„Wir machen 80 Prozent unseres Umsatzes mit Ausländern“, sagt eine Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht nennen will. Das Geschäft lohne sich dann nicht mehr. Das Anti-Drogen-Paket habe die vorherige niederländische Regierung auf den Weg gebracht. Diese wollte so das Image als Kiffer-Nation bekämpfen. „Bald wird alles über Privatadressen verkauft: Koks, Ecstasy, Haschisch und Marihuana. Da wird mehr gepanscht“, fürchtet die Mitarbeiterin. Zudem könnten Kinder leichter an Drogen gelangen. Sie zückt eine weiße Plastikkarte, den Mitgliedsausweis, den bald nur noch Niederländer tragen dürfen. Dieser soll sicherstellen, dass die Besucher volljährig sind und nur einmal pro Tag fünf Gramm Cannabis kaufen.
Hans-Friedhelm hat inzwischen genug Hanf gesammelt. Er leckt über das Joint-Papier, damit nichts herausfällt. Die „Oase“ ist seit über 30 Jahren sein Stamm-Coffeeshop. Dass dieser dicht macht, findet er schade. „Das waren schöne Räumlichkeiten, nicht so eng wie in den anderen Läden“, sagt er wehmütig, so als hätte er sich schon von dem Shop verabschiedet. Jeden Tag kommt er mit der Bahn und dem Fahrrad hierher, er nimmt schon lange keine Drogen mehr mit nach Hause. „Wegen eines halben Gramms habe ich einmal eine Bewährungsstrafe von drei Jahren bekommen“, erinnert er sich noch gut. „Ich bin natürlich schon vorher auffällig gewesen“, räumt er ein. Besitz und Konsum von Rauschgift sind in Deutschland verboten.
Paul Holthuis will mit Drogen nichts zu tun haben. Der 53-jährige
Niederländer kommt gerade mit dem Fahrrad von der Arbeit. Wie viele Kiffer-Touristen nimmt er den Bevrijdingsweg in Richtung seiner Wahlheimat Kaldenkrichen. „Anfangs wurde ich häufig angehalten, aber inzwischen kennt mich die Polizei“, erzählt er. Persönlich belästigt fühlt er sich durch die ausländischen Kiffer nicht. Die Anwohner jedoch hätten sich massiv beschwert. „Viele Häuser standen zum Verkauf, weil die Leute den Dreckstourismus satt hatten“, erinnert er sich. Denn überall hätten Joints auf den Straßen gelegen.
Der Drogen-Tourismus lasse jedoch bereits nach. „Die Kontrollen haben schon jetzt stark zugenommen“, erklärt Holthuis. Das bestätigt auch ein Sprecher des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. Die Polizei Viersen sei entlang der Grenze sehr aktiv. Die Behörden haben das Problem erkannt und wollen den Drogen-Tourismus im Grenzgebiet unterbinden. Vielleicht werden dann auch die Rollläden im Bevrijdingsweg wieder hochzogen, wenn nicht ständig Kiffer-Touristen eilig mit ihrem Fahrrädern und kleinen Päckchen in der Hosentaschen vorbei radeln.
Von Sandra Hottenrott, dapd