Ein anderes Brettspiel lässt Akteure wiederum in die Rolle von Geheimagenten schlüpfen, die per App nach einem Top-Spion fahnden müssen. Die Agentenjagd ist ein Beispiel für den Mix aus Bewährtem und Modernem, auf den die Veranstalter bewusst setzen. Beides - Tradition und Elektronik - treffe zusammen, wodurch neue Spielwelten entstünden, resümiert Ernst Kick, Chef der Spielwarenmesse.
Aber gerade bei Kooperationsspielen scheint es einen Gegentrend zur Digitalisierung zu geben. Dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, wenn man sich eine Übersicht über Spiele und Spielwaren macht, die das internationale Expertengremium für gelungene Beispiele für den Trend «Team Spirit» hält: Viele verzichten völlig auf elektronische Spielereien oder Digitales, der eingangs beschriebene «Drachenturm» besteht zum Beispiel aus Kunststoff, Pappe und Holz.
«Es gibt Menschen, die nach einem Berufsalltag vor dem Computer und am Smartphone verstärkt das Bedürfnis haben, real zusammenzukommen», sagt Junge. Abends werde dann «Digital Detox» - also eine digitale Entgiftung - betrieben. «Das Handy wird heute ausgeschaltet, der Computer bleibt kalt, und wir treffen uns im Wohnzimmer und machen wieder eine Pappschachtel auf.»
Mit anderen Worten: In einer immer komplexeren Welt gäben Eltern die Achtsamkeit an ihre Kinder weiter, erläutert Christian Schuldt, Trendforscher beim Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main. «Je menschenähnlicher Technologie wird, desto wichtiger ist es, dass wir uns wieder auf unsere ureigenen menschlichen Fähigkeiten berufen. Und da steht das Spielerische und Soziale an oberster Stelle.»
Neue Impulse kann die deutsche Spielwarenbranche gut gebrauchen, denn 2017 verzeichnete sie eher durchwachsene Umsätze. «Der jahrelange Spielwaren-Boom hat eine Pause eingelegt», teilte Willy Fischel, Geschäftsführer des Handelsverband Spielwaren (BVS), unlängst mit. Gesamtzahlen gibt es erst im März, doch die Marktforschungsfirma npdgroup meldete für die Branche kürzlich ein Minus von 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der BVS rechnet für den Inlandsmarkt bestenfalls mit einem ausgeglichenen Jahresergebnis von rund 3,1 Milliarden Euro.
Trends der Spielwarenmesse in Nürnberg