sie wieder befallen ist?

Moog: Es wird sich damals sicherlich um eine Infektion mit Helicobacter-pylori-Keimen gehandelt haben, weil man sich die meistens schon im Kindesalter holt. Da das Bakterium jetzt aber nicht mehr nachgewiesen werden konnte, wird es sich um eine andere Erkrankung handeln. Die Beteiligung der Gelenke weist eher auf eine Krankheit aus dem Formenkreis der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen hin. Weitere Untersuchungen sollten also unter diesem Aspekt gemacht werden.

Ich habe die normale Therapie mit drei verschiedenen Medikamenten gegen Helicobacter gemacht. Der Keim ist aber offensichtlich immer noch da. Was muss jetzt getan werden?

Moog: Bei Ihnen sollte noch einmal eine Magenspiegelung mit einer Gewebeentnahme durchgeführt werden. Primär wird dann ein Antibiogramm erstellt. Das bedeutet, man untersucht, ob das Bakterium eine Genmutation hat, die zu Resistenzen gegen verschiedene Antibiotika geführt hat. Wenn die festgestellt wurden, gibt es noch weitere Behandlungsmöglichkeiten, um den Keim zu zerstören.

Meine Frau hat eine Infektion mit Helicobacter pylori. Ich bin vollkommen gesund. Kann ich mich durch Küssen oder sonst etwas bei ihr anstecken?

Moog: Nein, das ist ziemlich unwahrscheinlich. Eine Ansteckung könnte nur erfolgen, wenn Sie zum Beispiel direkt mit dem Erbrochenen eines befallenen Patienten in Berührung kommen.

Ich habe einen aufgeblähten Bauch mit starken Oberbauchschmerzen. Es ist schon alles untersucht worden, aber die Ärzte finden nichts. Das einzige, was ihnen Sorgen macht, ist ein erhöhter CEA-Wert im Blut.

Haben Sie eine Idee, was man machen könnte?

Moog: Bei Ihnen ist ein Tumormarker-Wert erhöht. Deswegen kann es sinnvoll sein, weiter nach einem Grund dafür zu suchen. Allerdings ist der CEA-Wert nicht signifikant für Magenerkrankungen, sondern für Krankheiten des Darms. Normalerweise bestimmt man diesen Wert auch erst, wenn bereits eine Krebserkrankung vorgelegen hat und man sehen will, ob die Therapie angeschlagen hat. Lassen Sie den Wert regelmäßig prüfen. Wenn er nicht weiter ansteigt, würde ich die Sache auf sich beruhen lassen.

Von Susanne Seidenfaden

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