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Sucht nach Beischlaf wird zur Krankheit ausgerufen - was für die Therapie spricht

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Vor allem Männer sind von Pornosucht betroffen.
Vor allem Männer sind von Pornosucht betroffen. © picture alliance/dpa/Marcus Brandt

Wer ständig nur an das Eine denkt und seinen Alltag deshalb nicht mehr bewältigen kann, leidet an Sexsucht. Jetzt soll sie in den Katalog der Krankheiten aufgenommen werden.

Wer ab und an mal einen Porno schaut, ist noch lange nicht sexsüchtig. Wenn der Drang nach Sex, egal in welcher Form, das Leben bestimmt und Betroffene darunter leiden, sprechen Mediziner von behandlungsbedürftigem Suchtverhalten.

Doch auch wenn der umgangssprachliche Begriff "Sexsucht" immer wieder im Raum steht: Bisher war das Phänomen kein anerkanntes Krankheitsbild, dessen Behandlung durch die Krankenkassen finanziert wurde. Doch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will zwanghaftes Sexualverhalten in Kürze in den Katalog der Krankheiten aufnehmen.

Sex- oder Pornosucht: Neues Diagnose-Verfahren

Stellt ein Arzt etwa wegen übermäßigem Pornokonsum oder ausuferndem Telefonsex die Diagnose "zwanghaftes Sexualverhalten", soll er in Zukunft den Diagnoseschlüssel 6C72 vergeben können. Dieser ist nur einer von vielen neuen Schlüsseln, die in die weltweit gültige Internationale Klassifikation der Krankheiten ICD (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) aufgenommen werden sollen. Der Katalog der Krankheiten umfasst aktuell fast 55.000 Leiden und wird derzeit überarbeitet. Die elfte Auflage soll 2022 in Kraft treten.

Dann können Ärzte und Psychologen auch die Behandlung von Sexsüchtigen leichter mit den Krankenkassen abrechnen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete. Aktuell müssen Mediziner Ersatzdiagnosen vergeben, damit die Therapie von den Kassen finanziert wird.

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Betroffene und Angehörige leiden unter zwanghaftem Sextrieb

Für viele Fachleute ist der Schritt längst überfällig: Schätzungsweise eine halbe Million Menschen - vor allem Männer - sollen in Deutschland sex- und pornosüchtig sein. Wie bei der Alkohol- oder Spielsucht ist auch bei der Sexsucht ein immenser Leidensdruck möglich. So können Betroffene je nach Schweregrad ihrer Sucht einem normalen Alltag nicht mehr nachgehen, weil sie sich ständig mit der Befriedigung ihrer Lust beschäftigen müssen - auch für Angehörige eine enorme Belastung.

Die Aufnahme in den Katalog der Krankheiten soll nicht nur Medizinern erleichtern, eine erfolgsversprechende Therapie zu verschreiben - meistens durch einen speziell ausgebildeten Therapeuten. Auch die Hemmschwelle von Betroffenen soll sinken, sich wegen ihres zwanghaften Sextriebs an einen Arzt zu wenden.

Video: WHO stuft Sex- und Videospielsucht als neue Krankheiten ein

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jg

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