Dem Branchenverband CLIA zufolge stiegen die jährlichen Passagierzahlen im Kreuzfahrtmarkt von 2009 bis 2019 von 17,8 Millionen auf 30 Millionen. Für 2020 war eigentlich mit einem erneuten deutlichen Anstieg auf 32 Millionen Passagiere gerechnet worden. Dann kam das Coronavirus. Wie es jetzt weitergeht, ist schwer einzuschätzen. Zwischenzeitlich schien bereits ein Ende der Flaute in Sicht, bei Carnival liefen die Vorbereitungen für den schrittweisen Neustart schon auf Hochtouren. Mit Schnäppchen wurden Kunden gelockt - laut ersten Vorverkaufszahlen angeblich mit Erfolg.
Kreuzfahrtanbieter verlängern Corona-Pause
Doch die Zuversicht auf ein rasches Comeback, die auch an der Börse vorübergehend schon für Euphorie sorgte, ist erstmal wieder verflogen. In Teilen Amerikas steigen die Infiziertenzahlen mittlerweile wieder bedenklich, das hat die Pläne zurückgeworfen. Die Kreuzfahrtanbieter hätten sich geeinigt, ihre pandemiebedingte Pause freiwillig zu verlängern und den Betrieb von US-Häfen aus bis zum 15. September ruhen zu lassen, teilte die CLIA jüngst mit. Etwa die Hälfte der Kreuzfahrtpassagiere weltweit sind Amerikaner, was eine Rückkehr zum Geschäftsalltag vorerst unmöglich macht.
Die Entscheidung sei wegen der «anhaltenden Situation im Zusammenhang mit Covid-19 innerhalb der USA» getroffen worden, begründete die CLIA, in der alle großen Anbieter vertreten sind, ihre Entscheidung. Der Schritt zeigt immerhin, dass die Branche unnötige Risiken diesmal wohl verhindern will. Denn das Betriebsverbot der US-Gesundheitsbehörde CDC für Kreuzfahrtschiffe soll eigentlich schon am 24. Juli auslaufen. Abgeschrieben werden sollte die Kreuzfahrtindustrie nicht, meint Analyst Brandt Montour von der Großbank JPMorgan. Die Nachfrage nach solchen Reisen sei weiter groß, besonders da die US-Kundschaft überraschend risikobereit sei.
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