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So viele Klinikbehandlungen wie fast nirgends

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Kassenärzte zweifeln an Vier-Wochen-Frist für Termine beim Facharzt
Leere Betten stehen in einem Zimmer in der chirurgischen Klinik in Heidelberg (Baden-württemberg). © picture alliance / dpa

Berlin - Deutschlands Patienten werden im internationalen Vergleich so oft im Krankenhaus behandelt wie in fast keinem anderen Industrieland. Die AOK versucht, die gefährliche Entwicklung zu erklären.

 Allein im vergangenen Jahr zählte die AOK 310.000 Klinikbehandlungen mehr als noch ein Jahr zuvor. Behandlungen wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das Einsetzen künstlicher Hüften kommen pro Einwohner so oft vor wie nirgends sonst. Das geht aus einer Erhebung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, die der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin vorliegt. Bei Krebsbehandlungen und künstlichen Knien ist Deutschland wie in vielen anderen Bereichen in der Spitzengruppe.

Die OECD-Erhebung dient als Vorlage für ein Konferenz zur Entwicklung der Behandlungszahlen in Krankenhäusern mit Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) am Donnerstag in Berlin. Nur in Österreich gibt es demnach noch mehr Klinikbehandlungen pro Kopf.

AOK: "Patienten berichten über ihre Unzufriedenheit"

Die AOK warnte, dass dort, wo es besonders lukrativ sei, am ehesten unnötig operiert werde. „Zunehmend berichten auch Patienten über ihre Unzufriedenheit und Erfahrungen mit fragwürdigen Eingriffen“, sagte der geschäftsführende Vorstand des AOK-Bundesverbands, Uwe Deh, der dpa. „Zwischen den Krankenhäusern herrscht außerordentliche Konkurrenz.“ Das dürfe nicht auf dem Rücken der Patienten ausgetragen werden.

Bahr aber löse keine strukturellen Probleme. „Nach der Bundestagswahl müssen Bund und Länder zu einer grundlegenden Krankenhausreform kommen“, forderte Deh. Viele Kliniken seien auch wenig erfolgreich in der Behandlung. „Unsere Qualitätsmessungen zeigen, dass rund 20 Prozent der Kliniken schlecht abschneiden.“

Krankenkassen wollen ihren Milliarden-Überschuss horten

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) warf Deh vor, in beschämender Weise an den Leistungen der Ärzte und Pflegekräfte in der stationären Patientenversorgung herumzunörgeln. Die Krankenkassen wollten ihren Überschuss in Höhe von rund 30 Milliarden Euro horten, sagte DKG-Präsident Alfred Dänzer der dpa. „Die Krankenhausausgaben sind gemessen an den Gesundheitsausgaben in Deutschland über die Jahre konstant geblieben.“

Zugleich wird bei den Krankenhäusern die Aussagekraft der OECD-Erhebung für die Konferenz mit Bahr in Zweifel gezogen. So weise Deutschland trotz seines Spitzenplatzes im Niveau der Versorgung nur durchschnittliche Kosten auf, wenn man diese am Anteil der Krankenhausausgaben am Bruttoinlandsprodukt messe, heißt es in Kreisen der DKG.

dpa

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