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Kunden warten immer noch auf ihr Geld: Corona-Pandemie könnte Reisen in Zukunft enorm verändern

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Werfen Sie Ihr Flugticket nach der Ankunft nicht weg (Symbolbild).
Werfen Sie Ihr Flugticket nach der Ankunft nicht weg (Symbolbild). © dpa/Jan Woitas

Üblicherweise müssen Urlauber das Geld für Reisen und Flüge weit im Vorfeld überweisen – das könnte sich aufgrund der Corona-Pandemie in Zukunft ändern.

Zahlreiche Fluggesellschaften und Reiseveranstalter haben es bis heute nicht geschafft, alle Reisekosten für ausgefallene Flüge und Urlaube zu erstatten*. Allein 500.000 Lufthansa-Kunden warten immer noch auf ihr Geld. Das Luftfahrt-Bundesamt hat bereits in 21 Fällen Bußgelder gegen Fluggesellschaften verhängt – normalerweise müssen Airlines die Kosten innerhalb von sieben Tagen zurückzahlen. Dass die Mühlen so langsam arbeiten, schockiert sowohl die Politik als auch Verbraucherschützer. Beim Verbrauchertag am Montag wurde deshalb die Forderung laut, die Vorkasse bei Reisen abzuschaffen.

Reaktion auf Corona-„Skandal“: Können Reisen in Zukunft verbraucherfreundlicher gebucht werden?

Als „peinlich“ und „einen Skandal“ bezeichnete Klaus Müller die Tatsache, dass Airline-Kunden bis heute auf ihr Geld warten. Der Präsident der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) fordert deshalb laut dem Portal Business Insider eine radikale Änderung der Vorkasse-Regelungen bei Reise-Dienstleistungen: Kunden sollen seiner Meinung nach für Tickets nicht mehr im Vorfeld zahlen müssen. Stattdessen sollten diese erst kurz vor Reiseantritt bezahlt werden müssen, so sein Appell an die Politik.

Seit Beginn der Corona-Pandemie seien bei den Verbraucherschützern zwanzigmal so viele Beschwerden eingegangen wie üblich. Zudem warnt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) vor einer schwachen Konsumnachfrage. Das verfügbare Einkommen vieler Verbraucher sei aufgrund der Pandemie gesunken – darum müssten Reisende nach den Expertenmeinungen umso mehr vor Kostenfallen oder Inkassogebühren geschützt werden. Auch die Reisebranche selbst könne seine Vorteile daraus ziehen: Weniger Beschränkungen oder eine Abschaffung der Vorkasse bei Reisen könnten für eine höhere Nachfrage sorgen.

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Ende der Vorkasse bei Reisen? Auch Politik fordert drastische Änderung

„Die Regelung erschwert es den Verbrauchern im Nachhinein an ihr Geld zu kommen, wenn die Leistung nicht erbracht wurde, und ist daher ohnehin schon verbraucherfeindlich“, erklärte Amira Mohamed Ali, Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, laut Business Insider bezüglich der Reise-Vorkasse. Zustimmung erhält die Forderung auch vom SPD-Abgeordneten Johannes Fechner: „Wir müssen die Vorkasse bei Reisen abschaffen.“

Viele Reiseveranstalter haben versucht, die Kunden mit Gutscheinen abzuspeisen – was dem geltenden EU-Recht widerspricht. Sie sollten eine Art Zwischenlösung für Verbraucher und Unternehmen darstellen. Christian Kastrop, Staatsekretär im Bundesjustizministerium, erklärt dazu aber: „Nach dieser Übergangszeit muss es nun aber möglich sein, alle ausgefallenen Reisen und Flüge auch zu erstatten. Das ist ein Skandal, dem man sich jetzt annehmen muss.“ Rechtlich haben die Kunden nämlich ein Recht darauf, ihr Geld zurückzubekommen.

Erste Reiseveranstalter zeigen sich laut Einschätzung von Klaus Müller bereits empfänglicher für kundenfreundliche Bedingungen. Mit einer Abschaffung von unflexiblen Stornierungsbedingungen und Vorkassen-Regelungen könnte die Reiselust wieder leichter entfacht werden. „Der Kunde könnte tatsächlich mal wieder König sein.“ *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerkes.

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