Nicht jeder hat Freunde oder Familie zum Umarmen. Macht es einen Unterschied, wenn mich ein Fremder drückt?
«Die beruhigenden Aspekte einer kurzen Umarmung sind schneller und stärker bei einer vertrauten Person», erklärt Grunwald. Die Berührung eines nahe stehenden sympathischen Menschen tue besonders gut, da sie mit Vertrauen einhergehe, sagt Repschläger. Selbst das Schmusen mit dem Haustier habe hinsichtlich der «Glückshormone» einen Effekt.
Aber auch bei Umarmungen durch fremde Personen kann sich ein Glücksgefühl einstellen. Der Leipziger Haptikforscher lobt deshalb Initiativen wie die «Free Hugs»-Bewegung, bei der Fremde auf offener Straße Gratis-Umarmungen anbieten: «Da kommt doch niemand mit verzerrten Gesichtszügen raus. Die Menschen strahlen und sind glücklich.»
Es kommt aber immer auf die Art der Berührung an: Körperliche Berührungen in einer überfüllten Bahn zum Beispiel lösten bei vielen Menschen eher Unbehagen aus, erklärt Repschläger. Auch bei einer Pflegekraft etwa muss erst ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, damit der Kontakt wirklich guttun kann.
Umarmen wir uns zu selten?
Pauschal kann man diese Frage nicht beantworten. Wie viel körperliche Nähe jemand braucht, kann stark variieren. Manche wollen für sich einfach keine oder nur wenig Nähe zulassen. Repschläger rät generell dazu, häufiger aufeinander zuzugehen: «Körperliche Berührungen sind für jeden Menschen von großer Bedeutung, unabhängig vom Alter».
Ärztekammer Niedersachsen zum Organ Haut
US-Studie Umarmen gegen Konflikte
Umarmungen dürfen auch in Zeiten der Corona-Pandemie nicht zu kurz kommen*, rät der Frankfurter Professor für Sozialpsychologie Rolf van Dick.
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