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Gehaltserhöhung: Wenn mehr Gehalt Sie arm macht

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Gehaltserhöhungen lohnen sich für Geringverdiener nicht.
Gehaltserhöhungen lohnen sich für Geringverdiener nicht. © Arno Burgi/dpa-Zentralbild

Mehr Arbeit sollte auch heißen: mehr Geld bekommen. Doch für Geringverdiener lohnt sich das oft nicht. Steuern sorgen dafür, dass sie sogar weniger haben als vorher.

Eine Gehaltserhöhung ist erst einmal ein Grund zum Jubeln, doch mit der Abrechnung kommt oft die Ernüchterung: Nach Sozialabgaben, Einkommenssteuer und Transferleistungen bleibt nur noch ein Bruchteil übrig.

Das Kölner Institut für Wirtschaft (IW) hat in seiner Studie "Grenzbelastung der Lohneinkommen im zeitlichen Vergleich" Single-Haushalte mit unterschiedlichem Einkommen miteinander verglichen und herausgefunden, wie viel Arbeitnehmer von ihrem Lohnplus behalten dürfen: Wer 100 Euro mehr Gehalt angeboten bekommt, muss davon meist mehr als die Hälfte an den Staat und Sozialversicherungen abtreten.

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IW-Studie: Staat bestraft Geringverdiener

Schuld an dieser Misere sind das hohe Abgabeniveau der Sozialversicherung und der schnell steigende Steuersatz. Diese beiden werden "Grenzbelastung" genannt. Sie zeigt, wie viel von jedem zusätzlich verdienten Euro der Steuerzahler abgeben muss. Besonders Geringverdiener trifft es hart, im schlimmsten Fall haben Sie nach einer Gehaltserhöhung sogar weniger Geld in der Tasche als vorher.

Am schwersten haben es laut Studie die, die von Mini- in den Midi-Job wechseln, also zu einem Arbeitsentgelt zwischen 450,01 und 850 Euro im Monat. Beim Mini-Job sind die Arbeiter oft über Eltern oder Ehepartner kranken- und pflegeversichert. Doch sobald sie mehr als 450 Euro verdienen, müssen Sie die Sozialabgaben selbst bezahlen. Hinzu kommen dann auch Renten- und Arbeitslosenversicherung, wie das Online-Magazin Focus schreibt. In einem Beispiel in der Studie wird berechnet, dass das Nettoeinkommen nach der Gehaltserhöhung sogar um 290 Euro schrumpft!

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Bei einer Gehaltserhöhung sind Spitzenverdiener im Vorteil

Viele Mini-Jobber empfangen Hartz IV, Sozialhilfe oder Zuschüsse zur Rente - und diese Hilfen werden um jeden zusätzlich verdienten Euro gekürzt! Warum also sollten sich diese Menschen noch eine Arbeit suchen, wenn es sich - im wahrsten Sinne des Wortes - nicht auszahlt? Die Kölner Forscher finden, dass diese Situation die Beschäftigten demotiviert und die wirtschaftliche Dynamik bremst - vor allem vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels.

Spitzenverdiener dagegen profitieren am meisten von einer Gehaltserhöhung, auch mehr als die Mittelschicht. Wer 7.000 Euro brutto bekommt, muss bei einem Gehaltsanstieg in gleicher Höhe nur 44 Prozent davon abgeben: Es werden nur der Spitzensteuersatz von 42 Prozent und der Solidaritätszuschlag abgezogen. Die Grenzbelastung bei den Sozialabgaben ist gleich null. Deutlich fällt die Abgabenbelastung der Spitzenverdiener im Verhältnis zum Einkommen ab.

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Forscher sehen immer noch Handlungsbedarf

Es gibt zwar auch Gutes zu vermelden: Das IW Köln hat herausgefunden, dass sich die Situation in den letzten 20 Jahren unter anderem mit der Steuerreform 2000 verbessert hat. Doch immer noch sehen die Forscher großen Handlungsbedarf.

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vro

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