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GfK-Umfrage zeigt: Darum sind Reiseerlebnisse so wichtig für die Persönlichkeit

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Reisen macht glücklich - und formen uns.
Reisen macht glücklich - und formen uns. © Swen Pförtner / picture alliance / dpa

Die Hauptreisezeit ist rum – was vom Sommerurlaub bleibt, sind Erinnerungen. Reiseerinnerungen wirken so intensiv, dass sie uns ein Leben lang erhalten bleiben.

Wie sich Reiseerlebnisse ins Gedächtnis einprägen, wie sie sich von anderen Erinnerungen unterscheiden und wie sie den Menschen beeinflussen: Das hat die Fluggesellschaft Swiss International Air Lines in einer GfKUmfrage analysiert – und dazu den renommierten Neuropsychologen Prof. Dr. Lutz Jäncke befragt.

Erinnerungen an Reisen sind wertvoll

Dr. Lutz Jäncke hat am Psychologischen Institut der Universität Zürich einen Lehrstuhl für Neuropsychologie inne.
Prof. Dr. Lutz Jäncke hat am Psychologischen Institut der Universität Zürich einen Lehrstuhl für Neuropsychologie inne. © Prof. Dr. Lutz Jäncke

Fast 85 Prozent der Deutschen wünschen sich, einen besonders glücklichen Reisemoment noch einmal erleben zu können. Und die Erinnerungen an ihre Reisen sind den Deutschen besonders teuer: 44,5 Prozent der Befragten würden ihre Urlaubsfotos für kein Geld der Welt unwiederbringlich löschen. Dabei ist die Hauptmotivation für die Aufnahme vieler Fotos auf Reisen erstaunlich: 56,5 Prozent der Deutschen halten ihre Reiseerinnerungen per Handy oder Kamera fest, da sie Angst haben, sie andernfalls wieder zu vergessen – und vertrauen damit ihrem Smartphone mehr als ihrem Gedächtnis.

"Durch die intensive Handynutzung mit einem ständig möglichen Zugriff auf das Internet ist es immer weniger notwendig, auf die im Gedächtnis gespeicherten Informationen zurückzugreifen. Dadurch nimmt das Vertrauen in die eigenen Gedächtnisfähigkeiten ab", erklärt Prof. Dr. Lutz Jäncke, der am Psychologischen Institut der Universität Zürich einen Lehrstuhl für Neuropsychologie innehat.

Lesen Sie hier: Warum Orte Menschen glücklicher machen als materielle Güter.

Reiseerinnerungen halten ein Leben lang

Begründet ist die Skepsis gegenüber dem eigenen Erinnerungsvermögen jedoch nicht, sagt Prof. Dr. Jäncke: "Unsere Reiseerinnerungen nehmen einen ganz besonderen Platz in unserem Gedächtnis ein. Sie bleiben uns oft ein Leben lang erhalten. Der Grund dafür ist, dass Urlaubserlebnisse häufig von ausgesprochen positiven Emotionen begleitet werden und sich deshalb besonders intensiv in unser Gedächtnis einprägen.

Frei von den kleinen und großen Sorgen des Alltags nehmen wir auf Reisen zudem besonders viele Details auf – sie bilden letztlich die Bausteine unserer Erinnerung." Im Gedächtnis abgespeichert sind diese detaillierten Reiseerinnerungen als eine Art multisensorisches Mosaik, das sich aus verschiedenen Sinneseindrücken zusammensetzt: 70,1 Prozent der befragten Deutschen etwa gaben an, dass es insbesondere Bilder sind, die ihnen nach ihren Reisen in Erinnerung bleiben.

"Der visuelle Sinn spielt eine so große Rolle, da die Evolution uns als 'Sehtiere' konstruiert hat. Visuelle Informationen sind für den Menschen von besonderer Bedeutung und werden vorrangig verarbeitet", erläutert der Neuropsychologe. Aber auch Begegnungen mit Menschen bleiben den deutschen Urlaubern lange im Gedächtnis (44,1 Prozent), genauso wie das Essen (39,3 Prozent) oder die Gerüche vor Ort (20,5 Prozent). Und obwohl Wahrzeichen oft als Hauptmotivation einer Reise gelten, sind es nicht die Touristenattraktionen, an die die intensivsten Reiseerinnerungen geknüpft sind (25,7 Prozent), sondern vor allem beeindruckende Landschaften und die Schönheit der Natur (70,6 Prozent).

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Urlaubserlebnisse sind Grundpfeiler unserer Persönlichkeit

Knapp 45 Prozent der befragten Deutschen geben sogar an, dass sie schon einmal eine Reise gemacht haben, die sie verändert hat: Rund 20 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer legten sich nach einer Reise ein neues Hobby zu. Und gut 14 Prozent gingen nach ihrer Reise eine neue Beziehung ein.

Reisen und die Erinnerung daran haben durchaus die Kraft, unsere Persönlichkeit zu formen, erläutert Prof. Dr. Jäncke: "Wir sind unser Gedächtnis oder, anders gesagt: Wir sind das, was wir über uns erinnern", so der Wissenschaftler. "Die Informationen, die in unserem Gedächtnis gespeichert sind, spannen den Rahmen unserer persönlichen Erfahrungen auf. Urlaubs- und Reiseerinnerungen nehmen eine bevorzugte Position innerhalb dieses Erfahrungsraums ein – und sind deshalb wesentliche Grundpfeiler unserer Persönlichkeit."

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sca

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