„Frauen müssen beherzigen, dass sie deutlich weniger Alkohol konsumieren dürfen als Männer.“ Der international anerkannte Richtwert liegt bei einer maximalen Tagesmenge von 12 Gramm für Frauen (ein Achtelliter Wein oder ein Viertelliter Bier) und 24 Gramm (ein Viertelliter Wein oder ein halber Liter Bier) für Männer.
Den Ergebnissen zufolge hat zudem eine Alkoholtherapie keine positive Auswirkung auf die Lebenserwartung. Knapp 23 Prozent der 149 Alkoholabhängigen hatten im Laufe der 14 Jahre eine mehrmonatige Entwöhnungstherapie absolviert, weitere 6,7 Prozent lediglich eine Entgiftung. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass diejenigen, die in einer Entwöhnungsbehandlung waren, keine größeren Überlebenszeiten gegenüber denen hatten, die nie eine Therapie absolviert hatten“, sagte John.
Die Sozialmediziner ziehen daraus den Schluss, dass die Therapieangebote überarbeitet werden müssen. „Die Therapien setzen in Deutschland zu spät an, wenn die Betroffenen bereits an einer Vielzahl alkoholbedingter Störungen leiden“, kritisierte John.
Der Wissenschaftler forderte zudem eine neue Debatte über Alkoholprävention. Wirksame Instrumente wären eine Preiserhöhung, ein Verkaufsverbot an Tankstellen sowie ein striktes Alkoholverbot am Steuer. „Deutschland ist ein Hochkonsumland. Die deutsche Gesellschaft ist viel zu alkoholkonsumorientiert.“
Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben rund 9,5 Millionen Menschen zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland Alkoholprobleme. Das heißt: Sie trinken in gesundheitlich riskanten Mengen. Etwa 1,3 Millionen von ihnen sind den Angaben zufolge alkoholabhängig. Häufige Folgen von Alkoholmissbrauch sind Schädigungen des Gehirns und der Leber sowie Herzmuskel- und Krebserkrankungen.
Nach internationalen Standards gilt als alkoholabhängig, wer drei der folgenden Kriterien mindestens einen Monat lang erfüllt: starkes, unwiderstehliches Verlangen nach Alkohol, verminderte Kontrollfähigkeit auf Menge und Dauer des Alkoholkonsums, körperliche Entzugserscheinungen wie Zittern, Gewohnheitseffekt (um die gewünschte Wirkung zu erreichen, sind zunehmend größere Mengen notwendig), zunehmende Einengung der Interessen auf den Alkoholkonsum und anhaltender Alkoholkonsum trotz Erkrankungen.
dpa