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Schulwechsel setzt Grundschüler unter hohen Stress

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Würzburg - Viele Grundschüler in Deutschland sind wegen des Leistungsdrucks vor dem Schulwechsel hohem Stress ausgesetzt. Vor allem verbindliche Notenschnitte führen zu enormen Belastungen bei den Viertklässlern.

Pauken für den Notendurchschnitt: Viele Grundschüler in Deutschland sind wegen des Leistungsdrucks vor dem Schulwechsel hohem Stress ausgesetzt. Vor allem verbindliche Notenschnitte wie etwa in Bayern, die für den Übertritt zu Gymnasium oder Realschule erreicht werden müssen, führen zu enormen Belastungen bei den Viertklässlern, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Studie der Universität Würzburg zeigt. Die Forscher sprechen von alarmierenden Signalen.

Anfang Mai erhalten mehr als eine halbe Million Viertklässler die Übertrittsempfehlungen. In einigen Ländern wie Bayern oder Sachsen gelten bestimmte Notendurchschnitte für den Übergang zu weiterführenden Schulen. In anderen Ländern wie Hessen wird lediglich eine Empfehlung ausgesprochen, letztlich entscheiden aber die Eltern.

Ein Team um den Würzburger Bildungsforscher Heinz Reinders untersuchte für die Studie die Auswirkungen auf Dritt- und Viertklässler in Bayern und Hessen und befragte dafür rund 1600 Eltern. Danach zeigt fast jedes zweite Kind in Bayern (49,7 Prozent) eine erhöhte Stressbelastung. In Hessen ist der Druck dagegen geringer. Lediglich ein Viertel aller hessischen Eltern geben an, dass der Übergang zur nächsten Schule ihr Kind sehr belaste (25,8 Prozent).

Auch Eltern stehen deswegen unter erhöhtem Stress

Auch an den Eltern geht der Notendruck nicht spurlos vorbei: Mehr als jede zweite Familie in Bayern gibt an,deswegen unter erhöhtem Stress zu stehen (54,6 Prozent). Bei den hessischen Eltern betrifft dies dagegen nur ein Drittel (33,1 Prozent).

Reinders spricht von "dramatischen Ergebnissen". "Insbesondere die Stresswerte für Kinder mit verbindlichen Schulart-Zuweisungen sind alarmierend", erklärte der Forscher. Bei 16 Prozent der bayerischen Viertklässler sei die Stressbelastung sogar so hoch, dass im Grunde eine Gefährdung des Kindeswohls nicht mehr weit entfernt sei. Das betreffe Schüler in Bayern, deren Noten mit einem Durchschnitt von 2,66 zwischen einer Mittel- und Realschulzuweisung liegen und und deren Eltern laut Reinders "einen besseren Bildungsabschluss erwarten, als die Kinder realistischerweise leisten können".

Forscher raten zu mehr Beratung der Eltern

"Diese Kinder sind zehn Jahre alt und sehen ihre erfolgreichen Altersgenossen an sich vorbeirauschen, während ihre Eltern Leistungsdruck ausüben", erklärte Reinders. Angesichts der Studienergebnisse raten die Würzburger Forscher zu einer Abkehr von verbindlichen Schulzuweisungen hin zu mehr Beratung für die Eltern.

Der Übergang von der Grundschule an weiterführende Schulen wird immer wieder kontrovers diskutiert. Eine Studie von Mannheimer Forschern etwa kam vor einigen Jahren zu dem Schluss, dass verbindliche Lehrerempfehlungen für mehr Bildungsgerechtigkeit sorgen, weil dadurch deutlich mehr leistungsstarke Kinder aus bildungsfernen Familien den Weg auf das Gymnasium finden. Eltern mit höherer Bildung würden ihre Kinder hingegen auch bei eher unterdurchschnittlichen Leistungen auf einem Gymnasium anmelden.

AFP

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