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Wo man im Studium am besten wohnt

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Konzentriertes Arbeiten ist in einem Studentenwohnheim nur dann möglich, wenn die anderen Bewohner Rücksicht nehmen. Foto: Christin Klose
Konzentriertes Arbeiten ist in einem Studentenwohnheim nur dann möglich, wenn die anderen Bewohner Rücksicht nehmen. Foto: Christin Klose © Christin Klose

Die erste WG oder doch lieber das alte Kinderzimmer? Diese Frage stellt sich für viele Erstsemester. Beides hat Vor- und Nachteile - die über Wäschewaschen und Studentenfeten hinausgehen.

Berlin (dpa/tmn) - Für Studenten wird das frühere Kinderzimmer nach dem Auszug gelegentlich wieder zum Sehnsuchtsort. Regelmäßige Mahlzeiten, Waschservice, keine Hauspartys in der Klausurphase - mit solchen Bedingungen können nur wenige Studenten-WGs mithalten.

Doch auch die Freiheit einer Studentenbude hat ihren Reiz. Ausziehen oder im Hotel Mama bleiben? Die Vor- und Nachteile im Überblick:

PRO:

Schonfrist: Die eigene Wäsche waschen, essbare Gerichte kochen - für viele «Erstis» ist das Neuland. Wer hier weiter auf die elterliche Unterstützung setzt, kann den Sprung in die Selbstständigkeit ein wenig hinauszögern. Das gilt umso mehr, als seit dem Wechsel auf ein G8-Schulsystem in vielen Ländern auch Studierende starten, die noch nicht volljährig sind.

Mietpreise: «Hier wird die Wahlfreiheit eingeschränkt», sagt Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Steigende Mietpreise führten dazu, dass eine immer kleinere Gruppe sich überhaupt zwischen verschiedenen Wohnformen entscheiden kann. Im Zweifel spricht das gegen den Auszug aus dem Elternhaus.

Mehr Geld: Rund 37 Prozent ihrer Einkünfte geben Studierende im Schnitt für das Wohnen aus. Wer bei freier Kost und Logis im Hotel Mama wohnt, hat mehr Geld für andere Dinge. «Versorgungsmechanismen, die man als Kind erlebt hat, setzen sich in die Studienzeit fort», sagt Georg Schlanzke vom Deutschen Studentenwerk. Eventuell lohnt es sich sogar fürs Hotel Mama: «Wenn die Eltern unterhaltsverpflichtet sind, bedeutet ein Auszug für sie im Zweifel höhere Kosten.» Eltern mit höheren Einkommen könnten die Unterstützung oft steuerlich absetzen, schränkt GEW-Experte Keller ein.

Mehr Freizeit: Wer bei den Wohnkosten spart, muss weniger jobben. Die gewonnene Zeit lässt sich ins Studium stecken. Das ist ein doppelter Vorteil, denn auch ein schnellerer Abschluss spart Geld, weil Wohnkosten und Semestergebühren früher entfallen.

Gewohnte Umgebung: Neuanfänge bedeuten oft Trennungsschmerz. Das kann sich in Heimweh ausdrücken oder als Gefühl von Einsamkeit. Wer die gewohnte Umgebung nicht ganz verlässt, ist dagegen gefeit, weil das alte Umfeld erhalten bleibt.

Rückzugsmöglichkeiten: Es gibt sie - Eltern, die mit ihren Kindern nachts durch Diskotheken ziehen wollen und am liebsten mit zu jeder WG-Party kämen. Im Regelfall jedoch geht es im Elternhaus meist ruhiger zu als im Studentenwohnheim oder in der Party-WG. Das kann besonders in Klausurphasen hilfreich sein.

KONTRA:

Soziales: Ab einem gewissen Alter werden Legosteine und Stofftiere zum Kommunikationshindernis. Wer mit Mitte 20 noch ins frühere Spielzimmer einladen muss, hat höhere Hürden, sich sozial weiterzuentwickeln. Wer dagegen in einer Studenten-WG oder einem Wohnheim lebt, macht wichtige Erfahrungen: Man lernt, sich auf fremde Menschen auf relativ engem Raum einzulassen und mit ihnen zu leben. Das hilft, Toleranz und Verständnis für andere zu entwickeln, erläutert das Deutsche Studentenwerk.

Neuanfang: «Der Studierendenstatus steht für eine gewisse Freiheit», sagt Keller. Erst in der Studenten-WG oder der eigenen Wohnung kann man das jedoch richtig auskosten. Ob es um die Ernährung geht, die Frage nach der schönsten Wandfarbe oder die Work-Life-Balance: Freiheit lebt von eigenen Entscheidungen.

Auf eigenen Beinen stehen: Studierende sollen kritisches Denken lernen. «Auch das fällt leichter, wenn man im Privatbereich auf eigenen Beinen steht», sagt Keller.

Lernen: Wer nach der Vorlesung nicht immer schnell den Zug nach Hause erreichen muss, lernt Mitstudenten leichter kennen. Das erleichtert den Anschluss an eine Lerngruppe.

Arbeitsmarkt: Nesthockerei ist bei Personalern keine gefragte Eigenschaft. Im ersten Bewerbungsgespräch sollte man daher auf Lobgesänge auf die elterliche Vollpension verzichten.

Generationenverhältnis: Ein Witz geht so: Drei Geistliche streiten über den Zeitpunkt, an dem das Leben beginnt. «Wenn die Kinder aus dem Haus sind und der Hund gestorben ist», sagt einer. Darin steckt ein Funken Wahrheit: Auch Eltern haben ein Recht auf ein eigenes Leben. Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, erkennt das an. Das macht das Wiedersehen beim ersten Heimatbesuch noch schöner.

Sozialerhebung

Sozialerhebung - Randauszählung Wohnform

Hotel Mama nur für wenige ein Herzenswunsch

Allein lebende Studenten sind von ihrer Wohnform eher überzeugt. Mehr als die Hälfte von ihnen gab in der jüngsten Sozialerhebung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) an, sich schon vor dem Studium eine eigene Wohnung gewünscht zu haben. Noch klarer sieht es bei Paaren aus, die für das Studium zusammengezogen sind. 78 Prozent von ihnen haben es sich demnach schon vorher genauso gewünscht. Von denen, die auch im Studium in ihrem Kinder- oder Jugendzimmer bleiben, bezeichnen nur etwas mehr als 20 Prozent die Eltern-Kind-WG als Herzenswunsch.

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