Das gilt auch für die uralte Festungsstadt Chan Chan, in der im 13. und 14. Jahrhundert bis zu 100 000 Menschen vom Volk der Chimu lebten, bevor sie von den Inka erobert wurde. Die Inka hatten der Stadt mit den unüberwindbar hohen Mauern das Wasser abgedreht, das über ein ausgeklügeltes Kanalsystem herangeführt wurde. Chan Chan erstreckte sich über zwei Dutzend Quadratkilometer und war seinerzeit wohl die größte präkolumbische Stadtanlage Amerikas und zugleich die größte Lehmziegelstadt der Welt. Heute sehen weite Teile der Ruinen aus wie eine Mondlandschaft, auf die eine gnadenlose Sonne brennt. Ausgangspunkt für den Besuch der Ausgrabungsstätten sind die Städte Trujillo und Chiclayo. Rund um Chiclayo ragen so viele Lehmziegel-Pyramiden aus dem Sand wie nirgendwo sonst auf der Welt. In der benachbarten Kleinstadt Lambayeque wurde mit dem Museo Tumbas Reales de Sipan ein Vorzeigeobjekt geschaffen, das jetzt mehr und mehr Touristen in den Norden Perus lockt, denn hier sind die Originalfunde aus dem Grab des Herrschers von Sipán ausgestellt. Die alte Stadt Trujillo ist im Gegensatz zu Chiclayo ein städtebauliches Schmuckstück.
Merkwürdigerweise hat Trujillo neben den prächtigen Kolonialbauten rund um die Plaza de Armas aber nicht nur schöne Hotels und Restaurants zu bieten, sondern auch 25 Spielcasinos, voll gestopft mit blinkenden einarmigen Banditen. Echte Banditen trieben sich in den abgelegenen Andengebieten Perus einst auch herum, doch das ist seit einiger Zeit vorbei. Angstschweiß tritt trotzdem auf - einfach weil viele der Straßen haarscharf und ohne Leitplanken an tiefen Schluchten und Steilwänden entlangführen. Trotzdem lohnt sich die zehnstündige Busfahrt von Trujillo über den Percuya-Andenpass nach Chachapoyas, der “Stadt der Wolkenkrieger“. Je weiter es dabei nach Osten geht, desto grüner wird die - immer vom Amazonas-Quellfluss Rio Marañon begleitete - Gebirgslandschaft.
Nur wenige Touristen verirren sich in diese Gegend, die von den Peruanern “Augenbraue des Amazonas“ genannt wird. Dabei verbirgt sich 70 Kilometer von Chachapoyas entfernt an der Ostflanke der Anden eine der spektakulärsten und doch weitgehend unbekannten archäologischen Stätten Südamerikas: die altperuanische Festungsstadt Kuélap, die keinen Vergleich mit der Inkafestung Machu Picchu zu scheuen braucht, aber wegen der schwer zugänglichen Lage bislang wenig besucht wird.
Kuélap ist älter und größer als Machu Picchu. Die Anlage macht einen atemlos - nicht nur, weil sie so spektakulär ist, sondern auch, weil sie auf einer 3100 Meter hohen Bergkuppe über dem Utcubamba-Tal thront und die Besucher vom Parkplatz 30 Minuten zu Fuß durch die dünne Luft hinauf müssen. Kuélap wurde weit vor der Inka-Zeit vom Volk der Chachapoya geschaffen, das Talent für die Landwirtschaft besaß und in den Tälern Mais, Bohnen, Linsen und Kartoffeln anbaute.
Wolkenfetzen und Nebelschwaden ziehen über die Stadtruine, die 600 Meter lang und 120 Meter breit ist - eingefasst von einer 20 Meter hohen Außenmauer aus polierten Kalk- und Sandsteinen. Nur drei extrem schmale und gut zu verteidigende tunnelartige Eingänge führen ins Innere. 450 Ruinen von Rundhäusern sind in der Stadt zu finden, die auf zwei Ebenen erbaut wurde. Darunter sind Wohnstätten, öffentliche Gebäude und religiöse Plätze. Den Inka-Kriegern gelang es erst um 1475 die Anlage einzunehmen und das Volk der Chachapoya zu unterwerfen. Heute haben Urwaldbäume, Wurzeln und Bromelien Teile der Anlage erobert, was ihren mystischen Eindruck noch verstärkt. Während sich in Machu Picchu und Cusco die Touristen auf die Füße treten, ist man als Besucher in Kuélap allein unterwegs. Das könnte sich in der Zukunft allerdings ändern. Denn die Regionalverwaltung möchte die geheimnisvolle Stadt besser für den Tourismus erschließen und hat begonnen, die Straße von der Küste nach Chachapoyas auszubauen. Es wird sogar mit dem Gedanken gespielt, die Reisenden eines Tages mit einer Seilbahn auf die Festungsstadt Kuélap hinaufzuschaffen.
REISEZIEL: Peru ist das drittgrößte Land Südamerikas. An der Nordküste entwickelt sich der Tourismus allerdings erst langsam.
ANREISE UND FORMALITÄTEN: Die südamerikanische LAN und die Iberia fliegen täglich von Frankfurt/Main über Madrid nach Lima. Von Perus Hauptstadt aus bestehen täglich mehrere Verbindungen mit der LAN nach Trujillo oder Chiclayo im Norden. Für die Einreise benötigen Deutsche einen Reispass, der noch mindestens sechs Monate gültig sein muss.
KLIMA UND REISEZEIT: Beste Reisezeit für die Küste sind die Monate November bis März mit Temperaturen zwischen 22 und 32 Grad.
GESUNDHEIT: Impfschutz gegen Tetanus, Polio und Hepatitis sollte vorhanden sein. Wichtig ist es, kein Leitungswasser zu trinken. Vorsicht ist bei ungeschälten und ungekochten Speisen geboten. .
INFORMATIONEN: Peru unterhält in Deutschland kein Tourismusamt. Auskünfte gibt es online unter www.peru.info. Peruanische Botschaft in Berlin (Tel.: 030/206 41 03, www.peruanische-botschaft.de).