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„Kleine Strolche“: Gemeinnützige Gesellschaft will vier Millionen Euro investieren

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Das Rittergut Ovelgönne in Bücken, erstmals 1328 erwähnt. In diesem historischen Ensemble wollen Bernhard Schubert und Wolfgang Witt ein Therapiezentrum für seelisch verletzte Kinder einrichten – und suchen zurzeit nach Unterstützern für das Projekt. - Foto: Witt
Das Rittergut Ovelgönne in Bücken, erstmals 1328 erwähnt. In diesem historischen Ensemble wollen Bernhard Schubert und Wolfgang Witt ein Therapiezentrum für seelisch verletzte Kinder einrichten – und suchen zurzeit nach Unterstützern für das Projekt. © Witt

Asendorf/Bücken - Von Anke Seidel. Misshandelt, vernachlässigt, missbraucht: Mädchen und Jungen mit traumatischen Erfahrungen finden im Kinderheim „Die kleinen Strolche“ in Asendorf Hilfe. Diese Jugendhilfe-Einrichtung in privater Trägerschaft will das Rittergut Ovelgönne in Bücken zu einem Therapiezentrum ausbauen – und dafür vier Millionen Euro investieren.

Ein weltweit tätiges Unternehmen unterstütze das Projekt bereits mit 100.000 Euro, freuen sich Geschäftsführer Bernhard Schubert und Projektleiter Wolfgang Witt. Beide hoffen auf weitere Hilfe: „Wir suchen Botschafter, Unterstützer, Spender, Sponsoren.“

Träger des Projektes ist eine gemeinnützige Gesellschaft, die „Rittergut Kinderheim Kleine Strolche“ gGmbH. Der Kaufvertrag für das Rittergut sei erst vor vier Wochen unterzeichnet worden, so Schubert. Die bisherige Besitzerin Gesche Buschhorn freue sich sehr darüber, dass Kinder mit seelischen Verletzungen dort künftig Hilfe finden: „Sie hat sich selbst für Kinderheime engagiert und dafür das Bundesverdienstkreuz bekommen“, so Schubert – und verrät: Für den Kauf habe man 320.000 Euro Eigenmittel aufgewendet. „Das ist natürlich ein Tropfen auf den heißen Stein“, fügt Projektleiter Wolfgang Witt zu. Denn die Gebäude, insgesamt 1600 Quadratmeter Nutzfläche, müssen dringend und grundlegend saniert werden. Das Haupthaus steht unter Denkmalschutz. Dort soll künftig die Verwaltung ihren festen Sitz haben: „Aus Brandschutzgründen können wir hier keine Kinder unterbringen“, berichten Schubert und Witt.

Bernhard Schubert und Wolfgang Witt (v.l.) mit der Broschüre über neue Unterbringungsformen. Im Hintergrund das Wappen des Ritterguts – mit einer Taube als Symbol des Friedens. - Foto: Seidel
Bernhard Schubert und Wolfgang Witt (v.l.) mit der Broschüre über neue Unterbringungsformen. Im Hintergrund das Wappen des Ritterguts – mit einer Taube als Symbol des Friedens. © Seidel

Noch in diesem Jahr wollen sie mit der Sanierung des Gebäudetrakts beginnen, in den das Therapiezentrum einziehen soll – mit vier neuen Fachkräften. Kinder- und Jugendpsychiater, Trauma-Therapeut, Psychologe und Psychotherapeut: Diese Stellen möchte Bernhard Schubert mit engagierten Männern oder Frauen besetzen.

Auf dem insgesamt drei Hektar großen Grundstück möchten der Geschäftsführer und der Projektleiter tiergestützte Pädagogik für seelisch verletzte und traumatisierte Kinder anbieten – in dem Wissen, dass der Umgang mit Pferden Ziegen oder Hängebauschweinen diesen Jungen und Mädchen enorm helfen kann.

Spezielles Angebot gegen Mediensucht

Weil die Zahl mediensüchtiger Kinder stark steigt, soll auf dem Rittergut auch ein Medienraum entstehen, um betroffene Kinder vom virtuellen zurück ins wirkliche Leben bringen zu können. Außerdem soll kreative Beschäftigung – beispielsweise das Nähen für Puppen – den Kindern helfen, ihre viel zu oft dramatischen Erlebnisse verarbeiten zu können.

Nach Fertigstellung des Therapiezentrums soll das Haupthaus saniert werden. „Dabei sind wir auf die wohlwollende Begleitung des Bau- und Denkmalschutzamtes angewiesen“, sagt Schubert. Und kündigt gemeinsam mit Witt einen runden Tisch mit dem Bürgermeister sowie Vertretern der beteiligten Behörden an, bei dem sie ihr Projekt vorstellen und gemeinsam über konstruktive Lösungen beraten wollen.

Zum Konzept gehören genauso stationäre Unterbringungsmöglichkeiten – zum einen für Kinder im Alter zwischen drei und acht Jahren nach einer Inobhutnahme: Sprich nach der behördlich verfügten Trennung von ihren Eltern. Bis zu acht Plätze wollen Schubert und Witt schaffen – und genauso eine Wohngruppe für maximal acht Mädchen und Jungen einrichten, die von seelischer Behinderung bedroht sind.

Aktuelle Standorte bleiben bestehen

Möglichst schon im kommenden Jahr möchten der Geschäftsführer und der Projektleiter das Rittergut mit neuem Leben füllen. Die Standorte des Kinderheims „Die Kleinen Strolche“ in Asendorf mit derzeit 34 Plätzen bleiben bestehen. Vor allem Säuglinge und Kleinkinder, die geschützt und professionell betreut werden müssen, leben dort – zum Teil mit ihren Müttern. Hinzu kommen 30 Erziehungsstellen-Plätze in speziell geschulten Pflegefamilien. Mit den 16 weiteren Plätzen auf dem Rittergut steigt die Zahl also auf insgesamt 80.

Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das Schubert und Witt im historischen Ambiente verwirklichen wollen: 1328 sei das Rittergut erstmals erwähnt worden, betonen die beiden.

Trotzdem: Der bereits geplante Neubau in Asendorf mit 24 weiteren Plätzen ist nicht vom Tisch: „Zurzeit läuft die Änderung des Flächennutzungsplanes“, berichtet Schubert. In diesem Neubau sollen künftig Kinder betreut werden, die medizinische Probleme haben – sei es, weil sie auf die Versorgung mit Sauerstoff oder eine Monitor-Überwachung angewiesen sind. Dort sollen auch verletzte Jungen und Mädchen behandelt werden.

Doch eines stellen der Geschäftsführer und der Projektleiter unmissverständlich klar: Ohne Spender und Sponsoren lässt sich das Gesamtkonzept nicht realisieren. Deshalb hoffen sie, dass besagte weltweit tätige Firma („den Namen dürfen wir zurzeit noch nicht nennen“) mit ihrer Spende Schule macht.

Über ihre Pläne und ihr Konzept informieren sie im Internet.

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