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Mit Fahrrad und Fähre: Kreuzfahrt durch Kroatien

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Die Küstenstadt Porec lädt zum Baden und Bummeln ein.
Endpunkt der Radtour: Die Küstenstadt Porec lädt zum Baden und Bummeln ein. © Kroatische Zentrale für Tourismus/Milan Babic

Porec - Von Krk nach Vrh mit dem Drahtesel - so wie es der kroatischen Sprache an Vokalen mangelt, so fehlt es auf vielen Inseln auch noch an einer Infrastruktur für Radfahrer. Dennoch gibt es kaum eine bessere Art, die Inselwelt zu erkunden.

Das frühe Fahrrad fängt die Fähre. So denken wir und machen uns zeitig auf den Weg aus dem Städtchen Krk auf der gleichnamigen größten kroatischen Insel zum zwölf Kilometer entfernten Fährhafen Valbiska. Kurze Strecke, kein Problem, haben wir als fahrraderprobte Flachländer gedacht, als wir unsere Reise von Hamburg aus planten. Am dritten Tag unserer Kroatienreise sind wir schlauer: Vom Flachland kann auf Krk keine Rede sein, und nicht immer lassen sich die gewünschten Routen ganz einfach finden. Also heißt es, Puffer einbauen und noch vor 8.00 Uhr früh im Sattel sitzen.

Um diese Zeit sind Strandpromenade und Altstadtgassen in Krk noch menschenleer. Der markante Glockenturm der Marienkathedrale blinkt im Morgenlicht, es duftet nach Backwaren, und das Fahrrad wird zur Insel der Glückseligkeit: Auf kaum eine andere Art kann man Land und Leute intensiver erleben als auf zwei Rädern. Das gilt selbst, als wir uns den Ringstraßen rund um die Hauptstadt nähern. Viele Kraftfahrer und Lieferwagen sind schon unterwegs und rauschen unsanft an uns vorbei. Und wo genau startet die Route nach Vrh, die wir nehmen wollen?

So wie es der kroatischen Sprache an Vokalen mangelt, so fehlt es auf den Inseln noch an Infrastruktur für Radreisende. Fahrradwege gibt es nur an großen Ausfallstraßen und selbst da nicht immer durchgängig. Am besten wählt man die wenig befahrenen Nebenstrecken. Nur sind die nicht immer ausgeschildert. Doch wir sind vorbereitet: Autokarten mit kleinem Maßstab und ein GPS-Gerät als Navigationshilfe hatte uns der Fahrradverleih mitgegeben. Das Problem liegt denn auch eher an der Strecke selbst: Bis Vrh geht es stetig bergan.

Wir kennen das Phänomen schon von unserem ersten Tagesausflug auf Krk: Was uns als sanft ansteigende Genusstour in den verschlafenen Badeort Stara Baska empfohlen wurde, entpuppt sich als kilometerlanger Anstieg, teilweise mit einer Steigung von zwölf Prozent, durch eine trockene Mondlandschaft bei glühender Hitze, dazu im Schlepptau eine 14-jährige Tochter, die einfach nur baden will. Genau das tun wir. Nachdem wir am höchsten Punkt den herrlichen Ausblick über die Kvarner Bucht und die blaue Weite der Adria genossen haben, drehen wir heimlich um. Immer nur bergab, rein ins erfrischende Bad und dann Beine hoch auf der Strandliege.

Aber heute bei unserer Inselüberquerung gibt es kein Zurück. Die Fähren von und nach Cres fahren im 90-Minutentakt. Und wenn wir nicht wieder die steilsten Stücke in der Mittagshitze erklimmen wollen, müssen wir die Fähre um 9.00 Uhr erwischen. Stolz und überpünktlich rollen wir an den wartenden Autos vorbei - so herrlich entspannt kann eine Überfahrt sein. Doch auf der Nachbarinsel erwartet uns dasselbe Spiel - nur umgekehrt: Wir lassen die Autos vorbeirauschen und fahren, schieben und schimpfen uns die Serpentinen vom Fährhafen Merag bis zur Hauptstraße hinauf. Ein Mountainbiker im Tour-de-France-Outfit fährt grüßend - uns kommt es vor wie grinsend - an uns vorbei.

Haben wir uns überschätzt? Vielleicht ein wenig. Zumindest die Radelfreudigkeit unserer Tochter, für die das Fahrrad allenfalls ein Fortbewegungsmittel und kein Vergnügen ist. Aber auch sie hält auf der Passstraße mit Blick über verlassene Dörfer, wilde Wälder und schroffer Küste immer wieder an, um Fotos zu machen. Ganz Cres liegt uns zu Füßen - nur uns, so scheint es: Es sind weniger als drei Pkw pro Stunde, die uns überholen. Während wir in Richtung Norden zum nächsten Fährhafen Porozina unterwegs sind, wenden sich die meisten Autofahrer Richtung Cres-Stadt und dann weiter nach Süden. Hier gibt es eine Brückenanbindung zur Blumeninsel Losinj, von der uns wiederum eine Fähre bis nach Zadar in Norddalmatien bringen könnte.

Was gegen diese Südroute spricht: Es gibt nur eine vielbefahrene Straße und die Fähren legen in der Hochsaison nur einmal täglich ab. Ich stelle mir den Stress gerade vor, als wir in einem kleinen schattigen Waldstückchen mit grandiosem Ausblick auf das Dorf Dragozetici und die Adria Rast machen. Man hat einen Platten, einen Wadenkrampf oder einfach eine Temposchwäche und muss dennoch unbedingt die Fähre erreichen. Wir dagegen haben alle Zeit der Welt und weil es nach unserer Rast nur noch bergab geht, erreichen wir sogar eine Fähre früher als geplant. Hatten wir je über Anstrengung geklagt?

Im letzten Teil der Tour überqueren wir die Halbinsel Istrien. Das Bild wandelt sich: Statt steiler Felsen durchfahren wir grüne Eichenwälder und im Westen schließlich Weinfelder und Olivenhaine auf roter Erde. Die Küstenstadt Porec ist unser Ziel, wo wir noch eine Woche bleiben wollen: baden, bummeln, nach Belieben rumradeln. „Porec ist ein idealer Ausgangspunkt für Radtouren“, sagt Reiseleiter Sascha Wiese. Er ist begeisterter Radfahrer, Halbkroate und Organisator unserer Inselhüpfen-Räder. „Von hier führen auch drei oder vier kleinere Straßen ins Hinterland, und es ist nicht steil.“ 20 Kilometer radeln und dabei gerade mal 200 Meter hochfahren, ja das geht. Sagt sogar unsere Tochter und findet noch einmal aufs Rad, freiwillig und gut gelaunt.

Inselhüpfen in Kroatien

Inselhüpfen oder Inselspringen heißt das Prinzip, das gut zu den über 1200 kroatischen Inseln passt. Vor dem Balkankonflikt war es auf das Prinzip Boot und Baden beschränkt: Mit den Booten konnten einsame Buchten angelaufen werden, jeden Tag eine andere. Übernachtet wurde an Bord. Nach dem Jugoslawienkrieg brachte Klaus Schenk Leihräder auf einen einfachen Motorsegler in die Adria. Heute heißt sein Unternehmen Inselhüpfen (Tel.: 07531/36 18 60). Der zweite große Anbieter ist I. D. Riva Tours aus München (Tel.: 089/231 10 00).

Wer das Inselspringen auf eigene Faust planen möchte, braucht drei Dinge: - Gute Leihräder mit Federung und Gangschaltung, bei Inselhüpfen kosten sie rund 80 Euro pro Woche. - Eine Übersicht über die wichtigsten Fährverbindungen und Zeiten: Die meisten Fährverbindungen gehen vom Festland aus, eine Vorreservierung ist nirgends erforderlich. Achtung, Katamarane nehmen Fahrräder in der Regel nicht mit. - Eine Liste von fahrradfreundlichen Unterkünften: Es eignen sich besonders Privatunterkünfte. Die ersten Übernachtungen sollte man vorbuchen, empfiehlt Mirna Bender, Sprecherin der Kroatischen Zentrale für Tourismus in Frankfurt.

dpa

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