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Studenten, Sami und Stieg Larsson

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Umeå: Die Stadt im Norden Schwedens wird 2014 Kulturhauptstadt.
Umeå: Die Stadt im Norden Schwedens wird 2014 Kulturhauptstadt. © dpa/ Jörgen Wiklund/imagebank.sweden.se

Vom Tanzen in der Mitternachtssonne bis zum Zirkusfestival: Als Kulturhauptstadt 2014 will Umeå endlich zeigen, was es drauf hat.

Um die Stadt Umeå weit im Norden Schwedens auf der

Nordlichter erhellen über Umeå den Abendhimmel.
Nordlichter erhellen über Umeå den Abendhimmel. © dpa/ visitumea.se

Landkarte zu entdecken, muss man schon gezielt hingucken. Mit dem Auto dauert die Reise von der Hauptstadt Stockholm aus durch dichte Wälder sechseinhalb Stunden. Obwohl sie sich „größte Stadt Nord-Skandinaviens“ nennt, zieht die Studentenhochburg nicht gerade viel internationales Augenmerk auf sich. Das soll 2014 anders werden, wenn sich Umeå gemeinsam mit Lettlands Hauptstadt Riga als Europäische Kulturhauptstadt präsentiert.
15 Prozent mehr Gäste als sonst wünschen sich die Organisatoren von „Umeå2014“. 150.000 bis 200.000 Besucher sollen zu den 300 Veranstaltungen des Kulturhauptstadtjahres kommen. Das soll Umeås junge und studentische Seite zeigen, aber auch ein „Fenster zur Sami-Kultur“ sein. „Die Samen sind die einzigen Urvölker Europas und spielen eine wichtige Rolle in Umeå und Nordschweden“, sagt Sprecherin Marit Andersson. Die Stadt in der Natur ist Winterweideort der Rentiere und für die Samen ein zentraler Ort.

Zwei Samen ziehen mit einigen Rentieren durch das schwedische Lappland.
Zwei Samen ziehen mit einigen Rentieren durch das schwedische Lappland © dpa/ Jörgen Wiklund/imagebank.sweden.se

Dreh- und Angelpunkt des Kulturhauptstadtjahres im Norden ist der samische Kalender, der nicht vier, sondern acht Jahreszeiten umfasst: Pflege, Erwachen, Rückkehr, Wachstum, Besinnung, Ernte, Verlangen und Reise. „Der Sami-Kalender orientiert sich an der Wanderung der Rentiere“, sagt Anne Wuolab. Sie gehört zum Volk der Samen und koordiniert den Sami-Teil des Eröffnungswochenendes. „Wir wollen etwas über das langsame Leben erzählen, das die Sami leben“, in Einklang mit der Natur, sagt sie.

Trachten sind ein Zeichen für gelebte Tradition
Trachten sind ein Zeichen für gelebte Tradition der Samen. © dpa/ Jörgen Wiklund/imagebank.sweden.se

Acht Ausstellungen mit Werken von Sami-Künstlern sollen über das Jahr verteilt einen Einblick in Alltag und Lebensweise der Samen vermitteln. Zu Umeås jährlicher „Sami-Woche“ im März wollen die Schweden größer auffahren als sonst. Am Eröffnungswochenende (31. Januar bis 2. Februar 2014) können Gäste auf dem Rathausplatz eine Sami-Hütte in einer Schneelandschaft besuchen. „Das wird eine Art Informationskampagne in Gang setzen“, sagt Anne Wuolab. Aber es gibt auch kritische Stimmen. Einige Samen sind skeptisch und wollen erst einmal abwarten, wie sehr das Jahr wirklich ein Schlaglicht auf ihre Kultur wirft. Von dem Budget von 410 Millionen schwedischen Kronen (etwa 46 Millionen Euro) sind 50 Millionen (etwa 5,6 Millionen Euro) für Sami-Events eingeplant.

Stadt der Birken

Daneben planen die Schweden ein Programm, das den pulsierenden Strom von Einflüssen in der jungen Stadt widerspiegelt: Von rund 117.000 Einwohnern ist nahezu jeder Dritte Student. Ein Jugendfußballturnier, ein gigantisches Picknick und etliche Festivals von Jazz über Film und Tanz bis hin zu einem Zirkus- und einem Mitternachts-Tango-Festival sind in das Programmheft von Umeå2014 aufgenommen, das sich ständig weiterentwickeln soll.

Stadt der Birken: Umeå wirkt auf den ersten Blick hübsch bürgerlich, aber sie hat eine linke, rebellische Tradition.
Stadt der Birken: Umeå wirkt auf den ersten Blick hübsch bürgerlich, aber sie hat eine linke, rebellische Tradition. © dpa-tmn/ Umeå 2014/Per Lundberg

Seine „Crossover-Kultur“ mache Umeå so besonders, meinen die Organisatoren. So bekommen die Zuschauer in der Norrlandsopera bei weitem nicht nur Opern zu sehen. Dort steigen auch Rockkonzerte oder Performance-Kunst. In Umeå darf (fast) alles zusammengehen: Lichterfest und LAN-Nacht, Horror-Theater und Heavy Metal. Umeå ist Heimatstadt der Hardcore-Punkband „Refused“ und der Rockgruppe „The (International) Noise Conspiracy“.

Auf einen ihrer Söhne ist die Stadt im Norden Europas aber ganz besonders stolz: den 2004 gestorbenen Schriftsteller Stieg Larsson. Der Autor der berühmten „Millennium“-Saga wuchs in Umeå auf und wurde 2012 posthum zum Ehrenbürger ernannt. Neben dem Kulturhaus „Väven“ wollen die Einwohner Umeås ihm zur Kulturhauptstadt jetzt ein Denkmal setzen. Larssons eigenwillige Protagonistin Lisbeth Salander, so glauben die Schweden, soll einem „typischen Mädchen aus Umeå“ nachempfunden sein.

dpa

Die Reise-Infos zu Umeå

Reiseziel: Die Stadt Umeå liegt im nördlichen Teil Schwedens, nahe am Bottnischen Meerbusen. Sie stellt für das Urvolk Europas, die Samen, einen zentralen Ort dar. Die Samen bevölkern das Lappland nördlich des Polarkreises in Fennoskandinavien einschließlich des Großteils der Kola-Halbinsel in Russland. Umeå präsentiert sich 2014 als Kulturhauptstadt.

Anreise: Zahlreiche Airlines fliegen nach Stockholm, von dort gibt es täglich mehrere Flüge nach Umeå. Der Zug von Stockholm fährt etwa sieben Stunden, der Bus rund neun. Im Sommer werden aus Deutschland und der Schweiz Direkt-Charterflüge angeboten.

Klima und Reisezeit: Der Winter in Nordschweden ist lang und kalt. Im Juli und August kann es über 20 Grad warm werden.

Wohnen: Hotelbetten sind in Umeå knapp, aber es gibt alles von der Jugendherberge bis zum Sternehotel.

Mehr Infos: Visit Umeå, Renmarkstorget 15, S-903 26 Umeå (Tel.: 0046/90/16 16 16, E-Mail: info@visitumea.se).

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