Überlastungsanzeige an die Führungsebene
In einigen Branchen ist ebenfalls die sogenannte Gefahren- beziehungsweise Überlastungsanzeige ein denkbares Instrument: gerichtet an die Chef- und Personalebene, zugleich den Betriebs- oder Personalrat.
Eine Gefahrenanzeige schützt die Beschäftigten mitunter vor möglichen haftungsrechtlichen Konsequenzen, die aus unbeabsichtigten stressbedingten Fehlern entstehen können, erklärt Norbert Reuter von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Allerdings sollte tarifvertraglich geregelt sein, wie damit umzugehen ist, sonst bleibt sie nutzlos, so Reuter.
Professionelle Unterstützung bei langen Fehlzeiten
Oft können lange oder häufige Fehlzeiten für die betroffene Person selbst zum Konflikt werden. Wenn einen das Gefühl sehr belastet, und man sich niemandem im direkten Arbeitsumfeld anvertrauen kann, rät Tragelehn, sich professionelle Unterstützung beziehungsweise eine Selbsthilfegruppe zu suchen. Grundsätzlich gelte: «Wie viel ich als Betroffener von meinen persönlichen Belastungen oder meiner Diagnose dem Team erzähle, ist allein meine Entscheidung».
Für Führungspersonen und Teamkollegen ist der Auslöser einer Krankmeldung manchmal schwer zu beurteilen. Arbeitspsychologe Kastner warnt vor Stigmatisierung. Vielmehr müsse man klarmachen: «Wenn du wirklich krank bist, dann fehlst du». Das gilt besonders, um Präsentismus vorzubeugen, also trotz Krankheit auf der Arbeit zu erscheinen. Ebenso wichtig sei, denjenigen ins Gewissen zu reden und an das Gerechtigkeitsgefühl zu appellieren, die unzulässig fehlten.
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