Erst einmal sollte sich ein Paar einen Überblick verschaffen, um welche Aufgaben es geht. «Und dann verfährt man am besten wie in der Arbeitswelt: Man arbeitet mit Deals. «Ich mache das, dafür machst du das»», rät Heyne. Das lässt Raum, Vorlieben und Stärken individuell in den Ring zu werfen.
Damit eine Umverteilung der Familienarbeit gelingen kann, sind Heyne zufolge mehrere Dinge nötig: die eigenen Ansprüche herunterschrauben. Oder es aushalten zu können, wenn der Partner den Fußboden erst wischt und dann saugt - und nicht umgekehrt. Sich mit Tipps zurückhalten. Dem anderen eine Lernkurve zugestehen. Die eigene Art, Sachen zu erledigen, nicht zum allgemeingültigen Standard zu erheben.
Darin seien viele Frauen nicht sehr gut, findet Heyne: «Viele reißen Aufgaben nach kurzer Zeit wieder genervt an sich - weil der Mann das angeblich nicht hinkriegt.» Wer damit leben kann: in Ordnung. Ändern wird sich damit aber gar nichts. Oft sei das Problem auch ein tiefenpsychologisches: «Wer entscheidet, hat die Macht.»
Wer emotionale Arbeit bei Kindern und Freunden leistet - nachfragt, viel zuhört, hilft -, kriegt dafür auch viel zurück. Die Folgen davon zeigen sich bei manchen Paaren erst spät: «Nach einer Scheidung sind es eher die Männer, die in ein Loch fallen - weil sie keine sozialen Kontakte haben.» Um die hat sich vorher eben nur die Frau gekümmert.
Delegieren fällt also nicht immer leicht - aber ohne das wird es nicht gehen. Geschlechterforscherin Oloff bringt dabei den Begriff der «rhetorischen Modernisierung» ins Spiel: Wir halten uns alle für viel gleichberechtigter, als wir es tatsächlich leben. Vor allem Kinder sorgen bei Paaren dafür, dass vermeintlich abgelegte Rollenmuster wieder aufblühen.
In einer Sache sind sich Oloff und Heyne einig: Das Ganze ist kein rein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches. Zwar liegt es zum Großteil an den Paaren selbst, darüber zu verhandeln. Aber es muss sich noch viel mehr ändern, etwa in der Arbeitswelt: Frauen und Männer müssten gleichermaßen die Arbeitszeit reduzieren, damit mehr Raum für das tägliche Klein-Klein bleibt.
Und nur wer sich bewusst macht, warum er bestimmte Aufgaben stillschweigend übernimmt, kann seinen Kindern vielleicht ein anderes Modell vorleben. Diese Hoffnung hegt auch die Moderatorin des Podcast «Dear Sugars», Cheryl Strayed: Als sie ihren kleinen Sohn in der Küche dabei beobachtete, wie er den Boden mit einem Spielzeugbesen fegt, fragte sie ihn, was er da macht. Seine Antwort: «Ich spiele gerade, dass ich ein Papa bin.»
Artikel von Gemma Hartley in Harpers Bazaar
Podcast Dear Sugars zu Emotional Labor