Einer von ihnen ist der Sportmediziner Ulrich Schwarz aus dem bayerischen Oberstdorf. Den Kochkurs hat er zu Weihnachten von seiner Frau geschenkt bekommen. «Ich möchte herausfinden, ob es für mich eine Ekelschwelle gibt», sagt der 56-Jährige. In Laos habe er bereits Insekten probiert und sei dort auf den «Geschmack gekommen».
Mehr als zwei Milliarden Menschen essen regelmäßig Insekten, vor allem in Teilen von Asien, Afrika und Südamerika. «Insekten gelten in vielen Ländern als Delikatesse und werden wegen des hohen Proteingehalts und guten Geschmacks geschätzt. Nicht, weil die Menschen nichts anderes haben», sagt Sieghartsleitner.
Insekten lassen sich herzhaft oder süß zubereiten
Teilnehmerin Amy King hat jahrelang Crossfit auf Wettkampfniveau ausgeübt. Der hohe Proteinanteil in den Insekten habe sie neugierig gemacht. «Ich kenne Insekten in Form von Proteinpulver in Getränken», erzählt die 27-Jährige. «Ich will wissen, wie man Insekten noch zubereiten kann.» Sieghartsleitner zufolge kann man das auf vielfältige Weise: «Insekten sind vom Geschmack her eher neutral bis nussig. Das ist der Grund, warum sie sowohl in süße als auch herzhafte Gerichte integriert werden können.»
Brutzeln und zubereiten dürfen die Teilnehmer neben den karamellisierten Honig-Heuschrecken unter anderem Ofenkürbis mit Mehlwürmern und Crostini mit Hummus und Buffalowurm. «Schwierig fand ich rein optisch die Heuschrecken, da man sie doch sehr deutlich und groß sieht. Aber geschmacklich sind sie super und knusprig», sagt King. «Am meisten Freude hatte ich mit den kleinen Buffalowürmern. Ich fand die relativ simpel und einfach zum Einarbeiten.»
Heuschrecken und Mehlwürmer aus der Region
Als Zutaten stellt Sieghartsleitner ausschließlich saisonale und regionale Produkte zur Verfügung. Die Heuschrecken kommen aus einer Vorarlberger Zucht, die Würmer aus einer Kärntner Würmerfarm. Zur «Ernte», wie die Schlachtung von Speiseinsekten genannt wird, werden die Insekten zunächst bei etwa minus 15 Grad in Kältestarre versetzt und dann schockgefroren. Bei längerer Lagerung in der Kälte stoppt der Stoffwechsel und die Tiere verenden im «Winterschlaf».
Weltweit gibt es mehr als 2000 Insektensorten, die essbar sind. Mehlwürmer, Heuschrecken, Grillen und Buffalowürmer stehen mittlerweile auch in einigen deutschen und österreichischen Supermarktregalen. Noch recht teuer sind sie allerdings: Für 100 Gramm gemahlene Mehlwürmer verlangen manche Anbieter 14 Euro; für 8 Gramm Wanderheuschrecken 7 Euro. Ulrich Schwarz will dennoch weiter zugreifen. Denn der anfangs befürchtete Ekel blieb aus. «Wir werden das zu Hause sicher nachkochen, für unsere Kinder», sagt er.
Novel Food-Verordnung (EU) 2015/2283