ÖBB-Nachtzüge fahren auch in Deutschland
Die Österreicher haben vorgemacht, wie das Geschäft funktioniert: Die ÖBB haben als einzige ihr Nachtzugangebot nicht nur beibehalten, sondern ausgebaut, und bedienen heute die Verbindungen in die Schweiz und nach Deutschland. Hamburg-Wien, Berlin-Zürich - auf diesen Strecken können sich Bahnreisende heute im österreichischen Nightjet ausstrecken. «Wir haben jetzt 18 eigene Linien und insgesamt 26 zusammen mit Partnern», sagt Rieder.
Die ÖBB seien auch bereit, stärker in das Nachtzuggeschäft zu investieren. 13 neue Züge wurden bei Siemens schon bestellt und werden ab Frühjahr 2022 geliefert. Dreh- und Angelpunkt, damit das Geschäft knapp kostendeckend kalkuliert werden könne: dass die Züge einheitlich in Österreich gewartet werden. Die Strecken müssen dementsprechend konzipiert sein. Verbindung fernab von Österreich anzubieten, etwa Barcelona-Amsterdam, wäre deshalb schwierig.
Auch die ÖBB stellen in Fahrgastbefragungen mehr Umweltbewusstsein fest. Weil sie zu 100 Prozent mit grünem Bahnstrom fahren, verbrauche der Fahrgast im Nightjet 31 mal weniger klimaschädliches CO2 als beim Fliegen auf der gleichen Strecke, betont Rieder.
Am Ende entscheidet der Preis
Aber: «Der Umweltgedanke ist bei vielen noch eher theoretisch da und zeigt sich nicht ganz im Buchungsverhalten.» Während die teuersten Plätze im Schlafwagen stets schnell ausverkauft seien, merke man im günstigen Segment der Sitzwagen sofort, wenn auf einer Strecke zwischen zwei Metropolen eine Billig-Arline fliegt. «Sofort gehen die Buchungen runter», sagt Rieder.
Die Organisation «Objectif Train de nuit» in Frankreich will Schlaf- und Liegewagen an Güterzügen durch die Nacht rauschen lassen. «Absurd», winkt Rieder ab. «Güterzüge fahren meist nicht durch Personenbahnhöfe.»
ÖBB zu neu bestellten Nightjets
Deutsche Bahn zu Nacht-Angeboten
Objectiv Train de Nuit auf Facebook
Deutsche Bahn kauft 17 Fernverkehrszüge aus Österreich
Die Deutsche Bahn hat 17 gebrauchte Fernverkehrszüge von der österreichischen Westbahn gekauft. Die ersten IC-Doppelstock-Züge sollen im Dezember geliefert und ab Frühjahr des kommenden Jahres eingesetzt werden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Demnach werden sie dann als Intercity 2 im Zwei-Stundentakt auf der neuen Linie Dresden-Berlin-Oranienburg-Rostock verkehren. So lange die neuen Züge noch nicht im Einsatz seien, führen dort noch Züge der ersten Generation. Zum Kaufpreis machte die Deutsche Bahn keine Angaben. Die Pläne für den Kauf waren bereits im Frühjahr bekannt geworden. Damals verlautete aus Aufsichtsratskreisen eine Investitionssumme von 300 Millionen Euro.
«Mit dem Kauf der Züge von der Westbahn erweitern wir das Platzangebot für unsere Kunden um fast 7000 Sitzplätze», teilte Personenverkehrs-Vorstand Berthold Huber mit. Die Züge vom Schweizer Hersteller Stadler Rail seien größtenteils zwei Jahre alt und erreichten eine Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometern.