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Tour de Genezareth

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Israel See Genezareth Reise Urlaub
Intensiver reisen: Mit dem Fahrrad lernt man das Ufer rund um den See Genezareth besonders gut kennen. © picture alliance / dpa-tmn

Der See Genezareth fehlt bei keiner Pilgerreise nach Israel. Schließlich wird er im Neuen Testament immer wieder erwähnt: Jesus hat an seinem Ufer die Bergpredigt gehalten...

...Petrus dort Fische gefangen. Autorin Patrizia Schlosser hat ihn mit dem Fahrrad umrundet.

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Immer noch graben Archäologen am See Genezareth, hier bei Tiberias, Kulturschätze aus. © picture alliance / dpa-tmn

Nach eineinhalb Stunden auf einem quietschenden, ächzenden Mountainbike, vorbei am Jesusboot und Maria Magdalenas Geburtsort, kommen die ersten Zweifel. Wäre es nicht vernünftiger gewesen, wie andere Pilger auch die heiligen Orte am See per Bus abzuklappern? Oder einfach zu baden? Stattdessen: Schweiß fast überall auf der Haut. Wer den See per Fahrrad statt im klimatisierten Auto oder Bus erkundet, lernt ihn wirklich kennen.

Hügel für Hügel. Meter für Meter. Inzwischen gibt es nicht mehr nur „Holy Land Bus Tours“, sondern auch „Holy Land Bike Tours“. Nach dem masochistischen Gestrampel auf dem Fahrrad fühlt es sich im kühlen Schatten einer Kirche noch besser an. Und mit Pilgern hat die Radtour auch mehr zu tun als ein Bus voller Touristen.

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Der See Genezareth ist ein wichtiges Ziel jeder Pilgerreise nach Israel. © picture alliance / dpa-tmn

Die christliche Pilgerroute beginnt gleich hinter Tiberias, der größten Stadt am See, Heimat vieler orthodoxer Juden und Urlaubsparadies für Sonnenanbeter. In Migdal, einige Kilometer hinter Tiberias, wurde der Überlieferung nach Maria Magdalena geboren, und im Kibbuz Ginosar gibt es im Schlamm des Sees Überreste eines Fischerbootes aus vorchristlicher Zeit zu bestaunen. Als Jesusboot vermarktet, lockt es heute die Pilger in Scharen.

Über Tabgha, der nächsten Station, erhebt sich der Berg der

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Am Ende der Tour: Die Aussicht auf einen Sprung ins kühle Nass des Sees lockt auch Einheimische. © picture alliance / dpa-tmn

Seligpreisungen. Hier soll Jesus seine Bergpredigt gehalten haben. Wer die Serpentinen hinaufgestrampelt ist, wird mit einem Blick über den See und die umliegenden Felder voller Dattelpalmen, Oliven- und Zitronenbäume belohnt. Weiter geht es im Uhrzeigersinn am Nordufer entlang. Im ehemaligen Fischerort Kapernaum hat Petrus gelebt, hier soll Jesus ihn und Andreas zu Menschenfischern gemacht haben. Beit­seida, schon in der Kurve zum östlichen Ufer des Sees, ist der Ort, an dem Jesus laut der Bibel mit fünf Broten und zwei Fischen 5000 Menschen gespeist hat.

Weil das Ostufer früher schlecht für Pilger zu erreichen war, wurde der Ort des Wunders im 3. Jahrhundert nahe Tabgha ans Westufer verlegt, wo heute noch die Kirche der Brotvermehrung steht. In Beitseida graben die Archäologen Kulturschätze aus. Bis 1987 dämmerte hier unbemerkt eine verlassene jüdische Siedlung aus der Zeit Jesu vor sich hin.

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Von Eilat bis Safed: Mit öffentlichen Verkehrsmitteln lässt sich Israel gut auf eigene Faust bereisen. © picture-alliance/ dpa-Grafik

Zurück auf der Straße: Links erheben sich die rot-braunen Ausläufer der Golanhöhen. Hinter diesen Bergen liegt Syrien. Eidechsen flüchten vor den Fahrradreifen ins Dickicht am Straßenrand. Ein Bauer mit Strohhut bestellt sein Feld und hebt freundlich grüßend die Hand. Ab und zu fährt hupend ein Lastwagen oder ein Familienauto auf dem Weg zu einem der zahlreichen Badestrände vorbei. Den Seitenstreifen hat der Radfahrer für sich allein. 
Nach fünf Stunden Fahrt: Endspurt Richtung Tiberias. Am südlichen Ufer, gleich in der Nähe von Deganyia, Israels erstem Kibbuz, fließt der Jordan aus dem See. Hier hat sich Jesus mit großer Wahrscheinlichkeit zwar nicht taufen lassen, dafür soll es heute etwa eine Million Besucher pro Jahr geben. Mehrere Dutzend weiß gekleidete Pilger aus Ecuador werden gerade ins Wasser geführt und getauft. Danach heißt es Souvenirs kaufen. Eine Jesus-Dattelmarmelade und eine Flasche Jordanwasser im Gepäck fahren sich die letzten 15 Kilometer nach Tiberias auch mit dem Fahrrad ganz leicht. Oder ist es die Aussicht auf einen Sprung ins kühle Seewasser am Ende der Tour?

Die Reise-Infos zum See Genezareth

REISEZIEL Der See Genezareth im Norden Israels mit einem Umfang von 53 Kilometern und einer Wasserfläche von 165 Quadratkilometern liegt 212 Meter unter dem Meeresspiegel und ist damit der tiefstgelegene Süßwassersee der Erde.

ANREISE Von München aus fliegen El Al, Lufthansa, Tuifly, Air Berlin, Germania und Arkia z.T. täglich zum Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv. Wegen der Sicherheitsvorkehrungen unbedingt 2,5 bis drei Stunden vor Abflug am Flughafen sein.

EINREISE Für die Einreise muss der Reisepass nach Reiseende noch mindestens sechs Monate gültig sein. Da der israelische Stempel im Pass zu Problemen bei der Einreise in einigen arabischen Staaten führen kann, gibt es ein Extra-Formular für den Einreisestempel.

ANREISE Von Jerusalem, Tel Aviv und Haifa fahren stündlich Busse und Sammeltaxis nach Tiberias am See Genezareth. Von Tel Aviv dauert die Fahrt knapp drei Stunden und kostet hin und zurück 80 Schekel (etwa 16 Euro).

REISEZEIT Die beste Reisezeit ist im Frühling oder Herbst. In den Sommermonaten ist es am See Genezareth stickig und heiß.

FAHRRAD Fahrräder lassen sich in Tiberias mieten. Im Hotel Aviv kostet ein Mountainbike mit Helm und Karte für einen Tag 70 Schekel, also rund 14 Euro. Tel. 009 72/4/ 671 22 72, Mail: avivhotel@walla.com.

UNTERKUNFT In Tiberias kostet ein Doppelzimmer mit Frühstück in einem Mittelklasse-Hotel ­etwa 70 Euro, im Hostel übernachtet man für etwa 50 Euro.

AUSKUNFT Staatliches Israelisches Verkehrsbüro, Berlin, Tel. 030/203 99 70, www.goisrael.de.

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