Auch das BfR kommt in einer ersten eigenen Einschätzung zu einem entsprechenden Schluss. Es will seine Empfehlungen bezüglich der Verwendung des Stoffes jetzt neu formulieren (hier mehr Artikel zu Rückrufen und Warnungen* lesen).
Wie das BfR erklärt, bilden die Bewertungen der EFSA normalerweise die Grundlage für Entscheidungen des Risikomanagements von EU-Kommission, Mitgliedstaaten und EU-Parlament über die Zulassung und Verwendung von Lebensmittelzusatzstoffen.
Die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Julia Klöckner (CDU), spricht sich dementsprechend bereits für ein EU-weites Verbot von Titandioxid in Lebensmittel aus,* wie auch hna.de berichtet. Die Ministerin erklärt, dass die Gesundheit der Verbraucher an erster Stelle stehen müsse.
„Im Sinne des Vorsorgeprinzips muss die EU-weit geltende Zulassung für Titandioxid daher zurückgenommen werden. Es ist nicht auszuschließen, dass der Lebensmittelzusatzstoff erbgutschädigend wirkt“, so Klöckner in ihrem entsprechenden Pressestatement.
Weiter führt die Bundesministerin aus, sie habe sich „bereits an die EU-Kommission gewandt und sie aufgefordert, hier tätig zu werden.“ Die EU-Kommission spricht sich ebenfalls für einen Stopp der Zulassung aus. Die Behörde sieht aber keine akute Gesundheitsgefahr. Daher werde man den EU-Staaten einen Zulassungsstopp vorschlagen, aber nach einer Übergangsfrist.
Die EFSA gibt bislang noch keine konkrete Antwort auf die Frage, ob Verbraucher nun Lebensmittel meiden sollten, die Titandioxid enthalten. Vielmehr heißt es auf ihrer Webseite, man müsse auf Basis der neuen Erkenntnisse noch „über geeignete Regulierungsmaßnahmen oder Empfehlungen für Verbraucher entscheiden.“
Fakt ist aber: Die Substanz gilt schon länger als umstritten. In Frankreich ist sie bereits seit 2020 verboten. Und auch Foodwatch warnt seit Langem vor Titandioxid.
Die EFSA war im Jahr 2016 hingegen noch zu dem Ergebnis gekommen, dass die Verwendung von Titandioxid als Lebensmittelzusatzstoff unbedenklich sei. 2018 hatte sie diese Einschätzung nochmals bekräftigt.
Sowohl EFSA als auch das BfR sahen aber damals schon weiteren Forschungsbedarf. Diese neuen Forschungserkenntnisse liegen mit der Neubewertung nun vor. Die Schweiz prescht bereits vor und will den Stoff verbieten.
Auch ein EU-weites Verbot des Stoffes scheint immer wahrscheinlicher. Schließlich hat der Titandioxid als Zusatzstoff in Lebensmitteln auch keine besonders wichtige Aufgabe. Vielmehr wird er immer dann eingesetzt, wenn Lebensmittel glänzender und schöner aussehen sollen. *RUHR24 und hna.de sind Teil des Redaktionsnetzwerks von IPPEN.MEDIA.