1. Startseite
  2. Leben
  3. Reisen

Heilige Stadt ohne Hektik: Rom im Herbst

KommentareDrucken

Einen freien Platz auf der Spanischen Treppe finden? Im Sommer ist das oft gar nicht so leicht - im Herbst gibt wieder Lücken.
Einen freien Platz auf der Spanischen Treppe finden? Im Sommer ist das oft gar nicht so leicht - im Herbst gibt wieder Lücken. © dpa-tmn/ Tobias Schormann

Ein freier Platz auf der Spanischen Treppe? Im Sommer ist auf einer der bekanntesten Treppen der Welt viel los. Im Herbst ist das kein Problem. Die beste Zeit die Heilige Stadt in Ruhe zu genießen.

Der Rosenverkäufer macht ein missmutiges Gesicht. Keine einzige Rose ist er in der letzten halben Stunde losgeworden. Es sind einfach zu wenige Touristen unterwegs. Dabei dürfte das Geschäft hier, an der Spanischen Treppe in Rom, in der Hochsaison nur so brummen. Dann wird es oft richtig eng. Im Herbst sieht das anders aus. Touristen haben in der Nebensaison freie Platzwahl - und können die Heilige Stadt einmal ohne Hektik erleben.

Pilgerziel für die Papstjünger: der Petersdom vom Tiber aus gesehen.
Pilgerziel für die Papstjünger: der Petersdom vom Tiber aus gesehen. © dpa-tmn/ Tobias Schormann

Das Wasser des Barcaccia-Springbrunnens funkelt im warmen Licht, die Herbstsonne lässt die Stufen und die Kirche Santa Trinità dei Monti darüber gelb leuchten. Bühne frei für das Schaulaufen vor der Spanischen Treppe: Ein paar Gigolos sitzen auf ihren Vespas und flirten mit den vorbeilaufenden Italienerinnen, vor den Modetempeln von Gucci und Prada posiert eine Touristin, die wohl gerne ebenso elegant aussehen würde wie die schicken Italienerinnen. Was ihr auch mit der neuen Gucci-Handtasche am Arm nicht so recht gelingt. Der Freund muss Fotos machen und dann draußen vor der Tür warten, während sie sich im nächsten Laden umschaut. Das muss Liebe sein.

Der Rhythmus der Stadt verlangsamt sich

Die Italienerinnen tragen schon Rollkragenpullover, trotz der Sonne - dabei ist es mit gut 20 Grad noch gefühlt Sommer. Sonst erinnert allerdings gerade wenig an die Hochsaison, wenn sich hier Touristenmassen durch die Gassen schieben und Rom noch wie eine Symphonie der Großstadt wirkt: schnell und laut. Inzwischen hat ein Ritardando eingesetzt, der Rhythmus der Stadt verlangsamt sich. Adagio statt Allegro und piano statt forte, heißt es nun.

Kürbisse in allen Farben und Formen: Im Herbst geht es bunt zu auf dem Campo de Fiori.
Kürbisse in allen Farben und Formen: Im Herbst geht es bunt zu auf dem Campo de Fiori. © dpa-tmn/ Tobias Schormann

Selbst die Papstjünger müssen jetzt weniger drängeln. Im Sommer werden täglich Zehntausende im Vatikan durchgeschleust, erzählt Stadtführer Roland Karl. „Eine Tragödie.“ Heute ist die Schlange vor dem Petersdom vergleichsweise kurz, ebenso wie die Reihe der Touristen, die entlang der Via della Conciliazione auf den Bänken und in den Bars sitzen und sich ausruhen. Die machen es richtig, denkt man unwillkürlich, während die eigenen Füße langsam vom Rundgang zu schmerzen anfangen.

Noch mehr denkt man sich das auf dem Largo Argentina. Wo einst Caesar ermordet wurde, hausen heute Dutzende von Katzen. Sie räkeln sich auf den warmen Steinen in der Sonne und liegen zwischen den Ruinen im Gras. Für die Vierbeiner wird hier gut gesorgt - es gibt sogar eine Katzenambulanz von der Uni, wo kranke Tiere aufgepäppelt werden, erzählt Karl.

Freie Sicht auf das Forum Romanun: Im Herbst sind zwischen den Säulen nur vereinzelte Touristengruppen unterwegs.
Freie Sicht auf das Forum Romanun: Im Herbst sind zwischen den Säulen nur vereinzelte Touristengruppen unterwegs. © dpa-tmn/ Tobias Schormann

Ein paar Ecken weiter wird es dann doch noch einmal hektisch: Auf dem Campo de fiori preisen die Marktschreier lauthals ihre Waren an und feilschen mit den Kunden. Es ist Erntezeit: Gelbe und orangene Kürbisse in allen Formen und Größen liegen an den Ständen, von den Decken hängen feuerrot leuchtende Chilischoten. Hier gibt es alles, was das Herz eines Feinschmeckers begehrt: Trüffel, Fisch, Öl, Gewürze - und natürlich Pasta in allen Farben.

Zurück an der Spanischen Treppe, wo der Rosenverkäufer gerade auch erst einmal Pause macht. Er hat sich eine Zigarette angezündet und sich zu den Touristen auf die Treppe gesetzt. Anscheinend denkt auch er sich gerade: piano, piano - nur keine Hektik.

Von Tobias Schormann, dpa

Die Reise-Infos zu Rom

Reiseziel: Rom ist die Hauptstadt Italiens und liegt in der Region Latium am Tiber. Die der Sage nach im Jahr 753 v.Chr. gegründete Stadt hat heute rund 2,8 Millionen Einwohner, die auf einer Fläche von rund 1300 Quadratkilometern leben (München: 1,3 Mio. Einwohner, 310 Quadratkilometer).

Anreise: Am schnellsten geht es mit dem Flieger, von München aus fährt auch ein Nachtzug nach Rom.

Spanische Treppe: Die Spanische Treppe ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Roms. Sie gilt als beliebter Treffpunkt für Touristen. Die Treppe hat insgesamt 138 Stufen.

Mehr Infos: Italienische Zentrale für Tourismus, Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt (Tel.: 069/23 74 34, E-Mail: frankfurt@enit.it).

Oasen der Ruhe: Friedhöfe in Rom

Auch interessant

Kommentare