Damit das Arbeitspensum in der Zeit von 8 bis 13 Uhr überhaupt zu bewältigen ist, müssten generell alle ihre Arbeit sehr effizient leisten, so der Jungunternehmer. Doch er selbst schaffe es kaum, sich an den 5-Stunden-Tag zu halten: "Da ich die Agentur erst im Oktober letzten Jahres übernommen habe, gibt es einfach viele Dinge, die neu sortiert und geplant werden müssen", gibt Rheingans gegenüber dem Portal offen zu. "Von meinem Führungsteam erwarte ich aber nicht das Gleiche. Ich muss zugeben: Um 13 Uhr gehen die Projektleiter und -leiterinnen meistens nicht, aber später als 14 oder 15 Uhr ist es selten. Ich wünschte mir jedoch, dass sie es bald eher schaffen. Daran arbeiten wir noch."
Der Agenturchef hat sich auch mit anderen Befürwortern des verkürzten Arbeitszeitmodells ausgetauscht: "Wir sind der Meinung, dass es ideal wäre, wenn man den Arbeitstag in zwei- bis dreimal zwei Stunden aufteilen könnte." Der Haken an der Sache: Dieses Wunschmodell passe wiederum nicht zur Arbeitsorganisation von Kunden und Partnern.
Doch egal, welche Herausforderungen noch kommen werden: Rheingans und sein Team wollen definitiv bei der 25-Stunden-Woche bleiben. "Es geht nicht um das Ableisten von Stunden, sondern um das Abliefern von Ergebnisse", so Rheingans - und hier sei momentan alles "im grünen Bereich".
Ein Unternehmer aus Neuseeland zog dagegen ein anderes Fazit - und strich die Vier-Tage-Woche wieder: "Es war eine schreckliche Sache". Warum, das erfahren Sie hier.
Die Mitarbeiter von Rheingans Digital Enabler haben gut lachen: In der Bielefelder-IT-Firma wird seit 2017 weniger gearbeitet. Chef Lasse Rheingans (37) hat das scheinbar Unmögliche gewagt und in seiner Firma den Fünf-Stunden Arbeitstag eingeführt - und war damit bundesweit der erste Unternehmer!
Im November 2017 war es soweit: "Ihr arbeitet nur noch fünf Stunden am Tag und bekommt genau soviel Geld und Urlaub", sagte der Firmenchef laut einem Bericht von Bild.de zu seinen zwölf Mitarbeitern. Die sollen das Ganze zunächst für einen Scherz gehalten haben. Doch der Chef ist sich sicher, dass sein neues "Kurzarbeit"-Modell funktionieren wird: "Ich weiß, dass im normalen Büroalltag viel Zeit vertrödelt wird. Wenn man planvoll und effizient arbeitet, schafft man das Pensum auch in fünf Stunden."
Dieselbe Arbeit, die vorher acht Stunden benötigte, soll nun also in fünf Stunden erledigt werden? Da heißt es zügig arbeiten und keine Zeit mit Smalltalk oder Smartphone vertrödeln. Bei Rheingans Digital Enabler arbeiten die Mitarbeiter nun nur noch von 8 bis 13 Uhr und haben danach viel Zeit für Hobbys, ihre Familie und Freunde.
Das kommt bei den Angestellten gut an, wie Projektmanagerin Sarah Büker dem News-Portal erzählt: "Ich bin viel entspannter. Und wenn ich das Pensum mal nicht schaffe, bleibe ich länger." Das Plus an Freizeit wirkt sich aber auch positiv auf die Arbeit aus, wie der Firmenchef berichtet: "Das baut Stress ab, reduziert Flüchtigkeitsfehler. Und oft werden in der Freizeit Ideen entwickelt."
Und wie reagieren die Kunden auf die verkürzte Arbeitszeit? Dass die IT-Firma nur bis 13 Uhr erreichbar ist, sollen inzwischen alle akzeptiert haben. Für Notfälle gäbe es aber auch eine Handynummer. Und auch die Aufträge habe das Unternehmen bis zur vereinbarten Zeit stets erledigt.
Klingt nach einem guten Start, oder? Die Mitarbeiter hoffen jedenfalls, dass ihnen der Fünf-Stunden-Tag auch nach der Testphase erhalten bleibt. "Ich fände das klasse", meint Projektmanagerin Jana Burdach (34).
Diese Testphase hat die 25-Stunden-Woche bei Rheingans Digital Enabler nun mit Bravour bestanden. Vorreiter für das verkürzte Arbeitszeitmodell war eine Firma in den USA, die Paddleboards herstellt. Ihr Chef sorgte mit der Einführung des Fünf-Stunden-Arbeitstags weltweit für Schlagzeilen. Welche Folgen der 5-Stunden-Tag für seine Firma hatte, können Sie hier nachlesen.
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Von Andrea Stettner