Smart Meter sind nicht nur intelligent, sie können auch zum Einfallstor für Hacker in das Stromnetz werden. Deshalb dürfen nur Geräte eingebaut werden, die strenge Prüfungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bestanden haben. Bislang ist das nur einem Gateway gelungen. Um den Pflichteinbau starten zu können, müssen aber drei Geräte vom BSI zertifiziert werden. Eon hat deshalb bisher auch nur einige Hundert Pilotgeräte montiert.
«Die Anforderungen, die das BSI an die Hersteller stellt, sind enorm», sagt Björn Buchgeister von der Aachener Devolo AG, die eines der acht noch im Zertifizierungsverfahren befindlichen Geräte entwickelt hat. Das BSI habe im Laufe des Verfahrens zusätzliche Anforderungen gestellt. «Der Zertifizierungsaufwand ist deutlich höher als erwartet.» Devolo werde seinen Smart Meter deshalb nicht mehr in diesem Jahr auf den Markt bringen können.
Das BSI versichert, keine unerfüllbaren Auflagen zu machen. Die Zertifizierung des ersten Gateways im vergangenen Dezember habe gezeigt, «dass es möglich ist, innovative Technologien und smarte Lösungen so zu entwickeln, dass die Informationssicherheit gewährleistet und die Privatsphäre der Verbraucher gewahrt bleibt», betont ein Sprecher. Das BSI sei zuversichtlich, dass weitere Hersteller die Forderungen bald erfüllten und der verpflichtende Rollout noch in diesem Jahr beginnen könne.
Stadtwerkenetzwerk Trianel
Für das Stadtwerkenetzwerk Trianel, dem mehr als 100 Stadtwerke in Deutschland und den Nachbarländern angehören, kommt das zu spät. Es will aus Verärgerung über das schleppende Genehmigungsverfahren seine Smart-Metering-Aktivitäten bis zum Jahresende einstellen. Es gebe nur geringe Perspektiven, kurz und mittelfristig «die getätigten Investitionen in diesem Geschäftsbereich zurückverdienen zu können», schimpft der Sprecher der Trianel-Geschäftsführung, Sven Becker. Deutschland laufe Gefahr, «sich bei der Digitalisierung im technologischen Kleinklein zu verlieren».
Doch nicht nur an der schleppenden Einführung gibt es Kritik. Die intelligenten Messsysteme der ersten Generation würden weit weniger können als ursprünglich angekündigt, kritisiert die Hauptgeschäftsführerin des Verbands kommunaler Unternehmen, Katherina Reiche. «Bildlich gesprochen: Die Geräte beherrschen mit der Addition oder Subtraktion die ersten beiden Grundrechenarten. Multiplikation oder Division können sie nicht abbilden.» Das sei aber notwendig, um etwa in einem Wohnquartier die Stromerzeugung aus Photovoltaik und den Verbrauch steuern und schalten zu können. Es sei auch nicht abzusehen, «ob die Nachfolgegeneration der Geräte dazu in der Lage sein wird».
Zertifizierung Intelligente Messsysteme
Roadmap Digitalisierung der Energiewende